Schoen wie Kaesekuchen
dem Verkäufer.
»Morgen, Otto. Das üblich bitte.« Ihre Stimme klingt wie ein Reibeisen. Entweder sie hat die Nacht durchgemacht oder sie singt in einer Heavy Metal Band. Bei dem Gedanken an eine Band aus rockenden Hundertjährigen kichere ich dümmlich in mich hinein. Trotz futuristisch aussehender Hörgeräte nimmt das aber keiner der beiden Anwesenden wahr.
»Gerne, Rosi«, antwortet Otto, greift unter die Theke und reicht ihr eine Packung kubanischer Zigarren. »Soll ich dir auch noch eine Flasche Bourbon holen?«
Gut, das erklärt es dann wohl.
»Danke Otto, aber für heute reicht es noch. Muss ja auch sehen, wo ich mit meiner kleinen Rente bleibe.«
Man, wenn das das Geheimnis des ewigen Lebens ist, kaufe ich mir auch gleich Zigarren und eine Flasche Bourbon. Ich verlasse den Laden wieder, ehe Otto doch noch zu seiner Schrotflinte greift. Vom Sterben habe ich nämlich langsam die Nase voll.
Wieder auf der Straße angekommen, setze ich meinen Weg mit unbestimmtem Ziel fort und habe die wage Hoffnung irgendwo auf ein Café zu stoßen. Auch wenn ich mittlerweile sicher bin, dass ich nicht das Ziel eines Auftragskillers bin, habe ich noch immer das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Wenn das so weiter geht, sollte ich mich schon einmal nach einem Psychotherapeuten umsehen.
Nach weiteren zehn Minuten Fußmarsch stoße ich in einer kleinen Seitenstraße endlich auf ein Café, das den schönen Namen Le Croissant trägt. Ich setze mich an einen der kleinen Tische, die im Freien stehen, und schaue mir die anderen Gäste genau an. Neben mir sitzen zwei Frauen mittleren Alters, die sich gegenseitig berichten, wie unglücklich sie in ihren Beziehungen sind. Zwei Tische vor mir findet sich ein älteres Ehepaar, das seinen kleinen Enkel hingebungsvoll mit einem Schokoladenhörnchen füttert. In der Ecke direkt neben der Tür setzt sich gerade ein Mann in meinem Alter hin, der sich sofort über sein Notebook beugt und sich in seine Arbeit vertieft. Wie Auftragskiller sehen die alle nicht aus und so wende ich mich einigermaßen beruhigt der Speisekarte zu.
Nachdem die freundliche Bedienung meine Bestellung aufgenommen hat und mich nicht in hohem Borgen vor die Tür gesetzt hat, entspanne ich mich ein wenig. Mit einem mir bis dahin nicht bekannten Heißhunger beiße ich in mein Croissant. Kein Wunder, dass der Körper, in dem ich zurzeit stecke, bei diesem nagenden Hungergefühl so fett geworden ist. Dem kann man gar nicht standhalten. Bestimmt hängen mir vor lauter Gier schon Speichelfäden aus dem Mund. So war es bei unserem Boxer Carlo früher auch immer, wenn er vor seinem Napf gestanden hat.
Gerade als ich den letzten Bissen verputzt habe und darüber nachdenke, ob es jemandem auffällt, wenn ich noch den Teller ablecken würde, klingelt mein Handy.
»Allô.«
»Moni, ich bin es Coco. Ist bei dir alles in Ordnung?«, begrüßt mich meine Freundin mit sorgenvoller Stimme.
»Äh, ja, klar«, lüge ich. Ich kann ihr ja schlecht erzählen, wie wenig mein Leben gerade wirklich in Ordnung ist.«
»Ich habe mich nur gewundert, weil ich heute morgen bei euch zuhause angerufen habe und Etienne erzählt hat, du wärst einige Tage geschäftlich in Paris. Seltsamerweise weiß ich davon aber gar nichts.«
»Ach das.« So ein Mist aber auch, war doch klar, dass Coco das mitbekommt. »Naja, du weißt doch, dass es zwischen uns gerade etwas komplizierter ist und da du gesagt hast, dass ich mich erholen soll ...«
»Ach so, na dann. Mach‘ dir keine Sorgen, mit der Majowski habe ich das geklärt und das mit Etienne wird bestimmt auch wieder,« tröstet mich Coco und fast habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihr nicht die Wahrheit erzähle. »Versprich mir nur, dass du dir Hilfe suchst. Das mit dem Trinken ist dauerhaft keine Lösung.«
»Coco, sag mal, wie kommst du denn darauf? Ich habe doch kein Problem mit ...« Gerade als ich versuche, Coco von der Absurdität ihrer Anschuldigung zu überzeugen, nehme ich aus dem Augenwinkel eine verdächtige Bewegung wahr. Was war das? Also entweder ich fange wirklich langsam an zu halluzinieren oder jemand beobachtet mich aus dem Inneren des Cafés heraus. Ich könnte schwören, dass genau in dem Moment, in dem ich in Richtung des Fensters schaute, ein Schatten weggehuscht ist. So als wollte er auf keinen Fall von mir gesehen werden. Ich muss der Sache unbedingt auf den Grund gehen!
»Coco, ich habe jetzt keine Zeit für so was. Ich muss meinen Verfolger stellen! Ich
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