Schoen wie Kaesekuchen
einzige Falte. Geschweige denn Cellulitis. Wo ist da also ein Problem?«, erwidere ich aufgebracht. Wenn es etwas gibt, dass ich absolut nicht vertrage, dann ist es ungerechtfertigte Kritik an meinem Aussehen. Der hört sich ja schon an wie Etiennes Mutter!
»Ich will jetzt augenblicklich nach Hause! Ihr dürft mich überhaupt nicht länger hierbehalten, der Rat hat gesagt, ich darf zurück!« Wütend stampfe ich mit dem Fuß auf. Bestimmt sehe ich dabei aus wie eine Dreijährige.
Zu meiner Überraschung stimmt mir Samson zu: »Sie hat recht, Petrus. Du hast die Anweisungen doch gehört. Schicken wir sie dorthin zurück, wo sie hingehört.« Vielleicht habe mich doch in ihm geirrt und er ist gar kein so übler Kerl.
»Sie dürfen aber niemandem von dem erzählen, was Sie hier erlebt haben, Monique«, fährt Samson an mich gewandt fort. »Nicht, dass es Ihnen jemand glauben würde, aber es ist besser, wenn Sie selbst diese unangenehme Sache so schnell wie möglich vergessen.«
»Das versteht sich von selbst«, entgegne ich noch immer verblüfft angesichts Samsons plötzlichem Gesinnungswandel. »Ich möchte meine nächsten Jahre auf der Erde nicht in einer Irrenanstalt verbringen. Sonst hätte ich auch hier bleiben können. Also dann mal los jetzt, ich kann es gar nicht mehr erwarten, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.«
Ich beuge mich hinunter und schließe den überrascht dreinblickenden Bernd in die Arme. Wenn ich das nächste Mal sterbe, holst du mich bestimmt wieder ab, nicht wahr?«
Verschämt tupft sich der kleine Rossignolino eine Träne aus dem Augenwinkel. »Selbstverständlich nehme ich dich dann wieder in Empfang. Ich freue mich schon, wenn es soweit ist.«
Petrus tritt einen Schritt vor und reicht mir feierlich die Hand. »Wie Bernd schon bemerkte, sehen wir uns ohnehin bald wieder, meine Liebe. Dann bleiben Sie etwas länger bei uns und können den Himmel hoffentlich mehr genießen, als bei Ihrem ersten Besuch.«
Anstatt eines Händedrucks falle ich Petrus um den Hals. »Merci beaucoup, Saint Pierre. Vielen Dank für alles!«
Dass er angesichts meiner stürmischen Umarmung mädchenhaft errötet, führe ich darauf zurück, dass man als Heiliger nicht allzu viel Erfahrung mit dem anderen Geschlecht hat.
»Monique, was Sie vielleicht noch wissen sollten …«, fängt Petrus an, wird aber von Samson unterbrochen.
»Genug der Gefühlsduselei, Petrus. Die junge Dame will doch so schnell wie möglich zurück in ihr Leben, da wollen wir sie doch nicht unnötig aufhalten. Es hat mich ganz besonders gefreut, eine so liebenswerte Person kennenzulernen. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Monique“, wirft Samson mit so auffälliger Liebenswürdigkeit ein, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen.
»Äh … ja, es hat mich auch sehr gefreut.«
»So, dann schicken wir Sie mal zurück nach Hause. Keine Angst, es geht ganz schnell«, verspricht mir Samson. »Bist du soweit, Petrus?«
In meinem Kopf breitet sich ein immer lauter werdendes Summen aus. Ob mich vielleicht ein gigantischer Bienenschwarm zurück auf die Erde bringt? Bald darauf ist das Summen so laut, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Ich spüre, wie das angenehme Gefühl der Leichtigkeit nachlässt und ich schwerer werde. Plötzlich reißt die Wolkendecke unter mir auf. Wie ein Stein falle ich ins Bodenlose.
Kapitel 6
»Huhu, wachen Sie auf, junge Frau! Können Sie mich hören?« Verdammt, habe ich Kopfschmerzen. Ich fühle mich, als wäre ich gerade eben von einem LKW überrollt worden.
»Ach Bernd, was willst du denn schon wieder? Ich dachte, ich darf nach Hause«, grummele ich und richte mich etwas auf. Ich blicke direkt in zwei Schweinsäuglein, die zwar auch in einem überaus rundlichen Gesicht sitzen, aber keineswegs dem Rossignolino gehören. Vielmehr schaue ich in das Gesicht einer mir völlig unbekannten Frau.
»Juchu, soll das heißen ich bin zurück in Berlin? Nicht mehr auf der Wolke?«
»Herrje, Sie scheinen sich aber ordentlich den Kopf gestoßen zu haben. Ein Glück für Sie, dass der LKW noch rechtzeitig bremsen konnte. Sonst wären sie jetzt platt wie eine Flunder,« fährt die Frau fort und hilft mir wieder auf die Beine. Erst jetzt fällt mir auf, dass wir von einer Menschenmenge umgeben sind, die mich sensationslüstern anstarrt.
»Nun gehen Sie schon weiter“, ruft meine Retterin in die Menge Schaulustiger. »Es gibt hier nichts zu sehen. Keine Toten, keine Verletzten. Wie die Geier. Als
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