Schoene, raetselhafte Becca
anzuvertrauen?
Plötzlich jaulte Grunt auf. Vermutlich wunderte er sich, dass es nicht Wally Taylor war, der sich um das Feuer kümmerte, oder dass der alte Mann sich überhaupt nicht blicken ließ.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du dich um den Hund meines Großvaters kümmerst“, sagte sie kopfschüttelnd.
„Ich habe befürchtet, dass das Tierheim keinen Interessenten findet. Er ist nicht gerade einer der schönsten Hunde.“
„Das ist mir noch gar nicht aufgefallen“, entgegnete sie trocken. Sie ging zu dem Sessel, in dem er lag. Während sie ihm das Ohr kraulte, schaute er sich traurig im Zimmer um. Dann beschloss er offenbar, Freundschaft mit ihr zu schließen, denn er leckte ihr die Hand. Bei Trace hatte er das noch nie getan.
„Er ist schon süß – auf seine hässliche Art.“
Trace musterte sie durchdringend. „Würdet ihr ihn zu euch nehmen?“, fragte er spontan. „Ich habe mir schon öfter überlegt, dass er eigentlich ein Heim braucht, in dem Kinder leben. Außerdem bin ich nur selten zu Hause. Er ist den ganzen Tag allein. Hier in dem Haus, das er kennt, würde er bestimmt glücklicher sein.“
„Ich … ich weiß nicht so recht …“ Zweifelnd schaute sie den Hund an.
„Du musst dich nicht sofort entscheiden. Denk darüber nach. War ja nur so eine Idee. Ich kann ihn immer noch mit auf die Ranch nehmen. Meine kleine Schwester hat ein großes Herz für Tiere.“
„Ich habe noch nie ein Haustier gehabt.“
„Wirklich? Niemals? Nicht mal als Kind?“
„Nein. Wir … wir haben nirgendwo lange genug gelebt, um ein Tier zu halten. Mein Vater starb, als ich sehr klein war, und meine Mutter hat mich allein erzogen. Sie … ist viel umgezogen.“
Er fand das unendlich traurig. Was für eine Kindheit musste sie erlebt haben – dauernd auf dem Sprung in eine neue Stadt? Er fühlte sich geradezu privilegiert, dass seine Eltern ihm und seinen Geschwistern ein Heim und eine Heimat in Pine Gulch geschaffen hatten – mit Pferden, Kunst und sehr viel Liebe und Zuwendung.
Vielleicht war sie deshalb hierhergekommen – um ihrer Tochter ein dauerhaftes Zuhause zu geben, das sie selbst niemals gehabt hatte?
„Nun ja, denk mal darüber nach. Grunt ist gut erzogen und gehorcht aufs Wort – jedenfalls meistens. Ein bisschen faul, aber das ist ja für einen Hund keine so schlechte Eigenschaft. Er bellt kaum, und er ist absolut treu und loyal.“
Nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Als ich deinen Großvater gefunden habe, lag Grunt zu seinen Füßen. Ich glaube, er hatte sich vierundzwanzig Stunden nicht vom Fleck bewegt, nachdem Wally gestorben war. Erst als ich hereingekommen war, ist er in die Küche gelaufen und hat seinen Wassernapf bis auf den letzten Tropfen geleert.“
Becca betrachtete den Hund mit verschleiertem Blick. Sie schien ihn zu mögen – trotz seines zerknitterten Gesichts und seiner schlechten Laune. „Im Moment muss ich mich intensiv um Gabi kümmern, verstehst du? Ich hatte schon überlegt, eine Katze anzuschaffen, die die Mäuse jagt. Aber einen Hund …?“
„Vielleicht, wenn ihr euch besser eingelebt habt. Ich halte mein Angebot jedenfalls aufrecht.“
„Vielen Dank.“
Er erhob sich, und Grunt sprang ebenfalls sofort auf. „Wir sollten mal los. Wir müssen beide morgen früh aufstehen. Vielen Dank für die Suppe und die Kekse.“
„Das ist nur eine kleine Entschädigung für all das, was du für uns getan hast, seit wir hier sind.“ Sie sah ihn mit diesem strahlenden Lächeln an, das ihm regelmäßig den Boden unter den Füßen wegzuziehen schien. „Du hast uns das Gefühl gegeben, hier willkommen zu sein.“
„Ich hoffe, du gibst Pine Gulch eine Chance, Becca. Es ist eine schöne Stadt. Sogar für Anwälte.“
Sie tätschelte Grunt ein letztes Mal den Kopf, während Trace in seinen Mantel schlüpfte
An der Tür blieb er stehen. Unvermittelt ergriff er ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. „Was ich dir jetzt sage, meine ich ganz ernst, egal, wie es bei dir ankommt. Ich hoffe, du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn du Probleme hast.“
Ihre Augen wurden feucht. „Danke.“
„Ich meine es wirklich, Becca.“ Den wehmütigen Blick und den Schatten, der über ihr Gesicht huschte, würde er vermutlich nicht vertreiben können. Aber sie sollte zumindest wissen, dass es jemanden in der Nähe gab, der ihr helfen würde.
„Danke“, murmelte sie noch einmal.
Spätestens jetzt hätte er seinen hässlichen Hund
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