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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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erschienen und hatte erklärt, er wolle noch weiter malen. May war einverstanden. Christine hatte sich erboten, das Geschirr zu spülen und die Küche aufzuräumen, und Gaylord hatte sich erboten, ihr zu helfen, obwohl Geschirrspülen nicht gerade seine Leidenschaft war. Amanda hatte ebenfalls ihre Hilfe angeboten, war jedoch zurückgewiesen worden. Ebenso war es ihr ergangen, als sie sich erbot, Mr. Bunting beim Mischen der Farben zu helfen.
    Christine wusch also ab, und Gaylord trocknete das Geschirr ab und stellte es weg. Und als er sah, wie Christine am Spültisch stand und das Licht auf ihr braun schimmerndes Haar fiel, sagte er mit halberstickter Stimme: »Du bist so schön, Christine.« Und Christine lächelte ihn über die Schulter an und sagte: »Ich glaube, ich bin noch nicht reif genug, um schön zu sein. Hübsch, ja. Aber noch nicht schön.«
    »Ich finde es aber«, erwiderte Gaylord und wurde sehr rot, während er weiter die Teller abtrocknete. Nach einer Weile sagte er: »Christine...?«
    »Ja?«
    »Ich möchte dir einen Kuß geben.«
    Christine trocknete sich mit einem Handtuch die Hände ab. »Gut«, sagte sie. »Aber nur einen.«
    Langsam trat Gaylord auf sie zu. Vor sich sah er die lieblichen, sonnengebräunten Wangen, den Glanz der Augen, die weichen, leicht geöffneten Lippen. Der Gedanke, daß er diese Lippen jetzt gleich mit den seinen berühren würde, daß er Christines Atem und den Duft ihres Haars spüren würde - all dies war fast zuviel. Die Knie wurden ihm weich, und er rang nach Luft. Ungeschickt legte er die Arme um sie. Ungeschickt küßte er die lächelnden Lippen. Und es war alles so wunderbar und so herrlich, wie er es sich vorgestellt hatte. Christine war weich und warm und duftete süß. Für einen Jungen, der in der klösterlichen Atmosphäre eines englischen Internats erzogen wurde, war sie wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Plötzlich wußte er, worauf es im Leben ankam. Was war Kricket und selbst ein großes Fußballspiel, verglichen mit der Ekstase eines Kusses?
    »Das ist genug«, sagte sie.
    »Noch einen 2 .« flehte er.
    »Also gut. Aber nur einen.«
    Er sah sie an, und zum erstenmal entdeckte er die Süße und das geheimnisvolle Wunder in ihren Augen. Seine Lippen sehnten sich nach ihr. Und, o Wunder, ihre Lippen sehnten sich nach ihm. Sie küßte ihn lange und liebevoll. Und jetzt sah er in ihren Augen die brennende Sehnsucht der Liebe. »Du bist noch ein Junge«, murmelte sie. »Aber du bist so lieb, und - es ist so süß, dich zu küssen.«
    »Ich liebe dich«, sagte er leise mit erstickter Stimme. »Du gehst doch nicht fort, Christine?«
    »Nein. Ich bleibe hier. Solange deine Mutter mich bleiben läßt.« Sie sah ihn zärtlich an.
    Und in diesem Augenblick sagte eine Stimme von der Tür her: »Oh, Verzeihung, Verzeihung .«
    Gaylord, angespannt und völlig entrückt, fuhr zusammen. Und Christine ging wieder ans Spülbecken.
    »Das war dein Vater«, sagte sie. »Wie dumm, daß er gerade hereinkam. Hoffentlich schickt er mich jetzt nicht nach Hause.«
    »Letzte Woche hast du doch gesagt, du wolltest nach Hause.« Gaylord stand hinter ihr, legte seine Hände auf ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. Er schluckte und fragte dann hoffnungsvoll: »Jetzt willst du nicht mehr, nicht?«
    »Nein, jetzt nicht mehr«, sagte sie und wechselte das Thema so plötzlich, daß Gaylord sie verwirrt ansah. »Die Reitställe von Roger Miles’ Onkel sind, glaube ich, ungewöhnlich elegant für die Gegend hier.«
     
    Amanda hatte recht: Jocelyn kam sich allmählich richtig ausgeschlossen vor. Ärger stieg in ihm auf. Er ärgerte sich nicht oft, aber jetzt ärgerte er sich über alle und über die ganze dumme Situation. Über Gaylord, der in der Küche stand und das Au-pair-Mädchen küßte. (Der Anblick hatte ihm die ganze Qual und Seligkeit seiner ersten Liebe vor fünfundzwanzig Jahren ins Gedächtnis zurückgerufen. Oh, Doreen Wilkinson, was mag aus dir geworden sein? Sie hatte einen Sportsfreund geheiratet, Richards, und war nach Swindon gezogen. Er und Richards hatten an einem Sommerabend um sie gekämpft... Kaum zu glauben, aber er spürte noch den Geruch der trockenen Erde und des zertretenen Grases, den salzigen Geschmack der aufgesprungenen Lippe - und schlimmer noch die Demütigung der rühmlosen Niederlage.) Und er ärgerte sich über seinen Vater, der zu ihm heraufgekommen war, um ihm eine krause Rede zu halten. Und über May, die ein Verhalten an den Tag legte,

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