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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
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Rechenschaft zieht, ist weit und breit nicht zu sehen. Lediglich ein paar Teenager stehen hinter mir und grinsen mich schadenfroh an. Von denen ist ganz sicher keine Hilfe zu erwarten.
    Vor mich hin schimpfend überquere ich die Straße und steige die Treppen zur U-Bahn hinunter, da es nicht so aussieht, als wollte es in nächster Zeit aufhören zu regnen. Unten abgekommen mache ich mich sofort auf die Suche nach einer Toilette, um meine Kleider unter dem Handtrockner wieder einigermaßen zu trocknen. Den Anspruch sie zu säubern habe ich schon gar nicht mehr.
    Verflucht! Wie viel Pech kann ein Mensch denn nur haben? Wütend rüttele ich an dem Griff zur Damentoilette, die mir ihren Besuch erst nach der Abgabe von 50 Cent erlauben möchte. Verzweifelt wühle ich in meinen Hosentaschen nach etwas Kleingeld, aber vergeblich. Am liebsten würde ich mich jetzt auf den Boden setzen und heulen, aber ich reiße mich zusammen. Es wird doch nicht so schwierig sein, 50 Cent für den Besuch einer Toilette zu bekommen.
    Ich verabschiede mich von meiner Selbstachtung und beschließe, einfach jemanden zu fragen. Die beiden jungen Männer im Anzug, die gerade einen Coffee-to-Go trinken, sehen nicht so aus, als würde sie der Verlust von ein paar Cent besonders treffen. Außerdem ist der eine genau mein Typ. Groß, dunkelhaarig und mit diesem gewissen Etwas. Der Maßanzug (das erkenne ich auf den ersten Blick) steht ihm ausgesprochen gut und er sieht einfach zum Anbeißen aus.
    Ich werfe das Haar zurück, straffe die Schultern, gehe direkt auf die beiden zu und versuche trotz aller Umstände eine einigermaßen gute Figur zu machen.
    »Äh ... Entschuldigung«, unterbreche ich ihr Gespräch über Kapitalanlagen.
    Irritiert drehen sich die beiden zu mir um und mustern mich. Auch wenn mir ihre Mimik verrät, dass sie eine angenehmere Gesprächspartnerin als mich vorstellen können, lasse ich mich nicht verunsichern. »Mir ist da was ganz Blödes passiert heute,« druckse ich herum. »Ich ... also mir ist die Tasche geklaut worden und jetzt habe ich kein Geld mehr um öhm ... also wenn mir einer von euch vielleicht ein paar Cent geben könnte?«
    »Ist jetzt nicht dein ernst, oder?« Angewidert mustert mich der niedliche Typ und ich fühle mich auf einmal wie ein Stück Dreck. »Wie wäre es, wenn du dir mal einen Job suchst, anstatt uns anzuschnorren? Komm, Maik, mir ist der Appetit vergangen.« Er wirft sein angebissenes Brötchen und den noch vollen Kaffeebecher in den Mülleimer und verschwindet mit seinem Kollegen ohne mich weiter zu beachten. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Mein Magenknurren erinnert mich daran, dass ich den ganzen Tag nichts außer dem kleinen Baguette gegessen habe. Ob ich vielleicht ...? Vorsichtig spähe ich in den Mülleimer. Oh, mein Gott, ich muss mich zusammenreißen. So weit wird es nicht kommen! Lieber verzichte ich für die nächsten Tage komplett auf Essen, bevor ich im Müll wühle!
    Da mir der Mut fehlt, einen weiteren Passanten nach Geld zu fragen, suche ich mir einen Platz auf einer der vielen Bänke, die neben den Gleisen stehen. Fröstelnd ziehe ich die Knie an und umschlinge sie mit den Armen. Huh, hoffentlich erkälte ich mich nicht noch. Als ich frierend auf der Bank sitze, wird mir die ganze Aussichtslosigkeit meiner Situation bewusst. Ich habe keinen einzigen Cent mehr, kann nicht nach Hause und stecke auch noch im falschen Körper. Wie soll ich denen da oben in dieser Lage denn beweisen, dass ich eigentlich gar kein so schlechter Mensch bin? Reicht es nicht aus, dass ich noch nie so gedemütigt wurde wie heute?
    Die U-Bahnen rasen an mir vorbei und die immer weniger werdenden Passanten ignorieren mich weitestgehend, so dass ich meinen Tränen freien Lauf lassen kann. Nach einiger Zeit habe ich mich wieder beruhigt und finde mich mit dem Gedanken ab, dass ich heute wohl in der U-Bahn nächtigen werde. Immerhin regnet es hier nicht und ich muss mir keine Gedanken machen, dass mich irgendjemand bestiehlt. Sogar der Obdachlose, der sich auf der nächsten Bank schon häuslich für die Nacht eingerichtet hat, verfügt über mehr Besitztümer als ich. Neidisch starre ich auf den Schlafsack, wende den Blick aber sofort ab, als er mich bemerkt. Nicht, dass der denkt, ich will mich mit ihm anfreunden und mir am Ende anbietet, seine Schlafstätte mit mir zu teilen. Frustriert greife ich nach der Zeitung, die jemand auf der Bank zurückgelassen hat und lege sie mir über die Knie. So

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