Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Narzissen hervorsprossen, verlief hinter dem Trampolin nach unten und stieß am Ende auf eine dichte Buchen- und Lorbeerhecke, mit der der Garten unseres alten Hauses abschloss. Dahinter stieg die Böschung wieder ziemlich steil an, und ich hätte mir wie auf dem Land vorkommen können und nicht wie in der Stadt, nur ein paar Meilen vom Zentrum Londons entfernt, wären die Golfer mit ihren Golfwagen und die sich am Horizont abzeichnenden Hochhäuser nicht gewesen.
Adam kam vom Flur in die Küche gesaust, schmiss seinen Rucksack auf den Boden und griff nach einem der Löffelbiskuits.
»He, nicht so schnell«, gebot ich ihm Einhalt. »Die sind für deinen Vater zum Abendbrot.«
»Der wird schon nicht merken, wenn ein paar fehlen.« Adam beäugte sie hungrig. »Außerdem macht er gerade Diät, oder nicht?«
David achtete sehr auf sein Gewicht, was er an sich schon immer getan hatte, doch seit er vor einigen Monaten vierzig geworden war, schien er nahezu davon besessen zu sein. Meinen Plätzchen und Kuchen jedoch hatte er bisher nicht widerstehen können.
»Du darfst dir zwei nehmen, aber nicht mehr.« Adam lächelte mich an, und die Brackets seiner Zahnklammer, die er damals trug, blinkten mir entgegen. »Sag aber bloß nichts den Mädchen.«
»Was soll Adam uns nicht sagen?«, ertönte es von Georgia, die meine Gartenschuhe abstreifte und in den Hintereingang schleuderte. Hinter ihr kam Sophie auf nassen Strümpfen in die Küche geeilt und ging zielstrebig zu dem Kuchengitter mit den Plätzchen. »Adam!«, rief Georgia. »Was hat Mum zu dir gesagt? Warum bekommst du von den Löffelbiskuits?« Sie drehte sich mit ernstem Gesicht zu mir um. »Mum, uns hast du gesagt, wir dürften keine haben.«
»Das ist nicht fair!«, begann Sophie.
»Na gut«, lenkte ich schnell ein, da ich mich auf keine Diskussion einlassen wollte. »Zwei für jeden von euch, aber ihr esst auch zu Abend!«, fügte ich hinzu und schaute zu, wie die Plätzchen vom Kuchengitter verschwanden.
Georgia knabberte an ihrem Plätzchen, ein Abbild von Zurückhaltung in einem langen marineblauen Mantel.
»Die schmecken lecker«, verkündete Sophie und krümelte ihren Schulpullover voll. »Mummy, meine holländische Schulkameradin hat mir erzählt, bei ihnen heißen Löffelbiskuits Boudoirbiskuits. Was bedeutet ›Boudoir‹?«
»Das ist das Schlafzimmer einer Dame«, antwortete ich.
Sophie runzelte die Stirn.
»Warum hat eine Dame ihr eigenes Schlafzimmer?«, fragte sie ganz unschuldig. »Warum teilt sie sich es nicht mit ihrem Mann, so wie du und Daddy?«
»Vielleicht ist sie geschieden«, warf Georgia ganz sachlich ein. »Mrs. Webber hat letzte Woche fürchterlich geweint, weil ihr Mann sie verlassen hat.«
»Bist du dir da sicher?« Mrs. Webber, Georgias Lehrerin, hatte erst vergangenes Schulhalbjahr geheiratet. Ich konnte mich deshalb so gut daran erinnern, weil Georgia Stunden damit verbracht hatte, ihr eine Hochzeitskarte zu basteln.
»Sie war so durcheinander, dass sie sich bis zur Pause im Klassenschrank versteckte.«
Mir fielen Mrs. Webbers aufmunternde Worte am Rand von Georgias Schulheften ein. »Gut gemacht, Georgia! Tolle Arbeit! Du hast dich sehr angestrengt.« Und ich dachte mit einiger Selbstgefälligkeit, von der ich meinte, sie nach vierzehn Jahren Ehe verdient zu haben, dass Mrs. Webber sich offensichtlich nicht genügend Mühe gegeben hatte, ihre zu retten.
Später an diesem Abend ging Adam mit einem Freund aus, während die Mädchen oben schliefen, und ich mit David einen unserer seltenen Abende allein zu Hause genoss. Wir saßen nebeneinander auf einem der Sofas – die jetzt unter einer Plane in der Scheune stehen –, und David stocherte in seiner Zabaglione herum, die ich zu den Löffelbiskuits gemacht hatte. Er sah überhaupt nicht erschöpft aus, sondern gut wie eh und je – Typ Jude Law.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte ich ihn. »Schmeckt dir der Nachtisch nicht?«, fuhr ich fort.
»Nein, ich meine, ja. Er ist großartig, Jennie. Wie immer.« David stellte den Teller auf den Boden. »Es liegt an mir. Ich war heute Mittag mit einem Kunden essen und bin deshalb nicht so hungrig.«
»Macht nichts!«, seufzte ich und dachte daran, dass sich wenigstens die Kinder über die Löffelbiskuits gefreut hatten.
»Weißt du was, du solltest das Backen zum Beruf machen«, fuhr er fort. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu erkennen, da die Teelichter im Kamin abgebrannt waren. »Du kannst es so gut.«
Ich sah ihm seinen Mangel
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