Schoen wie Kaesekuchen
nicht«, jammere ich. Der Typ wird sich doch irgendwie davon überzeugen lassen, mir ein Zimmer zu geben.
»Hm.« Mit plötzlich erwecktem Interesse schaut er mich an. »Vielleicht gäbe es da doch noch eine Möglichkeit ...« Nachdenklich kratzt er sich den stoppeligen Bart und in mir erwacht neue Hoffnung. Na also, es geht doch. Hilflose Frauen wecken bei Männern doch immer den Beschützerinstinkt und der Kerl kann mich ja schlecht wieder vor die Tür setzen.
»Ja, was denn? Ich wasche auch Geschirr, wenn es sein muss«, versichere ich zuversichtlich. Allzu viel kann das nicht sein, wenn ich der einzige Gast bin.
»Daran dachte ich jetzt weniger ...« Ein verschlagener Ausdruck schleicht in sein Gesicht und lüstern starrt er auf meine unechten Brüste. »Aber wenn du ein bisschen nett zu mir bist, lässt sich da schon was machen.«
Entsetzt weiche ich einen Schritt zurück. Was denkt der denn, wen er vor sich hat?
»Sie sind ja krank! Sie Schwein! Eher schlafe ich auf dem Gehsteig!«, schreie ich ihn an, zeige ihm zum Abschied meinen Mittelfinger und stürze Hals über Kopf nach draußen.
Erst nachdem ich einen ausreichenden Abstand zwischen mich und das Hotel gebracht habe, bleibe ich stehen und bemerke, dass ich am ganzen Körper zittere und mir Tränen in den Augen stehen. Das ist doch unglaublich! Wie kann man jemanden in einer Notsituation nur so behandeln? Ich muss mich erst einmal beruhigen.
Wahrscheinlich war es auch keine so gute Idee, sich ausgerechnet in der Nähe vom berühmt berüchtigten Bahnhof Zoo nach einem günstigen Hotel umzusehen. Das plötzliche Donnern reißt mich aus den Gedanken und ich werfe einen Blick in Richtung Himmel. Na, Klasse, das hat mir gerade noch gefehlt. Es sieht ganz so aus, als würde ein Gewitter aufziehen. Petrus hat wohl gar kein Mitleid mit mir. Ich halte nach einer Gelegenheit Ausschau, um mich vor dem herannahenden Unwetter in Sicherheit zu bringen. Leider ist mir die Gegend, in der ich gelandet, völlig unbekannt und ich lege keinen Wert darauf noch eine weitere Bekanntschaft zu machen, die mir an die Wäsche will.
Schon spüre ich die ersten, dicken Regentropfen, die auf mich nieder prasseln und ich beschleunige meinen Schritt. An der nächsten Straßenecke entdecke ich eine Drogerie. Da kann ich mich für einen Moment vor dem Gewitter in Sicherheit bringen. Kaum betrete ich das Geschäft, werde ich auch schon von einer Verkäuferin angesprochen: »Wir ham schon zu.«
»Schon okay, ich wollte mich nur kurz unterstellen.« Freundlich lächele ich sie an. »Ich bin gleich wieder weg.«
»Nee, det jeht nich. Ick schließ‘ jetz‘n Laden ab.« Missmutig schüttelt sie den Kopf und macht Anstalten mich höchstpersönlich aus dem Geschäft zu vertreiben.
»Bitte, es regnet gerade so stark«, unternehme ich den Versuch, sie umzustimmen.
»Junge Frau, ick will jetze Feierabend machn. Also jehen Se, bitte.« Resolut drängt sie mich in Richtung Ausgang.
»Sehr kundenfreundlich, wirklich. Hier kaufe ich bestimmt wieder ein!«, erwidere ich und schon stehe ich wieder im Regen.
»Se ham doch jar nüschts jekooft«, ruft sie mir hinterher und schließt schnell die Tür. Nicht dass am Ende noch ein lästiger Kunde das Geschäft betritt.
Der Regen läuft mir mittlerweile in Strömen das Gesicht herunter und ich friere. Langsam reicht es mir! Was haben diese Irren im Himmel sich nur dabei gedacht, mir das anzutun? Nicht genug damit, dass sie mich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt aus meinem Leben reißen, anscheinend gönnen die mir nicht einmal, dass ich einen trockenen Platz zum Schlafen finde.
Wütend stapfe ich durch den Gewitterregen und bin schon bis auf die Haut durchnässt. Mache ich mich eben auf den Weg zum Bahnhof, der hat wenigstens noch offen. Brav bleibe ich an der Ampel stehen und sehe zu, wie die Autos an mir vorbeirasen. Die haben es gut. Was würde ich jetzt dafür geben in einem schön trockenen Auto mit funktionierender Heizung zu sitzen. Als die Ampel auf Orange springt kommt ein schwarzer 5er BMW angerast, wie Etienne einen hat. Aber anstatt zu bremsen, tritt er noch einmal aufs Gas, fährt durch die schlammige Pfütze, die sich am Bordsteinrand gebildet hat und spritzt mich von oben bis unten nass.
Entgeistert starre ich auf die schlammig braune Brühe, die langsam von mir herab tropft. Das hat der Arsch doch mit Absicht gemacht! Hilfesuchend sehe ich mich um, aber der edle Ritter auf seinem weißen Pferd, der den Übeltäter zur
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