Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
Vom Netzwerk:
auf Fürsorgeunterstützung angewiesen sind?«
    »Lieber Gott, Grace, ich weigere mich doch nur, mich in irgendeinem billigen Job zu vergraben. Schließlich bin ich nicht schwachsinnig, zum Teufel!«
    »Also gut, das gestehe ich dir zu. Ich habe es dir heute abend schon hundert Mal zugestanden und gestehe es dir auch weiterhin zu. Ich schlage ja nur vor …«
    »Also gut«, sagte er wütend, »such dir einen Job. Wenn du glaubst, daß du einen findest – von mir aus.«
    »Danke. Das ist wirklich sehr ermutigend.«
    »Was willst du denn noch von mir? Nicht genug, daß du mir die Eier abschneidest – soll ich sie dir auch noch mit Petersilie garnieren?«
    »Daß ich dir was abschneide?«
    »Eier. Männliche Symbole. H-O-D-E-N.«
    »Also, das ist nun wirklich das schiere Mittelalter! Die Vorstellung des Mannes in Waffen und der Frau als – als einer ständig ferkelnden Sau, die den Küchenfußboden wischt und …«
    »Das mit den Kindern scheint bei dir eingeschlagen zu haben, nicht wahr? Wovor hast du eigentlich Angst?«
    »Ich will kein Kind«, sagte Grace. »Ich finde vielmehr …«
    »Oh, ich weiß! Lieber Gott, ich kenne das! Alle deine Salben und Gelees und Röhrchen und Pessare – und Gott behüte, wenn es einmal zehn Minuten zu spät kommt, hu, dann werden die Fingernägel abgebissen bis zum Ellenbogen und die Haare werden gerauft …«
    »Ich will jetzt noch kein Kind«, sagte sie würdevoll.
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich will noch keins.«
    »Das habe ich gehört. Warum nicht? Würdest du mir das vielleicht sagen?«
    »Welche Begründung willst du hören? Ich habe ungefähr hundertzehn.«
    »Alle will ich hören. Heraus damit!«
    »Also gut«, sagte Grace, streckte die Hand aus und begann an den Fingerspitzen abzuzählen. »Erstens haben wir genau achtundvierzig Dollar auf unserem gemeinsamen Konto – achtundvierzig Dollar, und nächste Woche ist die Miete fällig. Zweitens, wie es scheint, bist du nicht in der Lage, eine Stellung zu finden …«
    »Also hör zu, Grace, wenn du damit noch einmal unterstellen willst, daß ich ein mongoloider Idiot bin …«
    »Das hast du gesagt, nicht ich. Drittens glaubte ich, du wolltest nach Paris gehen, und ich habe nicht die Absicht, diese Reise mit Extragepäck im Bauch zu unternehmen. Und viertens – ich weiß noch nicht einmal, wer ich selbst bin, und du willst ein Kind haben! Was sollte ich meinem Kind sagen? Deine Mutter weiß noch nicht, wer sie ist?«
    »Nun komm, Grace, du weißt, wer du bist. Sieh in deine Tabellen, sie sagen es dir. Schlag unter Saturn nach, im zehnten Haus des Stiers in Konjunktion mit Venus in der dritten Mondphase.«
    »Haha.«
    »Ich fand mich ausgesprochen witzig.«
    »Natürlich, ihr Steinböcke seid alle gleich.«
    »Gott, dein Bruder hat dich gewarnt, nicht wahr?«
    »Fang nicht von ihm an. Schließlich ernährt er seine Frau.«
    »Ja, wenn mein Vater die Hälfte aller Pferde der Welt besäße, dann könnte ich vielleicht auch hingehen und mein eigenes Büro aufmachen.«
    »Mein Vater hat ein Pferd; ein einziges.«
    »Und eine heißgeliebte Tochter, eine einzige, die in einer Wohnung an der Third Avenue dem Verhungern entgegensieht.«
    »Ach, zum Teufel damit«, sagte sie plötzlich. »Das ist einfach zu dumm. Es hat nicht einmal Sinn, mit dir darüber zu reden.«
    »Schön, dann lass es doch. Jedenfalls nehme ich nicht den ersten besten Job, der mir angeboten wird. Ich habe ein Recht zu wissen, wer ich bin und was ich bin. Das überlege dir bitte.«
    »Tut mir leid, wenn ich dein Image von dir selbst ins Wanken gebracht habe.«
    »Und komm mir nicht mit diesem Schulmädchengerede.«
    »Ich wußte nicht …«
    »Schön, dann weißt du es jetzt.«
    »Kann ich vielleicht in meiner eigenen Wohnung reden, ohne unterbrochen zu werden?« fragte sie wütend.
    »Entschuldige.«
    »Wenn du dich doch nicht immer hinterher entschuldigen würdest! Typisch Steinbock! Der arme, einsame, missverstandene, überempfindliche Jüngling, der vor Selbstmitleid nicht ein noch aus weiß!«
    »Ich habe gesagt, daß es mir leid tut.«
    »Ach, mir tut es ja auch leid«, sagte sie und fing an zu weinen. Er stand hilflos neben ihr an der Wand; die Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie wischte sich die Nase mit dem Ärmel ihres Bademantels, dann wandte sie das Gesicht ab und weinte still weiter. Schließlich zog sie die Nase hoch und sagte: »Hier drinnen zieht es. Würdest du bitte das Fenster zumachen?«
    »Wir haben vierundzwanzig …«

Weitere Kostenlose Bücher