Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
gezogen würde und man darunter selber zum Vorschein kam. Und wahrscheinlich ganz anders, als man in Wirklichkeit auszusehen meinte. Und alle würden Beifall klatschen und erst das Bild betrachten und dann einen selber. Schrecklich peinlich!
    Und trotzdem sehr schön!
     
    Gaylord zog die Kofferriemen fest und trug sein Gepäck nach unten in die Diele. Dann schlüpfte er zur hinteren Tür hinaus nach draußen. Wenn er im Haus blieb, würde seine Mutter bloß mit ihm schimpfen. Irgend etwas war los mit ihr in den letzten Tagen.
    Der Morgen war von wunderbarer Schönheit. Gaylord ging durch den Garten. Die Zweige der Obstbäume hingen, schwer von Früchten, herab, und über den Gräsern tanzte die Sonne. Er hatte noch eine letzte traurige Aufgabe zu erfüllen: Er mußte sein Boot in den alten Schuppen bringen, der jetzt als Bootshaus diente. Ein halbes Jahr würde vergehen, bis er es wieder herausholte.
    Doch bevor er das Boot für den Winter verstaute, hatte er noch etwas anderes vor.
    In der vergangenen Nacht hatte er lange wach gelegen und sich schlaflos hin und her gewälzt. Immer wieder hatte er Christines Gesicht vor sich gesehen, und da war ihm plötzlich ein Gedanke gekommen -so schön, daß er ihn fast zu Tränen rührte. Er wollte sein Boot taufen: Christine sollte es heißen.
    Am liebsten hätte er den Plan mitten in der Nacht ausgeführt. Aber er war wieder eingeschlafen. Und so lief er gleich nach dem Frühstück nach oben in sein Zimmer und schob die halbvolle Limonadenflasche, die auf seinem Nachttisch stand, in die Hosentasche.
    Und jetzt war es soweit. Er ging den Anlegesteg entlang, bis er über seinem Boot stand, zog die Flasche hervor, umwickelte den Hals mit seinem Taschentuch, und dann packte er die Flasche und zerschmetterte sie am Bootsrand. »Ich taufe dieses Schiff auf den Namen Christine !« rief er mit lauter, leicht bebender Stimme. »Gott erhalte die Christine und alle, die mit ihr fahren!«
    Schweigend und tief bewegt blieb er eine Weile stehen. Dann kniete er vorsichtig am Stegrand nieder und sammelte die Glasscherben auf. Er war noch damit beschäftigt, als eine Stimme hinter ihm sagte: »Hallo, Gaylord.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis er sich umdrehen konnte. Wer war das? Amanda? Liz? Nein, keine von beiden.
    Er wandte sich um und verlor fast das Gleichgewicht. Hinter ihm am Ufer stand Christine Haldt.
    Er starrte sie an. Langsam erhob er sich, und ohne den Blick von ihr zu lassen, ging er auf sie zu. Er konnte es nicht fassen. Es war, als hätte er sie mit der Bootstaufe aus dem Boden gezaubert.
    Sie trug ein langes erdfarbenes Kleid, das bis zu den Knöcheln reichte, und ihr Haar und ihre große dunkle Brille ließen von ihrem Gesicht nur die Nasenspitze und die geschwungenen Lippen frei.
    Aber sie war schön - schön und unwirklich. Für Gaylord war sie so schön und so unwirklich wie Titania oder wie die Lorelei. »Christine!« flüsterte er, während er vorsichtig über die morschen Holzplanken auf sie zuging.
    »Hallo, Gaylord«, sagte sie noch einmal und lächelte. Sie stand regungslos da mit herabhängenden Armen.
    Jetzt hatte er das Ufer erreicht. Er packte sie bei den Schultern und wollte sie küssen, doch mit einer typisch weiblichen Bewegung wandte sie den Kopf ab. »Christine! Wie kommst du hierher? Bist du zurückgekommen? «
    »Zurückgekommen? Nein, ich bin gar nicht abgereist.«
    »Aber ich hab dich doch zum Flughafen abfahren sehen.«
    »Ja, das stimmt. Aber es wurde mal wieder gestreikt wie so oft in England. Wir konnten nicht fliegen und mußten ins Hotel zurück. Sehr ärgerlich. Aber..«
    »Ach, da bist du, Christine«, sagte eine männliche Stimme. »Hallo, Pentecost.«
    »Hallo, Miles«, sagte Gaylord, allerdings ohne die Begeisterung, mit der er sonst seinen Helden begrüßte. Eben noch war er der Verzweiflung nahe gewesen. Dann war seine geliebte Christine vor ihm erschienen, die er weit weg in Deutschland geglaubt hatte, und die Verzweiflung hatte sich in höchste Freude verwandelt. Doch bevor er die Freude genießen konnte, bevor er die Geliebte in den Arm nehmen und küssen konnte, war ein dritter erschienen, ein Störenfried.
    Miles sagte: »Ich weiß was, Pentecost: Wir nehmen dein Boot und rudern ein bißchen durch die Gegend. Wir hatten gerade überlegt, was wir tun wollten, nicht wahr, Christine?«
    »Ich kapiere das nicht. Ich dachte, Christine ist in Deutschland, und dann steht sie auf einmal hier, und plötzlich kommst du auch noch dazu. Seid

Weitere Kostenlose Bücher