Schönbuchrauschen
barrierefrei, 336 500 Euro, 14 000 Euro zusätzlich für einen Tiefgaragenstellplatz. Dazu kämen natürlich noch die Ausgaben für eine Küche.«
»Ein bisschen zu viel für meine Verhältnisse«, kommentierte Kupfer das Angebot. »Bis dann noch die Steuern entrichtet und die Kosten für die Außenanlage bezahlt sind, kommen doch sicher 400 000 Euro zusammen.«
»Ja, so ungefähr müssen Sie kalkulieren«, war die Antwort.
Als er annehmen konnte, dass Laura Hensler zu Hause sein würde, setzte er seine Ermittlung fort. Der Weg zur Haustür an der Hinterseite des Gebäudes war nur mit Schotter belegt, das Gerüst der Gipser stand noch. Ein Bewegungsmelder beleuchtete das Namensschild der Klingel.
»Ja bitte?«, tönte eine freundliche Stimme aus der Gegensprechanlage.
»Guten Abend. Ich bin Siegfried Kupfer von der Böblinger Kriminalpolizei. Kann ich Sie einen Moment sprechen?«
Ein zögerndes Ja.
»Wir können aber auch einen Termin vereinbaren, für morgen oder übermorgen. Ich war nur gerade in der Gegend. Da dachte ich …«
Der Türöffner summte.
»Kommen Sie bitte hoch in den zweiten Stock. Sie können den Aufzug nehmen.«
Im letzten Satz glaubte Kupfer etwas Besitzerstolz mitschwingen zu hören.
Laura Hensler stand in der Wohnungstür. Sie trug einen Hausanzug aus dunkelgrünem Samt, dessen eng anliegende Hose ihre Figur unterstrich. Ihr kastanienbraunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was ihr einen besonders sportlichen Touch verlieh. Als Kupfer ihr seine Hand entgegenstreckte, trat sie einen Schritt zurück und wehrte mit beiden Händen ab.
»Lieber nicht. Ich bin erkältet und möchte Sie nicht anstecken. Aber wenn Sie trotzdem hereinkommen wollen, bitte«, sagte sie mit deutlich belegter Stimme.
Kupfer hätte nun gerne auf dem Absatz kehrtgemacht, wollte aber nicht ängstlich wirken und sagte: »Schon gut, so empfindlich bin ich nicht.«
Einen Moment standen sich die beiden wie unschlüssig gegenüber. Die junge Frau zog die Brauen etwas hoch und schaute Kupfer fragend an.
»Ich hätte ein paar Fragen an Sie wegen Theo Krumm. Sie kannten ihn wohl recht gut.«
Laura Hensler biss sich auf die Lippen und nickte wortlos. Dann machte sie eine einladende Geste und führte Kupfer in ein geräumiges Wohnzimmer, das noch nicht ganz eingerichtet war, und bot ihm auf einer funkelnagelneu aussehenden Sitzgruppe in cremefarbenem Leder Platz an. Auf der Travertinplatte des Couchtischs stand eine blauweiße chinesische Teekanne mit der zugehörigen Tasse, eine Zuckerdose und ein Teller mit Krümeln, die von einem Kuchen oder einem anderen Gebäck stammten. Daneben lag, ebenfalls in Blau-Weiß, eine fast leere Packung Papiertaschentücher.
»Darf ich Ihnen eine Tasse grünen Tee anbieten?«
Kupfer nahm dankend an und schaute sich suchend um, während die junge Frau eine zweite Tasse aus der Küche holte. Er folgte ihr mit den Augen und bewunderte die leichte Behändigkeit ihrer Bewegungen. Unwillkürlich, ohne dass er darüber nachgedacht hätte, fiel ihm die Personenbeschreibung ein, die der Revierförster zu Protokoll gegeben hatte: »nicht sehr groß, aber eine sportliche Figur in Wanderkleidung, langes Haar« – oder so ähnlich hatte er die gesuchte Frau beschrieben. Kupfer hörte sie in der Küche husten. Seine Augen suchten die Sitzgruppe ab. Wenigstens ein Haar könnte sie doch verloren haben, dachte er. Aber es sah aus, als hätte Laura Hensler in der letzten halben Stunde ihr Wohnzimmer gründlich gesaugt. Kein Stäubchen war zu sehen.
An einer Wand stand ein halb eingerichtetes Regal, davor zwei noch verschlossene Umzugskisten. Die anderen Wände waren alle kahl. Eine halboffene Tür gab den Blick auf weitere Kisten im Nebenzimmer frei.
»Ich bin noch nicht einmal einen Monat hier drin«, sagte sie entschuldigend, als sie zurückkam und Kupfers schweifenden Blick wahrnahm. »Bei meiner Arbeit im Krankenhaus habe ich wenig Zeit.«
»Aber das hier sieht schon gut aus. Sehr geschmackvoll«, sagte Kupfer und wies, anerkennend nickend, auf die Sitzgruppe und den Tisch.
»Danke. Ja, es soll schon schön werden«, sagte sie und hustete wieder, wobei sie sich ein Papiertaschentuch vor den Mund hielt. »Ich trinke ihn mit Zitrone und Zucker. Und Sie?«
»Nur ein bisschen Zitrone bitte.«
Ihre Hand zitterte beim Eingießen.
»Ich hatte einen anstrengenden Dienst heute. Ich bin völlig fertig«, erklärte sie. »Das ist übrigens bester Bio-Darjeeling. Anderen mag ich
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