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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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nichts, aber jetzt wurde ihr zum erstenmal klar, wie sehr sie sich darauf gefreut und wieviel es ihr bedeutet hatte, von Charles Bunting gemalt zu werden - nicht für Geld, sondern weil er sie liebte und sie schön fand und ihrer Schönheit Unsterblichkeit verleihen wollte.
     
    Jocelyn fragte sie: »Hast du mit Charles telefoniert? «
    »Ja. Alles in Ordnung. Er hat nichts gegen uns, sagt er. Er habe nur im Augenblick sehr viel zu tun.«
    Jocelyn verstand. Und auch er war niedergeschlagen. Irgendwann würde Charles wieder ankommen. Aber Unstimmigkeiten machten Jocelyn genauso unglücklich wie May.
    Und auch Gaylord tat nichts, um seine Eltern aufzuheitern. Stumm und empfindlich schlich er durchs Haus. Die meiste Zeit verbrachte er in seinem geliebten Boot. Verstohlenes Interesse bekundete er sonst nur, wenn der Briefträger kam.
    Aber es war nie ein Brief für ihn dabei.
     

14
     
    Der letzte Tag der Sommerferien war gekommen.
    Gott sei Dank! dachte May. Gaylord war verstockt und unzugänglich. Er tat ihr leid, aber sie konnte ihm nicht helfen. }e eher er ins Internat zurückkehrte, um so besser - dort würde er schon auf andere Gedanken kommen.
    Für Gaylord war der letzte Ferientag ein Tag voll Trauer und Sehnsucht. Wo waren die zwei Sommermonate geblieben? Vor ihm lag ein neues Schuljahr -Euklid, Goethe und Racine, dazu Sport und Rugby und Hockey. Nichts, was den Vergleich mit einer rosigweichen Wange oder mit einer Flut kastanienbraunen Haars aushielt - oder mit Augen, aus denen Liebe sprach.
     
    Als Liz an Gaylords letztem Ferientag die Augen aufschlug, dachte sie: Morgen um diese Zeit ist er schon unterwegs zum Bahnhof. Sie warf einen Blick aus dem Fenster: Es war ein herrlicher, stiller Septembertag. Und wenn er wiederkommt, ist Weihnachten. Dann haben die Bäume kein Laub mehr, der erste Schnee ist gefallen, die Wiesen sind naß und grau - es ist Winter. Was für eine lange Zeit der Trennung! Ein unerträglicher Gedanke.
    Seit dem Tag im »Lindenbaum« hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Wie schrecklich, wenn er jetzt abfuhr, ohne sie vorher noch einmal anzurufen! Auch das war ein unerträglicher Gedanke. Aber da gab es einen Ausweg. Falls er heute vormittag nicht vorbeikam oder anrief, würde sie ihn anrufen. Er konnte nichts dagegen haben, wenn eine alte Freundin ihm für das neue Semester alles Gute wünschte.
     
    May sagte an diesem Morgen nach dem Frühstück: »Gaylord, sind deine Koffer gepackt? Die Leute von der Bahn können jeden Moment kommen, um sie abzuholen.«
    »Ich glaube, ja.«
    »Glauben genügt nicht. Letztes Mal mußte ich dir deine Fußballstiefel nachschicken.« Plötzlich riß ihr die Geduld. »Nimm dich doch mal zusammen, Gaylord!«
    Mein Gott, dachte sie, jetzt fange ich noch an zu schimpfen! Und es nützte überhaupt nichts. Jeder Versuch, Gaylord in Trab zu bringen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    Das Telefon klingelte. Sie nahm den Hörer ab. »Hallo, May«, sagte eine tiefe Männerstimme.
    »Charles!« rief sie. »Wie schön, von dir zu hören!« Sie bemühte sich krampfhaft, natürlich zu wirken.
    »May, heute abend wird ein Bild von mir enthüllt. Tut mir leid, daß ich jetzt erst Bescheid sage, aber hättet ihr Lust zu kommen?«
    »Furchtbar gern, Charles. Du meinst, wir alle? Ich meine, auch die Kinder?«
    »Ja. Also dann zwischen sieben und halb acht. Im Hotel Zum Schwan, im Trent-Raum.«
    »Das ist ja mächtig aufregend, Charles. Also
    »Bis dann, May. Leb wohl.«
    Gaylord war verschwunden - um nach seinen Koffern zu sehen, hoffte sie. Mit dem Gefühl einer großen Erleichterung ging May die Treppe hinauf ins Arbeitszimmer ihres Mannes. »Liebling, Charles hat eben angerufen. Wir sollen heute abend alle zur feierlichen Enthüllung eines Bildes von ihm ins Hotel Zum Schwan kommen. Du, ich freue mich. Ich habe das Gefühl, nun ist alles wieder in Ordnung.«
    »Fein, May.« Auch er war sehr erleichtert. »Es hat mir doch ein bißchen auf der Seele gelegen. Was will er denn vorführen? Vielleicht dein Porträt?«
    Das war auch für May eine sehr wichtige Frage, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. »Das kann ich mir eigentlich nicht denken - es waren ja doch nur sehr wenige Sitzungen. Ich glaube, an meinem Bild war noch sehr viel zu tun.«
    »Ja, das glaube ich auch«, sagte er zu ihrer Enttäuschung.
    Aber hoffen konnte sie trotzdem. Es würde natürlich schrecklich peinlich sein, wenn vor lauter fremden Leuten ein Tuch von einer Staffelei

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