Schoen wie Kaesekuchen
gibt.«
Angesichts dieses völlig unverdienten Lobes, das dennoch heruntergeht wie Öl, schäme ich mich zwar ein wenig, aber etwas anderes ist mir nun einmal nicht eingefallen.
»Naja, wissen Sie, die Dame ist schon etwas älter und hat sonst niemanden mehr. Und jetzt wo auch noch ihr über alles geliebter Kater davongelaufen war, musste sich doch jemand um sie kümmern.« Wunderbar, jetzt bin ich nicht mehr nur Katzenretterin, sondern auch noch Samariter für alleinstehende alte Damen. Wieso nur beschleicht mich das unangenehme Gefühl, dass mich diese kleinen Notlügen der Hölle näher gebracht haben?
»Das freut mich wirklich, Monique. Wissen Sie, ich sehe hier jeden Tag so viele alte Leute, die von ihren Angehörigen alleine gelassen werden, da freut man sich umso mehr, wenn man Leute wie Sie trifft, denen ihre Mitmenschen nicht völlig egal sind.«
Okay, geschafft. Jetzt fühle ich mich wirklich schlecht. »Ach, das ist doch nichts Besonderes«, versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen. »Ich muss jetzt auch weiter, bevor mir der kleine Ausreißer noch einmal abhandenkommt. Es hat mich auf jeden Fall gefreut Sie wieder zu treffen, Connie.«
»Dann übergeben Sie den kleinen Racker mal seinem Frauchen. Da wird die Freude bestimmt riesengroß sein. Für solche Momente lohnt es sich doch, kleine Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, nicht wahr? Ach und das Angebot mit dem Kaffee steht nach wie vor!«
»Klar, das machen wir auf jeden Fall. Wir sehen uns dann bald mal. Au revoir.«
Puh, da bin ich gerade noch einmal aus der Nummer herausgekommen. Die denkt doch immer noch, dass ich nichts Besseres zu tun habe, als mich mit ihr zum Kaffeeklatsch zu treffen. Darauf kann sie lange warten.
Für das Erste erleichtert steuere ich den Ausgang an. Kaum bin ich draußen, setze ich den Tod ab. »Gevatter Tod, euch ist da ein Fehler unterlaufen! Schau mich doch nur einmal an! Das müsst ihr sofort ändern!«
Ohne Eile setzt sich der Tod hin, putzt sich in aller Seelenruhe die Vorderpfoten, ehe er sich dazu herablässt, mich einmal näher anzuschauen. »Wieso denkst du, wir hätten einen Fehler gemacht?«
»Hallo? Ist dir nicht aufgefallen wie ich aussehe?«, pflaume ich ihn an. »Außerdem sind Fehler bei euch da oben doch an der Tagesordnung und bei mir hast du eh gepfuscht!«
»So, so, gepfuscht habe ich also?« Fies grinst er mich an. »Ich denke eher, ich habe deinen Fall sehr sorgfältig behandelt.«
»Was willst du damit sagen? Sieht das etwa nach Sorgfalt aus?« Demonstrativ drehe ich mich einmal um die eigene Achse.
»Meine liebe Monique, ich dürfte dir das eigentlich gar nicht sagen, aber denk‘ doch mal darüber nach, ob man dich vielleicht bewusst in diesem Körper zurück geschickt hat?«
Begriffsstutzig schaue ich ihn an. »Das macht doch keinen Sinn. Warum sollte man so etwas tun? Das ist doch gemein!«
»Sagt dir der Name Charles Dickens etwas?«
Verständnislos schaue ich den Tod an. Will er jetzt mit mir über Literatur quatschen oder mein Allgemeinwissen testen? Langsam glaube ich wirklich, die im Himmel haben alle etwas an der Waffel. »Natürlich, kenne ich Dickens. Die Geschichte um Ebenezer Scrooge haben wir sogar in der Schule aufgeführt. Ich verstehe aber wirklich nicht, was das für eine Rolle spielt.«
»Bei allen Heiligen, wie kann man denn das nicht kapieren?«, empört richtet sich der Tod auf, springt auf eine Mülltonne. »Worum geht es denn in dem Stück?«
»Der Geist der vergangenen Weihnacht, der Geist der gegenwärtigen Weihnacht und der Geist der zukünftigen Weihnacht besuchen den bösen Mr. Scrooge. Der sieht in den Visionen, welch schlechter Mensch er ist und wie er enden wird, wenn er sein Leben nicht ändert,« gebe ich brav die Handlung der Geschichte wieder und hoffe den Tod mit meinem Wissen beeindruckt zu haben.
»Und was könnte das nun mit dir zu tun haben?«
»Kein Ahnung, willst du vielleicht behaupten, ich bin ein schlechter Mensch?« Das kann doch nicht deren Ernst sein! »Erst neulich habe ich unserer Putzfrau zehn Euro extra gegeben und vorletztes Jahr habe ich sogar 50 Euro an irgendwelche armen Kinder in Afrika gespendet! Das ist doch mal wieder ein Irrtum von euch!«
»Und das alles hast du in den letzten zwei Jahren geleistet? Ich bin wirklich beeindruckt, du Mutter Teresa!« Gelangweilt wendet er sich ab und schnuppert interessiert an der Mülltonne. Ich kann mir nicht helfen, aber das hörte sich doch recht sarkastisch an.
»Gut, okay, ich
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