Schoen wie Kaesekuchen
Freunde doch da, oder?«
»Ach, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Du rettest mir echt den Arsch! Das mache ich wieder gut, versprochen!«
»Mach dir einfach einen schönen Tag und komme einfach wieder, wenn es dir besser geht, ja?« Dieser merkwürdige Unterton in ihrer Stimme, lässt mich aufhorchen.
»Ähm, du weißt schon, dass ich kein Alkoholikerin bin, oder?«
»Lass‘ uns da einfach drüber reden, wenn du wieder da bist. Ich muss weiterarbeiten. Ich melde mich später noch mal.«
Was soll‘s, dann denkt meine Freundin jetzt halt, ich hätte ein hochprozentiges Problem. Hauptsache ich habe noch etwas Zeit, um mir zu überlegen, wie ich aus diesem Körper hier herauskomme. Also ich muss eigentlich nur den Tod finden. Und wo findet man den Tod? Natürlich! Das ich da nicht eher drauf gekommen bin! Der Tod ist da, wo Menschen sterben und wo könnte das sein, wenn nicht in einem Altenheim?
Schnell schnappe ich mir mein iPhone und googele nach Heimen in meiner Nähe. Da haben wir doch schon eins: Nur ein paar Straßen weiter befindet sich das Haus Spreewaldblick. Na dann, weiß ich ja jetzt, was ich zu tun habe.
Kapitel 10
E ine viertel Stunde später sitze ich erneut in einem Bus, weil ich nicht riskieren kann, dass mich jemand in meinem Auto sieht und fahre Richtung Altenheim.
Ich steige an der Haltestelle aus und schaue mich um. Wie genau ich jetzt vorgehe, habe ich mir leider noch nicht überlegt. Das Haus Spreewaldblick sieht für ein Alten- und Pflegeheim überraschend untypisch aus. Der Bau scheint relativ neu zu sein, hat großzügige Fensterflächen und liegt in einem hübschen, kleinen Garten. Es gibt weder Gitter vor den Fenstern noch ist der Garten von einem besonders hohen Zaun umgeben.
Während ich langsam auf den Eingang zu schlendere, versuche ich den Anschein eines gewöhnlichen Besuchers zu erwecken. Wie hoch wohl die Wahrscheinlichkeit ist, dass ausgerechnet heute jemand stirbt? Und was mache ich, wenn das nicht der Fall ist? Ich beschließe erst einmal eine kleine Runde durch den Garten zu drehen, um mir einen Überblick zu verschaffen.
Zwischen akkurat angeordneten Rosensträuchern und Buxbäumen stehen Bänke, auf denen einige ältere Herrschaften sitzen und die Sonne genießen. Na also, so schlimm kann das Älterwerden doch nicht sein. Auf mich machen die alle einen ganz entspannten Eindruck. Aber vielleicht haben die auch nur ausreichend Beruhigungsmittel zum Frühstück bekommen.
Während ich auf der Suche nach dem Tod durch den Garten wandere, höre ich auf einmal eine mir wage vertraute Stimme: »Herr Michailowitsch, so bleiben Sie doch bitte stehen.«
Ich drehe mich um, damit ich die Person ausfindig machen kann, zu der die Stimme gehört. Zu meinem Erstaunen sehe ich eine kräftige Frau, die hinter einem etwa 80-jährigen Mann herläuft. Auch wenn sie mindestens 40 Jahre jünger ist als der Flüchtende, scheint dieser ihr an Ausdauer deutlich überlegen zu sein. Als er an mir vorbeiflitzt, kann ich deutlich das belustigte Grinsen in seinem Gesicht sehen. Die Verfolgungsjagd scheint ihm ganz offensichtlich Freude zu bereiten.
In großem Abstand kommt die Pflegerin hinterhergelaufen, deren Gesicht bereits eine bedenklich rote Farbe angenommen hat und deren Atem klingt wie eine alte Dampflok. Als sie auf meiner Höhe angekommen ist, bremst sie abrupt ab und schaut mich verblüfft an. »Monique, was machen Sie denn hier? Das ist aber ein Zufall, dass wir uns schon wieder treffen.«
Einen Moment lang starre ich sie unhöflich an, ehe mir klar wird, dass es sich um die Vorstadt-Mami handelt, die mir heute Morgen so engagiert zur Seite gestanden hat.
»Ach, äh ja, was ein Zufall, äh …« Fieberhaft suche ich in meinem Kopf nach ihrem Namen, der mir aber partout nicht einfallen will. »Meine Lebensretterin!«
»Connie. Ich heiße Connie. Was machen Sie denn hier, Monique? Wollen Sie einen Verwandten besuchen?«
»Ja, äh, nein, also doch, gewissermaßen«, stottere ich unbeholfen. »Ich bin mehr auf der Suche nach jemanden.«
»Da kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen. Ich arbeite schon seit zehn Jahren hier und kenne jeden Bewohner persönlich. Wenn Sie einen Moment warten, ich muss nur kurz dafür sorgen, dass Herr Michailowitsch seine Tabletten nimmt. Vorausgesetzt ich erwische ihn.«
»Nein, nein, nur keine Umstände«, wehre ich ab. Mir fällt eine alte Frau auf, die auf einer der zahlreichen Bänke sitzt und angeregt in einer Zeitschrift blättert. Direkt
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