Schoen wie Kaesekuchen
ich in diesem missratenen Körper unterwegs bin, habe ich Ladendiebstahl begangen, meine Tasche wurde geklaut und die letzte Nacht habe ich in der U-Bahn verbracht. Haben die da oben sich das in ihrer unendlichen Weisheit so vorgestellt? Ist bestimmt sehr unterhaltsam zum Zuschauen, aber hätte es eine normale Soap nicht auch getan? Müsst ihr stattdessen gleich mein ganzes Leben zerstören?«
»Musst du denn immer gleich so ausfallend werden?« Nervös schaut sich Bernd in alle Richtungen um. »Weißt du denn nicht, dass es extrem gefährlich ist, auf der Erde den Teufel anzurufen? Wir sind hier nicht so sicher wie oben auf den Wolken. Der Feind hört überall mit. Der alte Raffzahn lauert nur darauf, uns die eine oder andere Seele abspenstig zu machen. Und wenn du ihm deine nicht überschreiben willst, solltest du aufhören so etwas zu sagen!«
»Ist ja gut. Ich wollte auch nur sagen, dass ich mit meiner momentanen Situation alles andere als zufrieden bin. Kannst du mir nicht wenigstens sagen, wie viel Zeit ich habe, um euch zu beweisen, dass ich gar nicht so schlimm bin?«
»Bitte, Monique. Natürlich sind wir Freunde, aber deswegen bringe ich mich doch noch lange nicht in Teufels Küche. Da hat es mal einen Cousin von mir hin verschlagen und ich sage dir, nach einhundertfünfzig Jahren Küchendienst war der nicht mehr derselbe.«
»Ach komm schon, Bernd«, bettele ich. »Geht es um eine Woche, einen Monat, ein Jahr? Ich muss schließlich auch arbeiten und das kann ich so wie ich jetzt aussehe nur schlecht.«
»Ich kann dir wirklich nichts verraten, Moni. Aber je schneller du uns überzeugst, desto eher darfst du wieder in dein altes Leben zurück. Und ob du es glaubst oder nicht, arbeiten kannst du auch so.«
Das ist doch wenigstens etwas. Meine Motivation diesen Körper so schnell wie möglich gegen meinen alten einzutauschen ist kaum zu überbieten. Außerdem habe ich wenig Lust meinen Lebensunterhalt in Zukunft mit dem Schrubben von Klos zu bestreiten. Da ist es nämlich wirklich egal wie man aussieht.
* * * *
Nach unserem überstürzten Aufbruch wollen wir nicht mehr ins Le Croissant zurückgehen und wir spazieren wir ein wenig die sonnige Straße am Grunewald Park entlang. Nach zahlreichen amüsierten Blicken von Passanten wird mir bewusst, was Bernd und ich für ein skurriles Paar abgeben.
»Sag mal, hast du nicht irgendein Outfit dabei, in dem du nicht aussiehst wie Philip Marlowe für Arme?«
»Wieso? Was stimmt denn mit dem hier nicht? Ist doch todschick!«, erwidert Bernd ein wenig gekränkt.
»Todschick trifft es ziemlich genau. Es ist nur, weil du damit auffällst wie ein bunter Hund.«
»Kann ich doch nichts dafür, dass ihr Menschen alle viel zu sehr in die Höhe geschossen seid. Das ist das ganze hormonverseuchte Essen, das ihr in euch reinstopft. Vor ein paar Jahrhunderten konnte ich noch auf Erden wandeln, ohne aufzufallen.«
»Da magst du sogar recht haben. Ich dachte doch nur, dass es unserer Mission bestimmt zuträglich wäre, wenn wir uns ein wenig unauffälliger bewegen könnten«, versuche ich den schmollenden Bernd zu besänftigen.
»Von mir aus. Kauf mir doch bitte an dem Kiosk da vorne einfach eine Modezeitschrift, dann kann ich schauen, was angesagt ist.“ Ein wenig überrascht über Bernds offenkundigen Faible für die Modewelt, stapfe ich folgsam davon und erwerbe die neuste Ausgabe der Instyle für Männer. Die für Rossignolini hatten sie leider nicht vorrätig. Bestürzt stelle ich fest, dass das Budget aus dem Kaffeebecher langsam zur Neige geht. Ob Bernd wohl Geld dabei hat?
»So, hier bitte«, sage ich und werfe Bernd die Zeitung zu. Geschickt fängt er sie auf und schaut mich vorwurfsvoll an.
»Soll ich mich vielleicht mitten auf der Straße umziehen? Lass uns weiter in den Park gehen und ein abgeschiedenes Fleckchen Erde suchen. Falls ihr hier so etwas überhaupt noch habt.«
»Du weißt schon, dass ich dir nur eine Zeitschrift geholt habe? Das ist kein Versandhauskatalog. Und selbst dann würde es mindestens bis morgen dauern, bis die liefern.«
Da Bernd aber schon losgestürmt ist, ohne auf meinen Einwand zu achten, bleibt mir nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Dafür, dass er so kurze Beine hat, legt er ein erstaunliches Tempo vor. Der Abstand zwischen uns wird immer größer und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Bernd seine Flügelchen zu Hilfe nimmt, um schneller voranzukommen. Als wir endlich im Grunewald Park angekommen sind,
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