Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
Vom Netzwerk:
machen das Obdachlose in Filmen doch immer. Auch wenn ich nicht behaupten kann, dass mir die Zeitung Wärme spendet, hält sie zumindest die Illusion einer Decke aufrecht und das Lesen der Todesanzeigen hindert mich zumindest für kurze Zeit daran, mit meinem Schicksal zu hadern.
    »Hallo, ick bin der Uwe. Biste neu hier?«, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Vor mir steht mein Banknachbar und grinst mich mit seinen paar verbliebenen Zähnen fröhlich an. Neugierig schaue ich mir Uwe genauer an. Ist schließlich der erste Obdachlose, den ich aus der Nähe sehe. Auch wenn der beige Mantel, den er trägt, schon reichlich zerschlissen ist und in der einen Jackentasche eine Flasche Hochprozentiges steckt, habe ich das dumme Gefühl, dass er sauberer ist als ich.
    »Nein, nein«, wehre ich ab, als ich mit meinem Rundumcheck fertig bin und zu dem Schluss komme, dass Uwe bei weitem nicht so abstoßend ist, wie ich befürchtet habe. »Ich hatte nur etwas Pech und deshalb muss ich heute diese äh ... Unterkunft in Anspruch nehmen.« Vielsagend deute ich auf meine Bank. »Ich hoffe, die ist noch nicht vergeben?« Das Letzte, was mir fehlt, ist ein wütender Penner, der auf mich losgeht, weil ich seinen Schlafplatz beanspruche.
    »Nee, da brauchste dir keene Sorgen machen. Da hat immer der verrückte Norbert jewohnt, bevor er in die Klappse kam. Da machen wir alten Hasen eenen großen Bogen drum. Abergloobe, verstehste?«
    Verständnisvoll nicke ich. Hoffen wir nur, dass es mir nicht ähnlich ergeht wie dem guten Norbert.
    »Willste n‘ Schluck? Macht warm.« Auffordernd hält er mir die Flasche edelsten Billigfusel entgegen, die eben noch in seiner Manteltasche steckte.
    Angewidert rümpfe ich die Nase. »Nein danke. Ich trinke nicht, aber sehr freundlich von Ihnen.«
    »Trocken, wa?« Er nimmt einen großen Schluck und wischt sich mit der freien Hand das Kinn ab. »Ick bin dann ma kurz für kleene Jungens. Kannste n‘Ooge uff meene Sachen werfen. Viele schräge Vögel unterwegs hier.«
    »Ja, klar mache ich«, versichere ich ihm, auch wenn ich das Risiko, dass sich jemand an seinen Sachen vergreift für relativ gering halte.
    »Supi, bis denne.«
    Genau, alles supi. Immerhin der erste Mensch heute, der nett zu mir ist. Ich strecke mich auf der Bank aus, kuschele mich in meine Zeitung und ignoriere den missfallenden Blick des jungen, gut gekleideten Pärchens, das an mir vorbei läuft. »Schlimm, diese Penner überall, findest du nicht?«
    »Sehe ich genauso«, murmele ich unter meiner Zeitung. »Und dass die jetzt schon zu zweit unterwegs sind ...«
    Ich drehe mich hin und her und versuche eine einigermaßen bequeme Position auf der harten Bank zu finden, was mir aber nicht gelingen will. Trotzdem schließe ich die Augen und versuche zu schlafen, damit dieser Tag möglichst schnell ein Ende findet. Ich muss träumen, da ich mir unvermittelt einbilde, den köstlichen und verführerischen Duft von frischem, heißen Kaffee zu riechen.
    »Schläfste?«
    »Jetzt nicht mehr.« Unwillig richte ich mich auf.
    Uwe grinst mich an und hält mir einen Pappbecher entgegen. »Hab dir was mitjebracht. Eene Hand wäscht die andere. Hast ja och uff meenen Krams Acht jejeben.«
    »Oh, das ist ja lieb!« Überrascht nehme ich den Becher entgegen und für einen Moment versinke ich in der Wärme, die der heiße Kaffee verströmt.
    »Jerne. Wennde wat brauchst, ick bin gleech nebenan.« Er nickt in Richtung der nächsten Bank, wünscht mir eine gute Nacht und verzieht sich in sein Reich.
    Immer noch gerührt, halte ich den Kaffee in den Händen und nehme zaghaft den ersten Schluck. Tut das gut!
    Nach wenigen Minuten habe ich den Becher geleert und trotz des Koffeins macht sich eine angenehme Müdigkeit in mir breit. Erneut strecke ich mich auf der Bank aus, ziehe die Zeitung über mich und lege den Kopf auf meinem Arm ab. Dann will ich mal sehen, wie man in einer U-Bahn Station so nächtigt.

Kapitel 11
    I ch schrecke hoch, als eine U-Bahn mit lautem Quietschen der Bremsen direkt vor meinem Schlafplatz hält. Verschlafen reibe ich mir die Augen und werfe einen Blick auf die große Uhr, die direkt über der Fahrplananzeige hängt. Schon acht! Überrascht rappele ich mich hoch und befreie mich von meiner Zeitungsdecke. Ich habe besser geschlafen, als ich es je für möglich gehalten habe. Testweise strecke ich mich ausgiebig, aber trotz der harten Unterlage habe ich keine Rückenschmerzen und fühle mich eigentlich ganz ausgeruht.
    Dann will

Weitere Kostenlose Bücher