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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
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höchstens fünf Minuten weg!
    »So, Sie wollten zahlen?«
    »Was? Ja, aber meine Tasche ist weg! Gestohlen!«
    »Wie, gestohlen?« Skeptisch schaut mich der unverschämte Kellner an.
    »Gestohlen. Geklaut. Geraubt. Was gibt es denn da nicht zu verstehen?« Wütend funkele ich ihn an.
    »Das kann ja jeder behaupten. Mich interessiert nur, dass Sie den Kaffee und das Baguette bezahlen.«
    Ich traue meinen Ohren kaum. Da werde ich hier in diesem Saftladen bestohlen und dann kommt der mir noch so. »Wer sagt mir denn, dass Sie es nicht waren und es ausgenutzt haben, als ich zur Toilette bin? Sie konnten es ja kaum abwarten, bis ich meinen Platz verlassen habe!«, gehe ich zum Angriff über.
    Er schaut mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Ja, genau und vorher habe ich Ihnen Schlafmittel in den Kaffee gekippt und Ihren Kopf in die Tasse gedrückt.«
    »Naja, jedenfalls habe ich jetzt kein Geld mehr.« Traurig schaue ich ihn an und quetsche eine Träne heraus. Versuche ich es eben auf die Mitleidstour.
    »Nicht mein Problem. Rufen wir eben die Polizei. Ich bezahle das bestimmt nicht von meinem mickrigen Gehalt.«
    Polizei? Wegen einem Baguette und einem Kaffee? Der spinnt ja wohl! Ehe ich verstehe, was ich da mache, nehme ich die Beine in die Hand und laufe los.
    »Heh! Komm zurück, du Schlampe!«
    Verdammt, was tue ich denn da? Erst die Klamotten, jetzt der Kaffee. Überfalle ich als nächstes vielleicht eine Bank?
    Tapfer ignoriere ich den stechenden Schmerz in meiner Seite und flitze weiter. Ich habe das ungute Gefühl, dass mir der aufgebrachte Kellner dicht auf den Fersen ist. Ich biege um eine Ecke und bringe mich geistesgegenwärtig hinter einer Abfalltonne in Sicherheit. Kaum bin ich in Deckung gegangen, rennt auch schon der Kellner an mir vorbei. Puh, Glück gehabt. Fast hätte er mich erwischt.
    Ich warte noch zehn Minuten, ehe ich mich wieder aus meinem Versteck hervorwage. Angeekelt schnuppere ich an mir selbst. Na prima, jetzt sehe ich nicht nur aus wie aus der Tonne gezogen, jetzt rieche ich auch so.

    * * * *

    Ich wandere noch eine weitere Stunde planlos durch Berlin, aber außer einer alten Dame über die Straße zu helfen, verbringe ich keine weiteren Glanzstücke. Das mit den guten Taten gestaltet sich doch deutlich schwieriger, als ich angenommen habe. Gerade als ich Inbegriff bin einer japanischen Reisegruppe, die etwas verloren vor einem Stadtplan steht, meine Hilfe anzubieten, klingelt mein Handy. Was ein Glück, das es nicht in meiner Handtasche war. So bin ich wenigstens noch erreichbar.
    »Allô?«
    »Moni, wo steckst du denn? Wir haben schon Essen bestellt, weil wir keine Lust mehr hatten zu warten. Immer musst du dich verspäten!«, begrüßt mich mein Etienne liebevoll.
    Irritiert sehe ich auf meine Uhr. Oh, es ist tatsächlich schon halb sieben! Vor lauter Barmherzigkeit habe ich völlig die Zeit vergessen.
    »Chéri, ich äh ... kann nicht kommen.«
    »Wieso? Ist es immer noch wegen diesem lächerlichen Streit mit Sarah? Also wirklich, manchmal benimmst du dich wie ein Kleinkind!«
    »Nein, es ist nicht wegen Sarah!«, gebe ich empört zurück. Aber gut zu wissen, dass mein Verlobter so eine hohe Meinung von mir hat. Der kann sich auf was gefasst machen, wenn ich wieder ich selbst bin. »Ich muss weg.«
    »Weg? Wo musst du denn so dringend hin? Ist Sale bei Gucci?«
    »Haha, sehr witzig. Nein, ich äh ... muss weg, öhm ... wegen der Fashion Week. Geschäftlich also.«
    »Und wieso erfahre ich das erst jetzt?« Etienne hört sich alles andere als überzeugt an.
    »Ich habe es doch auch erst vorhin erfahren und einfach noch keine Zeit gefunden, dir Bescheid zu geben. Tut mir leid, aber du weißt doch, wie die Majowski ist.«
    »Ich sag‘ doch gar nichts. Und darf man erfahren, wann du wiederkommst und wo es überhaupt hingeht oder ist das geheim?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich muss ein paar Tage nach Paris. Ich melde mich noch einmal bei dir, wenn ich mehr weiß, ja? Sei nicht mehr böse auf mich!«
    »Dann hören wir uns«, blockt er meinen Versöhnungsversuch ab.
    »Okay. Ich liebe ...«, fange ich an, aber da hat Etienne auch schon aufgelegt. Genervt verdrehe ich die Augen. Als hätte ich noch nicht genug Ärger am Hals! Jetzt muss es auch noch in meiner Beziehung kriseln.
    Der Abend ist wohl gelaufen. Naja, dann mache ich mich einfach auf den Weg nach Hause und lasse diesen grauenvollen Tag in der Badewanne ausklingen. Schon sehe ich mich mit einem Glas Prosecco in der Hand

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