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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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stellte die Suppenteller zusammen, räumte sie in die Spüle und holte zwei Flaschen Fäßla -Bier aus dem Kühlschrank. Manchmal benahm er sich, als wäre er hier zu Hause.
    »Sie trinken eins, oder? Nach dem Chemiecocktail können Sie nichts Besseres kriegen. Garantiert nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut. Spült die Nieren sauber.«
    Er öffnete die Flaschen und stellte eine vor Katinka hin. Er selbst trat ans Fenster und sah hinaus. Sein Blick war hellwach wie eh und je. Hinter seiner Stirn rasten die Gedanken durch die Neuronenbahnen, Ka-tinka konnte sich das Feuerwerk an Elektronen förmlich vorstellen.
    »Es passt doch nicht zusammen«, sagte Hardo. »Sollte Henryk mit Hilfe einer Komplizin Frauen aufreißen?«
    Katinka zuckte die Schultern.
    »Klingt nicht besonders logisch.« Sie nahm einen Schluck Bier.
    »Genau. Frauen zum Aufreißen gibt’s genug, auch so, ohne vorbereitende Maßnahmen.«
    »Sie scheinen sich ja auszukennen!«, sagte Katinka gereizt.
    Hardo zog eine Grimasse.
    »Kommen Sie schon. So ist das nicht gemeint. Es gibt doch genug Kneipen, wo die Leute hingehen, um jemanden für eine Nacht aufzustöbern.«
    »Ja, ja. Da gibt es spezielle Kneipen, habe ich von Kunden gehört. Zum Beispiel einen ganz bestimmten Bierkeller in … ach, sei’s drum.«
    »Und was die Theorie Nummer eins betrifft: Sie erscheint mir logischer, aber ich verstehe nicht, weshalb Ines Ihnen einen falschen Namen nennt und sich weigert, ihre Telefonnummer oder Adresse zu hinterlassen.«
    »Dass eine Frau ihren Ehemann oder Geliebten beschatten lässt«, sagte Katinka, »wird allmählich zum Alltag.«
    Hardo setzte sich, stand aber gleich wieder auf. Es hielt ihn nicht auf seinem Stuhl.
    »Es wäre doch denkbar«, überlegte Katinka, »dass Henryk mich ausschaltet, als er merkt, dass seine Frau ihm auf den Fersen ist. Er entdeckt meine Waffe, klaut sie und aus die Maus.«
    »Waffe stehlen als Gelegenheitsklau?« Hardo strich sich über seinen kahlen Schädel. »Ich weiß nicht recht.«
    »Was denn sonst? Glauben Sie etwa, Henryk war schon die ganze Zeit auf der Suche nach einer Waffe und wartete nur ab, bis eine Privatdetektivin hinter ihm her war, um ihr die Pistole aus dem Holster zu fummeln?«
    Der Kommissar räusperte sich.
    »All Ihre Papiere, Ihr Geld, Ihr Handy sind noch da«, gab er zu bedenken. »Nur die Waffe ist gestohlen. Wenn Gelegenheit Diebe macht, warum nicht auch gleich fünfzig Euro einsacken und einen Ausweis, den man teuer verhökern kann?«
    Katinka hatte keine Antwort darauf. Sie betrachtete Hardo. Er war nervös, auf seine eigene, unterdrückte Art. Äußerlich wirkte er gelassen, aber Katinka kannte ihn gut genug. Sie bemerkte, wie sein Kinn sich spannte, seine Finger gegen die Bierflasche klimperten, wie er mit der anderen Hand über das Fensterbrett fuhr. Seine grauen Augen schienen unablässig auf der Suche, scannten die Küche, wandten sich dann der Straße unten zu. Er kniff die Lider zusammen, sah in die Dunkelheit hinaus und ließ seine Augen wieder zurückkehren, wo sie erneut die Küche ausleuchteten. Er stellte die Flasche ab und sagte:
    »Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als abzuwarten, dass Ines alias XY sich meldet. Wenn sie es nicht tut, dann ist sie eine Komplizin. Wenn doch, dann ist was dran an der Untreuetheorie. Oder sie will ihn aus anderen Gründen beschattet haben.«
    Sie kamen vom Thema ab und redeten halbherzig über dies und das. Schließlich begleitete Katinka den Kommissar zur Haustür, nachdem sie ihm hoch und heilig versichert hatte, zurechtzukommen.
    »Sagen Sie’s nicht«, bat Katinka, als sie ihm die Tür aufhielt.
    Er sah sie verdutzt an.
    »Habe ich was verpasst?«
    »Nein. Ich wollte Sie nur bitten: Sagen Sie’s nicht. Sagen Sie nicht, dass ich auf mich aufpassen soll. Das sagen Sie immer und ich tu’s ja.«
    Er lachte, küsste sie kurz auf die Wange, stieg in sein Auto und fuhr davon.
    Katinka stopfte ihre dreckigen Klamotten in die Waschmaschine. Das Rauschen, als das Wasser zufloss, erinnerte sie an das Gurgeln des Flusses draußen bei der Gaustadter Schleuse. Kaltes, todbringendes, abscheuliches Wasser. Sie zwang sich, stehen zu bleiben und zuzuhören. Das ist nur eine Waschmaschine, beruhigte sie sich. Nur eine Waschmaschine.
    Als die Trommel sich langsam in Bewegung setzte, ging sie ins Schlafzimmer. Sie rollte sich in Toms Bett zusammen, um seinen Geruch in der Nase zu haben. Der Kater hüpfte aufs Bett.
    »Vishnu, alte Hütte«, murmelte

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