Schoene, raetselhafte Becca
als er ihr diese Worte entgegenschleuderte. Trotzdem brachte sie es fertig, ihre Lippen zu einem kühlen Lächeln zu verziehen. Eine oscarreife Leistung! „So hätte ich es nicht formuliert.“
Ein paar Sekunden lang starrte er sie schweigend an. „Dem habe ich nichts entgegenzusetzen“, sagte er schließlich. „Komm, Grunt. Verschwinden wir.“
Er nahm die Hundeleine, die auf dem Boden lag, und ging zur Tür hinaus. Ein kalter Wind blies ins Haus und ließ sie erschauern.
Sie schaute ihm nach, wie er über die Straße stapfte, während die Schneeflocken um ihn herumwirbelten. Sie zitterte vor Kälte. Dennoch schloss sie die Tür nicht. Ihr Blick wanderte zu den Nachbarhäusern, aus deren Fenster ein warmes Licht schimmerte. Sie hatte das Gefühl, etwas sehr Kostbares verloren zu haben.
Zögernd schloss sie die Tür. Sie hatte ihn fortgeschickt. Was hätte sie anderes tun können?
Jetzt musste sie sich auf das Weihnachtsfest konzentrieren. Für Gabi wollte sie es so schön wie möglich machen. Das war sie ihrer Schwester schuldig.
Ein Mann stirbt nicht an einem verletzten Ego. Und auch nicht an gebrochenem Herzen.
Was machte Trace mehr zu schaffen? Er wusste es nicht. Trace spürte nur eine große Leere in seinem Inneren, die auch die bevorstehenden Feiertage nicht vertreiben konnten.
Er hatte seinen Streifenwagen vorm Gulch geparkt und zögerte. Durch die halbhohen Vorhänge an den Fenstern beobachtete er Becca. Sie unterhielt sich mit den Gästen, nahm Bestellungen entgegen, brachte ihnen das Essen. Sie bewegte sich geschickt und grazil zwischen den Stühlen. Er musste sie unentwegt anschauen. Sie sah wunderschön aus.
Jeder andere Ort in der Stadt wäre ihm lieber gewesen, um sich mit dem Bürgermeister zu treffen. Aber der hatte auf dem Gulch bestanden. Es war sein Lieblingsrestaurant.
Trace wäre am liebsten weitergefahren. Seit Montag, seit zwei Tagen also, hatte er Becca nicht mehr gesehen. Seit sie ihn weggeschickt hatte.
Im Gegensatz zu Taft erwartete er nicht, dass sich jede Frau sofort in ihn verliebte. Aber mit Becca war es etwas Besonderes gewesen. Sie hatte ihn nicht wie eine Frau geküsst, die nichts mit ihm zu tun haben wollte.
Eigentlich kannte er sich gar nicht so gut damit aus. Die letzte Frau, mit der er gern eine Beziehung eingegangen wäre, hatte ihm einen Korb gegeben. Er hatte geglaubt, dass Easton und er sich unsterblich ineinander hätten verlieben können. Doch dann war Cisco Del Norte in Pine Gulch aufgetaucht, und Trace hatte festgestellt, dass sie den anderen Mann immer noch aus tiefstem Herzen liebte.
Becca war nicht Easton Springhill. Er irrte sich nicht – sie empfand wirklich etwas für ihn, genau wie er für sie. Er merkte es an der Art, wie sie ihn küsste, er hatte es im Blick ihrer schönen braunen Augen gesehen. Warum nur wollte sie ihn nicht an sich heranlassen?
Ob sie immer noch Gabis Vater nachtrauerte? Liebte sie ihn vielleicht sogar noch? Unmöglich! Sie hatte ihm doch klipp und klar gesagt, dass der Mann nichts weiter gewesen sei als eine „Fußnote in ihrem Leben“.
Er seufzte. Spielten ihre Gründe wirklich eine Rolle? Die Frau hatte ihn gebeten, sie in Ruhe zu lassen, und ihm blieb nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren. Selbst wenn er fest entschlossen wäre, ihr in der nächsten Zeit aus dem Weg zu gehen – wie sollte das in einer kleinen Stadt wie Pine Gulch funktionieren? Ob es ihm gefiel oder nicht: Ihre Wege würden sich weiter kreuzen.
Seufzend stieg er aus dem Wagen. Als er die Tür zum Lokal aufstieß, drehten alle die Köpfe in seine Richtung, um zu sehen, ob sie den neuen Gast kannten. Einige Gäste winkten ihm zu, andere wandten sich bewusst ab. Als Polizeichef zog man nicht automatisch die Sympathien aller Bürger auf sich. Manchmal musste er jemandes Bruder, Kind oder Frau auf die Wache laden und vernehmen. Damit musste er leben – und mittlerweile konnte er es ganz gut.
Der Bürgermeister war noch nicht eingetroffen. Mist! Seine Anwesenheit wäre in diesem Moment sehr hilfreich gewesen; es hätte der Situation etwas von ihrer Peinlichkeit genommen. Als Becca ihn erblickte, blieb sie einen Moment lang wie erstarrt stehen und errötete.
Er spürte förmlich, wie sie sich zusammenriss, ehe sie entschlossen auf ihn zu marschierte. Sie hatte sich eine mit Schneeflocken verzierte Spange ins Haar gesteckt, und an ihren Ohren baumelten Schneeflockenohrringe. Beim Näherkommen lächelte sie nervös. „Hallo! Möchtest du einen
Weitere Kostenlose Bücher