Schoene, raetselhafte Becca
um sich seinen Lügen zu stellen, und dass sie sich besser fühlen wird, wenn sie reinen Tisch gemacht hat. Vielen Dank dafür.“
„Gern geschehen. Sie ist ein tolles Mädchen, Becca. Ich denke, sie hat einfach nur eine kleine Lüge erzählen wollen, und die hat sich dann irgendwie selbstständig gemacht, sodass sie es nicht mehr unter Kontrolle hatte.“
Becca wollte etwas erwidern, klappte den Mund aber wieder zu. Schließlich sagte sie: „Ja, so muss es wohl gewesen sein.“
Der Bürgermeister hatte bestimmt ein ordentliches Trinkgeld gegeben. Trotzdem legte Trace einige Scheine auf den Tisch – nicht zu viele, denn sie sollte nicht das Gefühl haben, Wohltätigkeiten von ihm zu empfangen.
Ein hektischer Tag erwartete ihn. Es gab zahlreiche wetterbedingte Autounfälle, das Dach eines Geschäftshauses stürzte unter den Schneemassen ein und verletzte einen Angestellten sowie einen Kunden. Erst als er nach zwölf langen Stunden wieder nach Hause fuhr, dachte er erneut an Becca und Gabi.
Vor seiner Haustür stand ein Korb, der in rotes Geschenkpapier eingewickelt war.
Um diese Jahreszeit stellten die Einwohner von Pine Gulch öfter Geschenke vor seiner Tür ab, um sich für seine Arbeit zu bedanken. Normalerweise brachten die Leute die Präsente direkt auf die Polizeiwache, aber da alle wussten, wo er wohnte, sparten sich manche den weiten Weg, und er nahm die Geschenke am nächsten Tag mit zur Arbeit, um sie mit den Kollegen zu teilen.
Er öffnete den Briefumschlag. Sein Blick flog über die energische Handschrift: „Heute Nachmittag haben wir Plätzchen gebacken. Gabi wollte dir ein paar vorbeibringen“, schrieb Becca. „Danke, dass du einem verängstigten Mädchen den Rücken gestärkt hast. Mit deiner Hilfe hat sie den Tag überlebt.“
Er schloss die Tür auf. Sein hässlicher Hund, der die meiste Zeit des Tages schlief, sprang ihm bellend entgegen. Er tätschelte ihm den Kopf und kraulte ihn hinter den Ohren. Manchmal hatte Trace ein schlechtes Gewissen, weil er sich so wenig um den Hund kümmerte, aber er schien das Alleinsein gewohnt zu sein. Schließlich hatte er die meiste Zeit an der Seite eines einsamen alten Mannes verbracht.
Vielleicht sollte er Grunt ein neues Heim verschaffen. Eine Familie, laut und hektisch. Das wäre bestimmt gut für ihn. Caidy hatte sich bereit erklärt, ihn bei sich aufzunehmen. Doch Grunt hatte Angst vor Pferden und den anderen Hunden, die bereits auf der Ranch lebten.
Er knabberte an einem Keks und gab einen Teil davon Grunt, der ihn sofort verschlang und ihn erwartungsvoll anschaute, als wollte er mehr haben. Trace wusste, dass es besser wäre, einfach sitzen zu bleiben, seine Kekse zu essen und sich von seiner attraktiven – und gefährlichen – Nachbarin fernzuhalten. Aber er konnte seine Neugier nicht bezähmen. Er wollte mehr über Gabi erfahren als das, was sie ihm heute Morgen quasi im Vorübergehen berichtet hatte.
„Möchtest du Gassi gehen?“
Der Hund gähnte und legte den Kopf auf die Vorderpfoten. Trace schüttelte den Kopf. „Pech für dich. Wir gehen trotzdem.“
Er griff nach der Leine, die an einem Haken hing, befestigte sie am Hundehalsband und ließ den Blick durch die Küche wandern. Ein Spaziergang mit dem Hund, um bei ihr vorbeizuschauen, erschien ihm als Vorwand zu durchsichtig.
Als er den Korb mit den Keksen sah, grinste er. Aus dem Schrank holte er eine Schüssel, füllte die Kekse um und suchte in der Vorratskammer nach einem der letzten Gläser seiner kostbaren Pfefferpaste, die Caidy und Destry für ihn im Sommer gemacht hatten.
Es war seine Lieblingssoße; deshalb reservierte Caidy für ihn jedes Jahr ein Dutzend Gläser. Um Becca sehen zu können, würde er sich sogar von seinem letzten Glas trennen.
Glücklicherweise hatte es aufgehört zu schneien. In diesem Dezember war der Schnee rekordverdächtig. Die Wintersportler hatten allen Grund zum Jubeln.
Auf den Gehwegen hatten die Anwohner einen schmalen Pfad für Fußgänger freigeschaufelt. Lustlos trottete Grunt hinter Trace her, bis sie Wally Taylors altes Haus erreichten. Die Vorhänge waren geöffnet. Durchs Fenster sah er Becca, die, in eine Decke gehüllt, auf dem Sofa saß und in ein Buch vertieft war. Eine Leselampe und die Christbaumbeleuchtung tauchten den Raum in ein warmes, behagliches Licht, das ihr Gesicht rosig schimmern ließ.
Unvermittelt spürte Trace ein sehnsüchtiges Ziehen in seinem Unterleib. Er begehrte sie, er wollte Teil dieses Bildes sein:
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