Schnupperküsse: Roman (German Edition)
sollte.«
»Abgesehen von der Tatsache, dass du sie mir vorenthältst, die verabredeten Wochenenden immer wieder änderst, mich an der Nase herumführst …«
»Das ist nur ein Mal passiert!«
»Es nicht schaffst, dass unser Sohn nicht unentschuldigt der Schule fernbleibt …«
»Ich habe mein Bestes getan. Seit dem Problem mit Mr. Hughes bringe ich ihn jeden Morgen zur Schülerhilfe.«
»Und Georgia auf diesem Pony in ernste Gefahr gebracht hast …«
»Ich konnte nicht wissen …«
»Jennie, du taugst einfach nichts als Mutter!« Genauso gut hätte David mir ein Messer ins Herz stoßen können. »Ich habe meinen Entschluss nicht aus einer Laune heraus gefasst und bei den Kindern auch schon mal vorgefühlt – natürlich nicht direkt, sondern durch die Blume, ich will nicht, dass sie sich Sorgen machen. Ich denke, Adam und Sophie würden einem solchen Schritt sehr offen gegenüberstehen, bei Georgia bin ich mir nicht sicher …«
»Alle drei würden am Boden zerstört sein. Es wäre so, als müssten sie noch einmal die Scheidung durchleben.«
»Deshalb denke ich, ist es das Beste, wenn wir die Sache so schnell wie möglich hinter uns bringen.«
»Wenn du glaubst, ich werde es ihnen erklären, so wie die Scheidung, dann hast du dich getäuscht.«
»Darüber habe ich mir bereits meine Gedanken gemacht. Wenn sie das nächste Mal bei uns sind …«
»Du meinst dieses Wochenende? Wir haben dieses Wochenende verabredet.«
»Nein, ich meine das nächste. Alice möchte, dass ich mit ihr zu einer Brautausstellung gehe. Das ist zwar keine Veranstaltung, zu der ich unbedingt hingehen müsste, aber wenn man verliebt ist …«
»Oh, David, halt die Klappe!«, unterbreche ich ihn.
»Ich wollte sagen, dass ich mich dann mit den Kindern hinsetze und persönlich mit ihnen spreche. Wir beide können uns noch einmal mit dem Thema auseinandersetzen, wenn du in einer besseren Verfassung bist. Bis dahin wirst du von Ross gehört haben.« David hält inne. »Ich hoffe, wir können die Sache schnell und in gegenseitigem Einvernehmen lösen, ohne die Kinder noch einmal dem Trauma eines Familiengerichts aussetzen zu müssen.«
»Ich werde sie dir nicht kampflos überlassen«, stelle ich unnachgiebig fest.
»Ich habe mit einer solchen Reaktion von dir gerechnet. Warum schläfst du nicht noch einmal darüber?«
»Weil ich meine Meinung nicht ändern werde. Ich hasse dich, David. Du denkst immer nur an dich!«
»Tun wir das nicht alle – letzten Endes?«, sagt er ruhig.
Es muss David sein, der das Gespräch beendet. Danach stehe ich immer noch mit dem Hörer an mein Ohr gepresst da. Nach außen hin eine unbewegliche Statue, doch in mir toben die Gefühle.
An wen soll ich mich wenden, wen anrufen? – ich weiß es nicht. Ich kann nicht schlafen, nicht denken. Auch wenn ich vorher als Mutter alles andere als untauglich war, jetzt bin ich es. Ich sitze auf der Fensterbank in meinem Schlafzimmer und schaue zu, wie die Dämmerung langsam am Horizont aufzieht.
Ich lege meine Hand auf mein Sweatshirt und bin erstaunt, dass mein Herz unter meiner Brust immer noch schlägt und leise gegen meine Fingerspitzen klopft.
Wie bin ich nur in dieses Dilemma hineingeraten?
In der vergeblichen Hoffnung, dass David es sich noch einmal überlegt hat, rufe ich ihn an.
Als er den Hörer abnimmt, sagt er: »Jennie, ich hoffe, du machst mir jetzt hier keine Szene. Mein Entschluss steht fest. Ich werde das tun, was für unsere Kinder das Beste ist.«
»Was du denkst, was für unsere Kinder das Beste ist«, korrigiere ich ihn mit zittriger Stimme. Ich habe mir vorgenommen, ruhig und vernünftig zu bleiben, doch spüre ich mit jedem Atemzug, wie ich weiter meine Fassung verliere. »David, das kannst du nicht machen. Du kannst mir nicht die Kinder wegnehmen …«
»Ich nehme sie dir nicht weg. Du wirst immer noch Zeit mit ihnen verbringen können. Eine intensive Zeit«, fährt er fort. »Das ist doch der Begriff, den du immer verwendest, oder?!«
Ich lege auf, als ich merke, wie ich weine und dabei denke, dass meine Zeit mit den Kindern fast immer intensiv ist. Wenn Sophie zum Beispiel mit einem Korb Eier zu mir gelaufen kommt, die sie eingesammelt hat, oder Georgia mir den Smiley für ihre Hausaufgaben zeigt oder Adam mir zubrüllt, dass er mit Lucky spazieren geht.
Am liebsten würde ich Mum anrufen, damit sie mich wieder beruhigt und mir versichert, dass alles gut wird, doch ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht. Sie hat schon genug
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