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Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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seinen Hals lag. Es war befestigt an einem großen Metallhaken an der Decke, von denen es mehrere gab. Ihr Existenzgrund war wahrscheinlich in der früheren Nutzung des Gebäudes zu s u chen. Mike Warburgs nackte Leiche drehte sich leicht hin und her.
    Fabian stand direkt neben ihm und drehte sich gerade zu Lisa um. Sie kam auf ihn zu. Ein Fotograf blitze die Leiche ab, und die Spurensucher begaben sich in Angriffsstellung. Lisa sagte kein Wort. Fabian konnte aber ihr Gesicht gut lesen.
    „Tut mir leid.“
    Sie brach in Tränen aus.
    Alle im Raum sahen sie erstaunt an. Lisa konnte sich nicht zurückhalten, als sie den toten jungen Mann dort sah. Sie wusste, was er getan hatte, aber es half alles nichts. Fabian nahm sie in den Arm, zog sie dann aber auch behutsam weg. Er wollte ihr die Peinlichkeit ersparen, dass alle sie heulen s a hen, aber ihr war es egal. Er setzte sie auf einen Stuhl in der Nähe des Schmelzofens und stellte sich vor sie. Die Crew machte sich an ihre Arbeit und enthielt sich jeden Komme n tars.
    „Geht’s?“ fragte Fabian, als der Tränenstrom versiegte.
    „Ja“, hauchte Lisa. „Ich... es tut mir leid, ich weiß nicht, was mit mir los ist.“
    „Du mochtest ihn, das wusste ich. Mir war gar nicht klar, wie sehr.“
    Lisa war es auch nicht klar gewesen. Es hatte nichts mit dem Gefühl zu tun, dass sie durchrieselte, als er ihre Brüste knetete. Das war rein physisch gewesen, und bei den meisten anderen Männern hätte sie es nur widerlich gefunden und den Typ in einen Komposthaufen verwandelt. Aber sie hatte g e wusst , was mit ihm los war, oder das zumindest geglaubt . Wie sich nun herausstellte, war alles ganz anders.
    Sie sah hinüber zu den Leuten von der Kriminaltechnik, wie sie den Raum systematisch und sehr behutsam auseina n dernahmen. Sehr viel nahmen sie nicht mit.
    „Gibt es einen Abschiedsbrief?“ fragte sie Fabian.
    „Du meinst, ein Geständnis? Nein.“
    „Aber dann...“
    „Sperma, Baby.“
    Die trockene Art, wie er das sagte, brachte sie zum Gri n sen, und sie war selten dafür dankbarer gewesen als jetzt. Ja, die DNA-Spuren waren nicht widerlegbar, es sei denn, M ike hatte einen Zwillingsbruder, wie die KaDeWe-Einbrecher. Für ein paar Sekunden klammerte sich Lisa an diese Vorstellung. Aber der Schock war nun vorbei, ihre Rationalität gewann Überhand. Sie stand auf.
    „Hast du schon mit jemandem gesprochen?“ fragte sie F a bian.
    „Noch nicht wirklich, nur ein paar Worte mit Stolz. Alfie und Sabine streifen im Moment durchs Haus und fragen jeden, ob er was mitgekriegt hat.“
    „Lamprecht?“
    „Müsste gleich kommen.“
    Sie sahen sich noch zu zwei t etwas um, sofern ihnen die Techniker noch Platz ließen. Auf einer der Werkbänke entdec k te Lisa die halbfertige Holz-Skulptur einer kleinen Katze.
    „Raus hier, okay?“ flüsterte Lisa. „Ich muss jetzt hier raus.“
    Sie gingen in den Flur, wo sich inzwischen nur noch zwei Polizisten aufhielten, die für Platz gesorgt hatten. Aus Agatha Kohlers Raum drang Musik, es klang verdächtig nach Wagner.
    Sie berieten sich im Alkoven des Treppenhauses.
    „Deine Analyse, bitte“, sagte Fabian.
    „Du zuerst, Herr Hauptkommissar, du bist dienstälter und überhaupt älter.“ Lisas zaghafter Versuch, wieder normal mit Fabian zu sprechen, klang etwas brüchig.
    „Du hast ihn besser gekannt als ich, beinahe im bibl i schen Sinne.“
    „Naja, vielleicht wie in der Kinderbibel, ohne die ganze fiese Brutalität.“
    Lisa merkte, dass es ihr gut tat, alles zu überwitzeln. Sie und Fabian waren darin inzwischen ein so eingespieltes Team, dass es ganz automatisch ablief.
    „Er hatte Probleme mit seinem sexuellen Wesen“, begann Lisa. „Ich bin ja keine Psychotante , aber das war sehr offe n sichtlich. Warum er so ein Problem damit hatte, sich als schwul zu bekennen, weiß ich nicht. Das ist in einer modernen Großstadt und vor allem im Künstlermilieu nun wirklich kein Stigma. Vielleicht war er auch schlicht verrückt.“
    „Das war er sogar eindeutig, wenn du mich fragst.“
    „Na gut. Wir können nur ungefähr nachvollziehen, was er gemacht hat. Er hat Thomas Sieber über das Internet kenne n gelernt, hat extra nach Sex mit einem wirklich heißen Kerl g e sucht. Vielleicht wollte er auch nur das. Was dann passiert ist – keine Ahnung. Vielleicht war alles nur außer Kontrolle ger a ten.“
    „Du vergisst das Xenon.“
    Lisa stöhnte. Sie war nicht auf der Höhe.
    „Ja. Okay. Es war geplanter, vorsätzlicher

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