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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
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ich 16 000 kriegen würde. Aber ich setzte es auf alle Fälle für 18 000 ins Internet, und der hat nicht mal zu handeln versucht. Das Auto hat ihm gefallen, und er war gleich mit dem Preis einverstanden, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Ich habe einen Vertrag aufgesetzt, und dann haben wir uns getroffen. Er hat eine Probefahrt gemacht, von hier zur Autobahn, dann bis zum Echterdinger Ei, dann nach Stuttgart hinunter und wieder hierher zurück. Und dann ging alles ganz schnell, als würde er einen Sack Kartoffeln kaufen. Er blätterte das Geld auf den Tisch, bar, einfach so, in lauter großen Scheinen. Hat ihm offensichtlich Spaß gemacht. So viele Fünfhunderter hab ich sonst noch nie auf einem Haufen gesehen. Das kam mir dann doch komisch vor und ich hab gefragt, ob ich das Geld nicht auf der Bank prüfen lassen könnte. ›Natürlich, kein Problem‹, sagte er. Das Geld war einwandfrei. Er zog dann los und hat das Auto am nächsten Tag umgemeldet. Das lief alles wie am Schnürchen – und jetzt? Was ist jetzt?«
    »Nichts. An Ihrem Verkauf ändert sich nichts.«
    »Hat er das Geld geklaut?«
    »Das wissen wir nicht, und ich dürfte es Ihnen auch gar nicht sagen.«
    »Aber dass der tot ist, das ist nicht geheim?«
    »Nein, das nicht. Daraus müssen Sie kein Geheimnis machen. Vielen Dank.«

9
    »Amsel, Drossel, Fink und Star«, sang Kupfer vor sich hin, als er von der Reußensteinstraße in das Wohnviertel mit den vielen Vogelnamen einbog. Er war gespannt auf Laura Hensler, und dass er es zur Abwechslung einmal mit einer hübschen jungen Frau zu tun hatte, war ihm nicht unangenehm. Er dachte an das Foto, auf dem sie im leeren Wohnzimmer Pirouetten drehte, und lächelte. Dabei leckte er seinen Zeigefinger nass, versuchte damit, seine buschigen Augenbrauen glattzustreichen, und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel an der Rückseite der Sonnenblende.
    Er hatte ein Porträt aus Krumms Kamera per E-Mail an Frieder Egeler geschickt und gefragt, ob er diese Person identifizieren könne. Klar, kam die Antwort, das sei Laura Hensler. Ob die Beziehung der beiden in letzter Zeit glücklich gewesen war, konnte Frieder Egeler aber nicht sagen. Krumm sei allen Gesprächen über Frauen in letzter Zeit ausgewichen, als hätte er etwas verheimlichen wollen.
    Kupfer hatte sich Laura Henslers Adresse vom Einwohnermeldeamt beschafft und hatte von zu Hause aus nach Feierabend einen Spaziergang in die Pfarrgasse gemacht, wo er sie in ihrer kleinen Altbauwohnung anzutreffen hoffte. Er hatte nicht telefonieren wollen, sondern sehen, wie sie reagieren würde, wenn plötzlich die Kriminalpolizei vor ihrer Tür stand. Er hatte sagen wollen, dass er sie gerne sprechen würde, aber nur, wenn er jetzt nicht ungelegen käme. Man könne ja einen Termin vereinbaren. Meistens wurde er bei solchen Überraschungsangriffen hereingebeten. Denn wer wollte sich so förmlich geben, dass er einen offiziellen Termin mit ihm vereinbarte, wenn er schon vor der Tür stand? Im Allgemeinen versuchten doch die Leute, die überraschend aufgesucht wurden, durch ihr unkompliziertes Verhalten ihre Harmlosigkeit zu demonstrieren.
    Keine der Klingeln an der eichenen Haustür war mit ihrem Namen beschriftet. Kurz entschlossen hatte Kupfer bei einer türkischen Familie geklingelt, und eine junge Frau mit türkisfarbenem Seidenkopftuch hatte aus dem Fenster geschaut.
    »Guten Abend. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich will eigentlich zu Frau Hensler. Ich dachte, sie wohnt hier.«
    »Sie hat hier gewohnt«, kam es in einwandfreiem Deutsch zurück. »Aber sie ist vor kurzem ausgezogen. Warten Sie bitte einen Moment. Ich habe die Adresse.«
    Noch am selben Abend war er an Laura Henslers neuem Domizil vorbeigefahren. Es war nicht das Haus mit dem Vorgarten, das er auf den Fotos gesehen hatte, sondern ein Neubau, dessen Außenanlage noch gar nicht fertig war. Sechs Balkone an der Südseite deuteten auf sechs Wohnungen hin, von denen zwei im Dachgeschoss lagen.
    Kupfer schob seinen Besuch bei Laura Hensler auf den nächsten Tag auf. Erst wollte er einige Erkundigungen einziehen. Das Reklameschild des Bauträgers war noch nicht abgebaut, und so konnte er sich die Adresse des Immobilienhändlers aufschreiben. Und bei ihm informierte er sich am nächsten Vormittag zunächst über das Objekt. Er rief an und spielte den potentiellen Käufer. Eine der beiden Wohnungen im zweiten Stock sei noch zu haben, wurde ihm gesagt. Vier Zimmer auf 105 m 2 , Südbalkon,

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