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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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er.
    »Also, Mister, Schluß mit dem Blödsinn, ja? Sie haben meinen Mann gestern abend in irgendeiner Kneipe getroffen. Er hat Ihnen meine Nummer gegeben und gesagt, Sie sollten mich anrufen. So war es doch? Und nun sind Sie hier. Sie können ruhig mit dem Unfug aufhören.«
    »Ist – ist Sam Ihr Mann?«
    »Ja, ja«, sagte sie. »So etwas Ähnliches.« Sie hielt inne. »Wir leben getrennt. Hat er Ihnen das nicht gesagt?«
    »Nein, ich – ich weiß nicht, ob ich ihn getroffen habe.«
    »Und wie kämen Sie sonst zu meiner Nummer?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Irgendwer muß sie Ihnen doch gegeben haben, ja?«
    »Vermutlich.«
    »Haben Sie gestern abend getrunken?«
    »Ich weiß nicht, wo ich gestern abend gewesen bin. Ich bin heute morgen im Central Park aufgewacht; mehr weiß ich nicht.«
    Einen Moment lang starrte sie ihn neugierig an, den Kopf zur Seite gelegt; dann sagte sie: »Ich glaube, das Kaffeewasser kocht«, erhob sich massig und ging in die Küche. Aus der Küche rief sie: »Wie nehmen Sie den Kaffee, Mister?«
    Er saß ganz still in dem häßlichen braunen Sessel und hörte ihre Worte. Zum ersten Mal, seit er an diesem Morgen erwacht war, packte ihn Verzweiflung. Mit gesenktem Kopf schaute er auf seine verkrampften Finger. Sie trat aus der Küche in die Tür, den Kaffeetopf in der Hand und sagte: »Also, wie nehmen Sie den Kaffee?«
    Plötzlich fing er an zu weinen. Er war nicht darauf vorbereitet; als er die Tränen über seine Wangen rinnen spürte, drehte er das Gesicht zur Seite, damit sie sie nicht sähe. Doch das Schluchzen, das seine Brust, seine Schultern erschütterte, konnte er nicht verbergen; sie stand sprachlos in der Tür und starrte ihn verwirrt und voll Zuneigung an. Das stoßweise Schluchzen, das seinen ganzen Körper schüttelte, preßte ihm die Tränen aus den Augen. Sie trat wieder in die Küche, um den Topf auf den Herd zurückzustellen; dann kam sie wieder herein, trat zu dem großen braunen Sessel, in dem er saß. Sie hockte sich neben ihn, legte beide Arme um ihn, zog seinen Kopf an ihre volle Brust, weich unter dem gesteppten Morgenrock, und sagte: »Aber, aber, was ist denn nun los, kommen Sie, kommen Sie, was ist los? Kommen Sie, nun hören Sie schon auf, bitte, das geht doch nicht, nun kommen Sie schon.«
    Er schluchzte, den Kopf an ihrer Brust, versuchte seine Stimme wieder zu finden und sagte dann in das Schluchzen hinein: »Ich weiß nicht, wie ich ihn nehme.«
    »Was?« sagte sie verwirrt.
    »Meinen Kaffee«, antwortete er. »Ich weiß nicht, wie ich ihn nehme.«
    »Wie?« fragte sie.
    »Meinen Kaffee«, wiederholte er, und plötzlich fing sie an zu lachen. Das Lachen brach wie raues Bellen aus ihrem Mund. Ihre Brüste bebten, ihr Leib bebte, sein Kopf an ihren Brüsten bebte; jede krampfartige Woge des Lachens, die ihren Körper erschütterte, ließ ein seismisches Echo in ihm nachzittern, bis auch er wie unter osmotischer Wirkung zu lachen schien und dann tatsächlich selber lachte. Sie lachten zusammen, während sie ihn heftig und schützend an ihre Brust drückte; sein Lachen stieß zwischen Schluchzern hervor, als wäre er noch nicht sicher, ob er lachen oder weiterweinen sollte. Ihr Lachen war wie eine warme Lautdecke, die sich sanft über seine Ohren breitete, und an seiner Wange, gegen ihre schwere Brust gepresst, widerzuhallen schien.
    »Du lieber Gott«, sagte sie. »Sie wissen nicht, wie Sie Ihren Kaffee nehmen!«
    »Ja«, sagte er, grinsend, lachend, weinend.
    »Ach, du liebe Mutter Gottes.«
    »Ja«, sagte er.
    »Du lieber Himmel«, sagte sie, preßte ihn an sich, küßte seinen Scheitel, überschüttete sein Gesicht mit Lachen und Küssen, weinte nun selber nach der Anstrengung ihres explosiven Gelächters. »Ja«, sagte er, und sie sagte: »Du lieber Gott«, und er sagte wieder »ja«; dann lachten sie ein paar Augenblicke fast lautlos; das Lachen verebbte und dann waren sie wieder still. Er hielt den Kopf an ihre Brust gelehnt. Sie streichelte sein Gesicht mit ihrer massigen Hand. An ihrer Brust fühlte er Wärme und Sicherheit. Es drängte ihn, den Morgenrock zur Seite zu ziehen und seine Wange an der Weiche ihrer Brüste ruhen zu lassen; er fürchtete nur, daß sie ihn missverstehen würde. Doch dann wußte er plötzlich, daß sie ihn nicht missverstand. Plötzlich liebte er diese massige alternde Gloria mit ihren Lockenwicklern, ihrem gesteppten Morgenrock, ihren törichten Pomponpantöffelchen und ihrer vollen, weichen, warmen Brust, an die er den Kopf

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