Schoene, raetselhafte Becca
nicht mehr hierherkommen.
Es fiel Trace schwer, das Gulch zu betreten, wenn er wusste, dass Becca hier arbeitete. Jedes Mal, wenn er sie sah, musste er sich zusammenreißen, um sie nicht in die Arme zu nehmen und nie mehr loszulassen.
„Hier ist dein belegtes Brötchen. Hast du Becca gesehen?“ Suchend sah Donna sich im Lokal um. „Sie wollte dir noch ein Zimtteilchen in die Tüte tun. Ich hole dir eins.“
„Vor einer Minute ist sie im Hinterzimmer verschwunden.“ Das war ihm natürlich nicht entgangen – ebenso wenig wie alles andere, was sie tat, wenn er in ihrer Nähe war.
„Ich schau mal nach ihr.“ Doch noch ehe sich Donna in Bewegung setzen konnte, kam Becca zurück.
Irgendetwas war passiert.
Trace bemerkte die Anspannung in ihrer Körperhaltung und die Verzweiflung in ihrer Miene. Als sie näher kam, erkannte er auch noch die Angst in ihrem Blick. „Was ist los?“
Sie holte tief Luft. „Du musst mir helfen, Trace“, erwiderte sie mit zitternder Stimme.
„Selbstverständlich“, antwortete er sofort.
Becca sah ihn an, als hätte sie nicht mit seiner bedingungslosen Hilfsbereitschaft gerechnet. Sie hatte ihre Probleme zu lange allein mit sich herumgetragen. Es wurde allmählich Zeit, eine Schulter zu finden, an die sie sich lehnen konnte. Sie zögerte. „Zuerst muss ich dir etwas gestehen. Es wird dir bestimmt nicht gefallen.“
„Setz dich erst mal hin. Du siehst aus, als würdest du jeden Moment zusammenklappen.“
„Dazu habe ich keine Zeit. Ich muss …“ Sie holte tief Luft und ballte die Hände zu Fäusten. „Es ist nämlich so. Gabi ist nicht meine Tochter.“ Sie hatte beschlossen, mit der Tür ins Haus zu fallen.
Entgeistert starrte Trace sie an. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.
„Es ist eine lange Geschichte, und ich habe keine Zeit, sie jetzt ausführlich zu erzählen. Sie ist in Wirklichkeit meine kleine Schwester. Halbschwester, genauer gesagt. Unsere Mutter hast du letztens gesehen. Sie war hier im Gulch .“
Plötzlich ergab alles einen Sinn – die Art, wie sie Gabi zu beschützen versuchte, die vagen Auskünfte über ihr früheres Leben, ihre Hilflosigkeit, wenn es darum ging, Gabi zu erziehen. „Du warst überrascht, deine Mutter hier zu sehen“, stellte er fest. Tausend Fragen schwirrten ihm durch den Kopf, aber die waren erst einmal nicht wichtig. „Überrascht und alles andere als erfreut.“
„Das ist eine Untertreibung.“ Becca fuhr sich über die Stirn. „Vor einigen Monaten hat sie Gabi zu mir nach Arizona gebracht und ist ohne eine Erklärung verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, wo sie war oder wie ich sie erreichen konnte. Und jetzt taucht sie aus heiterem Himmel wieder auf und will Gabi mit sich nehmen. Das müssen wir verhindern.“
Hatte er etwas verpasst? Hinter der Geschichte musste doch mehr stecken als ein gestörtes Mutter-Tochter-Verhältnis. Über die rechtliche Situation machte er sich jedoch keine Illusionen. „Du sagst, sie ist die Mutter des Kindes. Wie kannst du sie also daran hindern, sie mit sich zu nehmen? Hast du das offizielle Sorgerecht für Gabi?“
„Nein. Ich habe dir doch gesagt, sie hat sie einfach bei mir abgeliefert. Ich habe kein Sorgerecht. Deshalb bin ich ja mit ihr hierhergezogen, wo uns keiner kennt. Da konnte ich sie als meine Tochter ausgeben.“
Hastig warf sie einen Blick auf ihre Uhr. „Sorgerecht oder nicht, ich muss etwas unternehmen. Gabi will nicht mit Monica gehen. Sie hat endlich ein Zuhause und Geborgenheit gefunden, Freundinnen in der Schule … Sie ist glücklich hier. Wenn Monica sie mit sich nimmt, wird sie …“ Die Stimme versagte ihr.
Trace ahnte, dass hier das eigentliche Problem lag, obwohl er nicht so genau wusste, wie er zu dieser Schlussfolgerung gekommen war. „… wird sie was?“
Schweigend starrte sie auf den Fußboden, zu den anderen Gästen und zur Theke, um seinem forschenden Blick auszuweichen.
„Hilf mir, es zu verstehen, Becca. Was ist so schrecklich daran, wenn eine Mutter mit ihrer Tochter zusammen sein will?“
„Monica will Gabi überhaupt nicht.“ Ihre Stimme klang bitter. „Sie will sie nur benutzen – für irgendwelche Machenschaften.“
„Machenschaften?“
Seufzend sah sie ihm schließlich doch in die Augen. Es schnürte ihm den Magen zusammen, als er den schmerzerfüllten Blick bemerkte. „Meine Mutter ist eine Betrügerin und eine Diebin. Ihr ganzes Leben lang hat sie andere Menschen für ihre Zwecke benutzt und ausgenutzt. Mit
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