Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Morgen seinen Anzug abholen, aber das Geschäft hat ihn in der falschen Größe bestellt. Ich wünschte mir, es würde nicht alles auf die letzte Minute geschehen. Ich hätte nichts dagegen, wenn schon die nächste Woche wäre und wir alles hinter uns gebracht hätten, außer natürlich den Flitterwochen.«
»Ich rufe wegen der Torte an«, sage ich, als ich zu Wort komme.
»Ist etwas damit?«
»Oh Penny, es tut mir so leid.« Ich stelle mir vor, wie ich mich gefühlt hätte, wenn mir jemand gesagt hätte, meine Hochzeitstorte würde sich vierundzwanzig Stunden vor dem großen Tag auf dem Boden einer Mülltonne befinden. »Ich kann mich nicht genug entschuldigen – und ich weiß auch nicht, wie es passiert ist –, aber der Hund hat die Torte gefressen.«
»Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«, sagt Penny mit eher scharfem Ton in der Stimme. Ich zucke zusammen und warte auf ihre weitere, sicher wütende Reaktion, denn ich wäre außer mir vor Wut. Nach langem Schweigen jedoch höre ich ein Kichern, und sie fährt fort: »Der Hund, sagen Sie? Oh, Jennie …«
»Ich habe deswegen ein ganz schlechtes Gewissen, Penny.«
»Regen Sie sich wegen mir nicht auf!«, sagt sie. »Es ist nur eine Torte, und ich kann das alles bestens nachvollziehen. Sally klaut auch fürchterlich. Letztes Jahr ist sie fast daran gestorben, weil sie das Weihnachtsessen stahl, und obwohl man meinen könnte, sie hätte aus dieser Erfahrung gelernt – immerhin war sie einige Tage beim Tierarzt –, ist sie unverbesserlich. An sich ist sie dazu da, mir zu helfen und mich zu bedienen, doch häufig bedient sie sich einfach nur meines Essens auf dem Tablett.«
»Ja, aber das hätte nicht passieren dürfen.« Ich habe ein Geschäft, das Backen ist mein Beruf. Luckys Eskapade lässt mich wie eine völlige Anfängerin erscheinen. »Der Hund hätte nicht in der Nähe der Küche, geschweige denn der Speisekammer sein dürfen.« Eines der Kinder – wahrscheinlich Adam – muss die Türen aufgelassen haben.
»Hunde sind wie Männer«, stellt Penny fest. »Man kann mit ihnen nicht leben, aber ohne sie auch nicht!«
Im Augenblick könnte ich sehr gut ohne Hund leben, schießt es mir durch den Kopf.
»Eine Hochzeit ohne Hochzeitstorte ist allerdings keine Hochzeit«, fährt sie nachdenklich fort.
»Ich weiß, und ich habe mir auch schon ein, zwei Alternativen überlegt – ich kann einen dreistöckigen normalen Biskuitkuchen oder einen aus Schokolade machen und ihn mit Buttercreme überziehen. Dann hätten Sie eine klassische Hochzeitstorte, die ich Ihnen selbstverständlich nicht in Rechnung stellen würde. Ihre Anzahlung bekommen Sie natürlich auch zurück. Oder ich backe Cupcakes für Sie – vielleicht haben Sie sie schon einmal in einer Brautzeitschrift gesehen – und verziere sie nach Ihren Wünschen. Arrangiert auf einer Etagere, die ich vorher besorgen und dann vor Ort aufstellen würde, könnten sie zu einem richtigen Blickfang werden.« Ich halte inne. »Die Entscheidung liegt natürlich ganz bei Ihnen. Ich würde auch völlig verstehen, wenn Sie unter diesen Umständen jemand anderen beauftragen würden …«
»Nein, das hört sich großartig an«, sagt Penny. »Und wäre mal was anderes. Schade nur, dass wir keinen Kuchen anschneiden können. Das wird schon fehlen.«
»Ich werde einen kleinen Kuchen backen und ihn ganz oben auf die Etagere stellen. Den können Sie dann mit Declan zusammen auf der Hochzeit anschneiden. So kommen auch die Kuchenaufsetzer noch zum Einsatz«, sage ich und entschuldige mich noch einmal.
»Egal! Solche Dinge passieren nun mal. Legen Sie los!«
»Alles Gute für morgen«, erwidere ich erleichtert.
Nachdem ich das Gespräch mit Penny beendet habe, kümmere ich mich um die Etagere. Ich rufe verschiedene Anbieter an und werde bei einem in Exeter fündig, wo ich sie morgen früh abholen kann. Dann lege ich los und backe in einer Geschwindigkeit, als hätte ich die Vorspultaste eines DVD -Recorders gedrückt. In der Spüle türmen sich im Nu die Rührschüsseln, Waagschalen, Löffel und Spachtel, und vor dem AGA stehen Cupcakebleche aufgereiht, um in den Ofen zu kommen. Ich fange an abzuspülen.
»Mum, fahren wir heute Abend nicht zu Daddy?«, fragt Sophie und hält eins der Hühner in den Armen.
»He, bring sofort den Vogel nach draußen!«, ermahne ich sie. Erst der Hund, und jetzt noch ein Huhn! Sollte der Arbeits- und Gesundheitsschutz das je herausfinden, könnte das für Jennie’s Cakes schlimme Folgen
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