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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
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das Geld verfügen. Und zum Dank dafür möchte sie ihm Pfannkuchen backen.«
    »Ist die noch ganz beieinander?«
    Kupfer schüttelte den Kopf.
    »Sie glaubt, dass Theo mit ihr in die Schweiz geht. Dort gibt es Geld, so viel hat sie begriffen, und deswegen braucht der Theo kein Geld mitzunehmen. Aber, Frau Kussmaul, das sage ich Ihnen im Vertrauen. Kein Wort zu niemandem nicht! Denn wenn das die Leute im Pflegeheim hören, wollen sie nämlich alle mit.«
    Obwohl Kupfer seine Gesichtszüge ganz gut beherrschte, nahm Paula Kussmaul das Zucken seiner Mundwinkel wohl wahr.
    »Herr Kupfer, ich sag’s niemand. Aber ich geh mit.«
    »Ich auch. Ich will doch auch mein Teil! Aber jetzt im Ernst: Die alte Frau weiß nicht, dass er tot ist. Zwischendurch hat sie mich für ihren Großneffen gehalten. Aber das für uns Wichtige ist, dass er wohl schon seit langem alles für die Frau erledigte und ihr volles Vertrauen hatte. Und das hat er ausgenutzt.«
    »Und was hat er sich geleistet?«
    »Vor allem eine Wohnung für 400 000 Euro, die jetzt seine Freundin bewohnt. Das verlogene Stück tat so, als hätte sie die Wohnung gemietet und würde noch zwei Kolleginnen hereinnehmen, damit sie sich die Miete leisten kann. Aber sie gehört ihr, sie ist auf ihren Namen im Grundbuch eingetragen.«
    »Und seine Mutter wusste nichts davon?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Die beiden haben in letzter Zeit so getan, als hätten sie nichts mehr miteinander zu tun. Es sei Sendepause gewesen, hat die junge Frau gesagt. Das soll glauben, wer will. Ich nicht!«
    »Sie sind nicht nur pietätlos, sondern obendrein ungläubig! Herr Kupfer, Herr Kupfer!
    Oster ben, Oster ben
,
    Ohne Glaubenster ben
    Ist des Menschen Verder ben

    Paula Kussmaul drohte ihm noch einmal mit dem Finger und wandte sich dann ihrer Schreibarbeit zu.
    »Haben wir irgendwo eine Kopfwehtablette?«, fragte Kupfer am frühen Nachmittag
    »Wir nicht, aber ich. Warum?«
    Kupfer sah mit zusammengekniffenen Augen zu Paula Kussmaul hinüber und stöhnte.
    »Ich hätte nicht zu diesem Weib in die Wohnung gehen sollen, so verrotzt, wie die war«, seufzte er. »Die reinste Bakterienschleuder.«
    »Virenkanone«, verbesserte ihn Paula Kussmaul. »Wissen Sie, dass die Viren mit einhundertundfünfzig Stundenkilometern durch die Luft katapultiert werden, wenn einer richtig hustet?«
    »Kann schon sein. Absolute Energieverschwendung ist das. Mich haben sie auf zwei Meter erwischt.«
    Paula Kussmaul murmelte vor sich hin und zählte etwas an ihren Fingern ab.
    »Tja, die drei Tage Inkubationszeit sind jetzt um«, sagte sie dann. »Hat es sich wenigstens gelohnt?«
    »Erst die Tablette, dann die Geschichte!«, sagte er und umfasste seinen Schädel mit beiden Händen.
    Paula Kussmaul griff in ihre Schreibtischschublade und warf die Tablettenschachtel aus dem Handgelenk heraus mit elegantem Schwung zu Kupfer hinüber. Dieser murmelte etwas, was man als Dank verstehen konnte, und verließ für einen Moment das Büro, um gleich zwei Tabletten auf einmal mit einem Glas Wasser hinunterzuspülen und sich einen Kaffee zu holen. Dann setzte er sich wieder, führte die Tasse an den Mund und nippte daran.
    »Pah, so ein furchtbares Gesöff. Das geht einem ja wie Säure in den Magen.«
    »Dann sind Sie aber arg angeschlagen. Ich will nicht behaupten, dass wir hier ein Spitzenkaffee trinken, aber er ist heute so gut oder schlecht wie jeden Tag.«
    Sie schaute ihn besorgt an.
    »Und?«, fragte sie dann, als er weiterhin schwieg und auf den Haufen Briefe schaute, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
    »Was ›und‹?« Kupfer setzte die Tasse ab.
    »Die Geschichte von dem ver… von der erkälteten Dame.«
    »Ach so, ja! Ich komme also da hin, und sie sagt mir gleich …«, begann Kupfer und schilderte die sportliche junge Dame mit ihren Niesanfällen und dem feuchten Taschentuchdepot. Paula Kussmaul hörte leise lächelnd zu, wie er seinen Fischzug nach DNA-Material beschrieb, bis er angewidert sagte: »Und dann habe ich die Rotzfahne einfach in die Hosentasche gesteckt.«
    Da lachte sie laut auf.
    »Ich weiß gar nicht, was es da zu lachen gibt«, sagte Kupfer gereizt.
    »Entschuldigung«, sagte sie, »aber Sie hätten eben Ihr Gesicht sehen sollen. Hätten Sie nicht irgendwo ein Haar mitnehmen können?«
    »Eben nicht«, antwortete er gereizt. »Dieses Wohnzimmer war zwar nur halb eingerichtet, aber picobello sauber.«
    »Aber man kann doch fragen, ob man nicht die Toilette benutzen

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