Schoen wie Kaesekuchen
Gras liegt, verstehe ich, warum ich einen knielangen, hellbraunen Faltenrock, eine altrosa Strickjacke und eine graue Henkeltasche trage. Immerhin sind die extrabreiten, beigen Gesundheitsschuhe sehr bequem und beugen bestimmt der auf dem Cover erwähnten Hüftdysplasie vor.
»Sehr lustig. Könnten wir vielleicht etwas finden, indem ich nicht aussehe wie die Clementine aus der Waschmittelwerbung?«
»Für so etwas haben wir jetzt keine Zeit«, wehrt Bernd meinen Wunsch ab. »Du weißt doch, je schneller du uns überzeugst, desto eher hast du das alles hinter dir.« Aufmunternd nickt er mir zu und ich ergebe mich in mein Schicksal. Wenigstens habe ich überhaupt wieder eine Handtasche.
»Was hast du als Nächstes vor? Am besten du machst einfach das, was du machen willst und ignorierst einfach, dass ich da bin und ein Auge auf dich habe.«
»Ja, eine super Idee. Es fällt bestimmt gar nicht auf, wenn mir die ganze Zeit ein kleiner Anzugträger hinterher schleicht. Wahrscheinlich denken die Leute noch, du bist mein Bewährungshelfer. Vergiss es. Entweder wir gehen zusammen oder du kannst dich ganz schnell wieder aus dem Staub machen.«
»Du könntest ruhig etwas netter zu mir sein«, gibt Bernd gekränkt zurück. »Das wäre schon mal ein erster Schritt in die richtige Richtung. Außerdem kannst du dir vorstellen, was es für dich bedeutet, wenn ich unverrichteter Dinge in den Himmel zurückkehre.«
Verdammt, das hatte ich schon wieder ganz vergessen. Das Projekt Scrooge ist nach wie vor aktuell und ich muss alles daran setzen, Bernd zu überzeugen, dass ich tief in meinem Innern ein vorbildlicher und anständiger Mensch bin. »Entschuldige, Bernd, das habe ich doch nicht so gemeint. Ich fühle mich nur nicht besonders wohl, wenn mir die ganze Zeit ein Verfolger im Nacken sitzt. Ich würde mich freuen, wenn wir die nächsten Tage wie ganz normale Freunde verbringen könnten, verstehst du?« Treuherzig schaue ich ihn an und starte meine Charme-Offensive.
»Ja, natürlich verstehe ich das. Wenn ich das denen da oben erkläre, verstehen sie das bestimmt auch. Dann lass uns doch einfach zusammen losgehen.«
Während ich mich zusammen mit Bernd auf den Weg mache, um gute Taten zu begehen, überlege ich, ob wohl eine Art Punkteliste gibt. Steht Katzen aus Bäumen retten, vor oder hinter einer milden finanziellen Gabe an einen Penner? Äh... Obdachloser, meine ich natürlich. Ganz weit oben steht es bestimmt, einem dieser armen Herumtreiber Essen zu schenken. Damit kann ich sicherstellen, dass das Geld nicht versoffen wird und habe mir sogar noch Gedanken um das Wohlergehen des P... Obdachlosen gemacht. Tolle Idee, Monique.
Kaum haben wir den Grunewald Park hinter uns gelassen, suche ich die Umgebung nach hilfsbedürftigen und heimatlosen Menschen ab, denen ich etwas Gutes tun kann. Mist, wo steckt Uwe, wenn man ihn einmal braucht? Bingo! Da vorne an der Ecke sitzt ein zusammengekauerter Mann. Dumm nur, dass ich jetzt kein Brot oder irgendetwas anderes Essbares dabei habe. Aber Moment, der Dönerladen dort vorne kommt doch wie gerufen und zwei Euro habe ich auf jeden Fall noch einstecken.
»Warte bitte einen Moment auf mich, Bernd, ich bin gleich wieder da«, rufe ich ihm zu, während ich bereits in den Laden stürme. Ich ordere einen Döner mit allem und trage meine edle Spende zu dem Obdachlosen, der noch immer in unveränderter Position am Straßenrand sitzt.
»Öhm, entschuldigen Sie Herr, ... äh Sie. Darf ich Ihnen diesen leckeren Döner schenken? Ich habe ihn extra für Sie gekauft«, verkünde ich so laut wie nur eben möglich, um sicherzustellen, dass Bernd auch alles mitbekommt. Ohne irgendein Wort grapscht der Obdachlose nach dem Döner und kotzt mir zum Dank auf die Schuhe.
»Oh mein Gott! Sind Sie total bescheuert? Wie können Sie ...«, beginne ich den Penner zu beschimpfen, ehe mir einfällt, dass ich unter Beobachtung stehe. Mit aller Selbstbeherrschung, die ich aufbringen kann, reiße ich mich zusammen, atme tief durch und bringe zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Aber, das ist doch kein Problem, Sie A ... armer Mensch. Machen Sie sich keine Sorgen, ich kaufe mir einfach neue Schuhe. Hauptsache Ihnen geht es gut.«
Ich schaffe es sogar, dem Mann fürsorglich auf die Schulter zu klopfen. Dabei ignoriere ich, dass er mit dem Gesicht in den Döner gesunken ist und trotz allem zufriedene Schnarchgeräusche von sich gibt.
Angeekelt ziehe ich mich zurück und bin tatsächlich überrascht,
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