Schoen wie Kaesekuchen
hält Bernd an einer hinter einem großen Ginsterstrauch versteckten Bank an und ich lasse mich erleichtert darauf nieder plumpsen. Langsam beruhigt sich mein Puls wieder und nach Luft japsend bringe ich hervor: »Was hast du denn jetzt vor? Ich hoffe, du willst dir keinen Hut aus Zeitungspapier falten, um weniger aufzufallen. Den trägt man bei uns auf der Erde nämlich nur bei Renovierungsarbeiten.«
Bernd schaut mich an, als könnte er überhaupt nicht begreifen, dass ein einziger Mensch so dämlich sein kann. »Natürlich nicht, Moni. Wir setzen uns jetzt gemütlich hier hin und suchen etwas, das mir steht. Was hast du denn gedacht?«
»Oh natürlich, das habe ich doch gewusst,« erwidere ich angesichts dieses vernünftigen Vorschlags verblüfft, auch wenn mir nicht klar ist, warum uns dabei dann niemand sehen darf. Bernd reicht mir eine der Zeitschriften und andächtig blättern wir beide in den Magazinen.
»Das sieht doch super aus!« Bernd zeigt mir eine furchtbare Kombination von Kenzo.
»Äh, weißt du ... Kurze Hosen und Kniestrümpfe bringen deine Figur jetzt nicht unbedingt positiv zur Geltung. Wir finden bestimmt noch etwas Besseres«, versuche ich ihn von seiner Entdeckung abzubringen.
Zahlreiche geschmackliche Fehltritte später finden wir endlich ein Outfit, mit dem wir uns beide anfreunden können. Ein schlichter beigefarbener Leinenanzug mit passendem Hemd, helle Stoffschuhe und der Bernds Meinung nach unverzichtbare Strohhut, den ich durchaus für verzichtbar halte.
»Siehst du, ich wusste doch, dass wir etwas Passendes für dich finden. Jetzt müssen wir nur noch schauen, wo wir die Sachen bekommen und ob es die auch in deiner Größe gibt. Notfalls müssen wir die Sachen in eine Schneiderei bringen.«
»Was redest du da schon wieder? Ich kann dir wirklich nicht mehr folgen.« Mit diesen Worten verschwindet Bernd im Ginsterbusch. Ich höre einen dumpfen Knall und will gerade besorgt fragen, ob alles in Ordnung ist, als ein völlig neuer Bernd hinter dem Strauch hervorkommt. Er trägt nicht länger sein albernes Detektivkostüm, sondern den Anzug, den wir ihm gerade eben erst aus der Zeitschrift ausgesucht haben. »Findest du nicht, ich hätte die Sarkozyschuhe anlassen sollen? Da habe ich mich viel wohler gefühlt.«
»Quatsch, das passt schon. Außerdem weißt du doch, dass es nicht auf die Größe ankommt. Aber wie hast du das denn gemacht?« Begeistert springe ich auf und bewundere den sich um die eigene Achse drehenden Bernd gebührend von allen Seiten. »Können wir das für mich auch machen? Ich bräuchte dringend noch ein paar Klamotten.«
»Hm«, skeptisch mustert mich der Rossignolino. »Normal dürfen wir das nicht, aber ich gebe zu, dass du wirklich etwas mitgenommen aussiehst. Ich denke, Petrus wird nichts dagegen haben, wenn ich bei dir eine Ausnahme mache. Holst du noch so eine schöne Zeitung?«
»Ich bin gerade etwa knapp bei Kasse. Du verstehst, die Umstände ...«, gebe ich verstimmt zurück. Erst bringen die mich in diese Situation und dann soll ich noch für alles selbst aufkommen? Die haben für solche Fälle doch bestimmt ein Spesenkonto.
»Das habe ich ganz vergessen. Warte einen Moment, mir fällt bestimmt etwas ein. Versteck‘ dich schon einmal.«
Geht doch. Ich gehe hinter dem Ginsterstrauch in Deckung und warte. Nach etwa zehn Minuten werde ich langsam nervös. Wo bleibt der denn? Ich hoffe, da war kein Scherz. Erleichtert atme ich auf, als ich Bernd Stimme höre: »Moni, ich bin wieder da. Wo steckst du denn?«
»Hier hinten bin ich!«
»Oh, dann ist gut. Ich habe dich gar nicht gesehen. Bist du bereit?«
»Ja, aber kann ich mir vorher noch einmal anschauen, was du ausgesucht hast?«
Zu spät. Ich spüre eine frische Brise und mit einem Mal stehe ich nur noch in der figurformenden Unterwäsche da. Hoffentlich sieht mich jetzt niemand. Meine Haut beginnt zu kribbeln und ich muss kichern, weil es so sehr kitzelt. Ich schaue an mir herab. Langsam erscheint Farbe auf meiner Haut und nach und nach kann ich die Textur von Stoff erkennen. Es folgt ein kurzer Knall und schon bin ich wieder vollständig bekleidet.
»Bernd! Ich muss mit dir reden!« Wütend stampfe ich hinter dem Busch hervor. »Ist das etwa dein Ernst?« Vorwurfvoll weise ich auf meine neue Garderobe.
»Ich weiß nicht, was du meinst«, antwortet mir der kleine Rossignolino. Die Schadenfreude ist ihm aber eindeutig ins Gesicht geschrieben.
Als ich die Apothekenumschau sehe, die neben ihm im
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