Schoen wie Kaesekuchen
Lukas würde in einem satten Blauton bestimmt unglaublich sexy aussehen. Ich möchte wetten, da wären am Sonntag nicht länger nur alte Leutchen in der Kirche.
»Ich danke Ihnen, Vater Lukas, aber ich komme schon zurecht. Auch wenn es im Moment vielleicht nicht danach aussieht.« Ich stehe auf, bekreuzige mich noch einmal in Richtung des großen, goldenen Kruzifixes, das über dem Altar hängt, und gehe zum Ausgang.
»Ich würde es mal mit etwas Joghurt versuchen«, ruft mir Pfarrer Lukas hinterher.
Verwirrt bleibe ich stehen und drehe mich noch einmal um. »Äh, bitte was soll ich?«
»Joghurt ist ein altes Hausmittel und hilft bei Hautausschlägen und Rötungen. Ich dachte, das sollten Sie einmal probieren. Ich meine, wegen Ihrem … ähm … Sie wissen schon.«
»Oh, ach das. Ja, anscheinend verträgt diese Person, äh … also ich meine, ich habe eine Allergie gegen mein Make-up, wie es aussieht. Das mit dem Joghurt versuche ich mal. Vielleicht habe ich Glück und es hilft. Und wegen der Armen …« Schuldbewusst deute ich auf den Opferstock. »Nächstes Mal bringe ich etwas mehr mit, versprochen.«
Ich krame in der Hosentasche nach dem Geld, das eigentlich für die Busfahrt gedacht war. Bevor ich es einwerfen kann, hält mich Pfarrer Lukas zurück: »Behalten Sie das Geld lieber. Gott mag Schwarzfahrer nämlich überhaupt nicht.« Wissend lächelt er mir zu.
»Wenn das so ist, haben Sie wahrscheinlich recht. Gottes Zorn ist das Letzte, was ich brauche. Nochmals vielen Dank, Pfarrer Lukas.« Ungeschickt drehe ich mich herum, wobei ich mich auf dem glatten Kirchenboden fast auf den Hintern setze, und trete durch die schwere Eingangspforte wieder ins Freie.
Für einen Augenblick bin ich von dem Licht geblendet und habe das Bedürfnis, mich wieder in die dunkle Geborgenheit der Kirche zurückziehen. Trotz Sonnenschein und warmen Sommertemperaturen überkommt mich ein Gefühl der Verzweiflung. Ich war mir doch so sicher, dass ich von hier aus Bernd oder Petrus erreichen würde. Was soll ich jetzt bloß machen? Mutlos und alles andere als elegant, lasse ich mich auf die Stufen der Treppe niedersinken. Wäre es nicht doch besser, sich dem Pfarrer anzuvertrauen? Es ist doch nicht auszuschließen, dass er eine Lösung für mein Problem weiß. Andererseits ist es vermutlich sogar für einen Pfarrer zu viel, wenn man ihm erzählt, dass man heute Morgen im Himmel war und versehentlich in einem anderen Körper zurückgeschickt wurde. Trotzdem habe ich doch gar keine andere Wahl, als ihm alles zu erzählen. Gerade als ich aufstehen will, um zurück in die Kirche zu gehen, höre ich ein schrilles Maunzen und eine getigerte Katze springt auf das Geländer, das zur Kirche heraufführt. Aber natürlich, das ist die Lösung! Dass ich da noch nicht vorher drauf gekommen bin!
Zuversichtlich springe ich auf und gebe einen kleinen Freudenschrei von mir. Die getigerte Katze wirft mir angesichts dieser Störung einen empörten Blick zu und verschwindet in dem Gebüsch, aus dem sie zuvor aufgetaucht war.
Der Tod kann mir bestimmt helfen. Der hat mir das doch auch alles eingebrockt. Nur, wie genau findet man den Tod? Ich kann es ja einmal im Tierheim versuchen. Dieser Gedanke zaubert mir sogar in dieser unangenehmen Situation ein fieses Grinsen ins Gesicht. Selbstmord scheidet wohl aus. Das könnte ich nicht über mich bringen. Nicht einmal mit diesem unansehnlichen Körper. Außerdem wäre ich dann vermutlich wirklich tot und könnte gar nicht mehr zurückgeschickt werden. Es bleibt mir nichts anders übrig, als dem Tod irgendwo aufzulauern. Jetzt wo ich weiß, wie er aussieht, dürfte das kein Problem sein.
Ich bin so tief in meine Gedanken versunken, dass ich kaum merke, wie ich in den Bus steige und kurze Zeit später schon wieder meine Wohnungstür aufschließe. Soll ich nachts über Friedhöfe schleichen, in der Hoffnung dort auf einen schwarzen Kater zu stoßen? Ob sich der Tod in seiner Freizeit überhaupt dort aufhält oder findet man ihn doch eher in der Katzenabteilung im Zoogeschäft?
Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits halb zwölf ist, und mahnt mich zur Eile. So schnell werde ich den Tod jetzt ohnehin nicht auftreiben können, also versuche ich jetzt erst meinen Job zu retten. Ah, aber bevor ich überhaupt irgendetwas tue, muss ich dieses grauenhafte Jucken los werden!
Was hatte Pfarrer Lukas mir empfohlen, Joghurt? Nur gut, dass zuckerfreier Naturjoghurt mit zu meinen Hauptnahrungsmitteln
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