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Schönes Chaos: Mein wundersames Leben (German Edition)

Schönes Chaos: Mein wundersames Leben (German Edition)

Titel: Schönes Chaos: Mein wundersames Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benoît B. Mandelbrot
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nachdem Oppies Sekretärin einen Termin festgelegt hatte, verfasste ich mit viel Mühe einen Text, der keinerlei Formel enthielt und alle Wörter vermied, die ich möglicherweise nicht klar aussprechen konnte.
    Am Tag der Vorlesung war ich zu früh im Hörsaal und sah – zu meinem Schrecken – dass mehrere Größen des Instituts sich dem Publikum anschlossen. Oppenheimer kam herein. »Sie brauchen nicht zu kommen; Sie haben alles gehört, was ich zu sagen habe!« – »Nicht unbedingt, und ich will dabei sein.« Dann trat von Neumann ein. »Sie brauchen nicht zu kommen; Sie haben alles gehört, was ich zu sagen habe!« – »Kann sein, aber vielleicht ist die Diskussion interessant. Übrigens bin ich der Vorsitzende.«
    Die ganze Vorlesung über zitterte ich vor Angst; ich sah, wie berühmte Persönlichkeiten unter den Hörern einschliefen und zu schnarchen begannen. Nach 45 Minuten der Agonie erklärte ich die Angelegenheit für beendet.
    Von Neumann erhob sich. »Irgendwelche Fragen oder Anmerkungen?« Zwei Freunde sagten etwas dazu und stellten pflichtschuldig Fragen. Als von Neumann sich wieder erhob, um das grausame Erlebnis zu beenden, stand noch ein anderer Mann auf. Das war der Moment, in dem Neugebauer den am Anfang des Kapitels angesprochenen Schlag führte. Da waren alle hellwach.
    In der folgenden Nacht war ich zutiefst glücklich, aber eine Frage ließ mir keine Ruhe. Ich hielt es für gewiss, dass mein bemitleidenswertes Elend dazu beigetragen hatte, dass sowohl Oppie als auch Johnny mich mit Vergnügen verteidigt hatten. Aber konnte es da noch einen anderen Grund geben? Eine Antwort zeigte sich wenig später, als die New York Times die wichtigsten Passagen des berühmten Prozesses veröffentlichte, in denen von Neumann gegen Oppenheimer aussagte. In der Nacht davor wollten beide noch ausgehen, und in dem sehr verschlafenen Princeton war meine Aufführung die einzige Show gewesen.
    Am nächsten Tag besuchte ich Neugebauer in seinem Büro. Er war sehr verlegen. »Bitte verzeihen Sie mir meinen Ausbruch.« – »Im Gegenteil, ich komme, um mich bei Ihnen zu bedanken. Ohne Ihren Ausbruch hätten meine beiden erfahrenen Sekundanten keinen Grund gehabt, sich zu erheben und meine Arbeit zu verteidigen.«
    Es war ein sehr großes Kompliment, von Oppenheimer so gut behandelt zu werden. Eine Institution, die Oppie beherbergte, stand automatisch im Zentrum der aktuellen theoretischen Physik, einem damals höchst aktiven Gebiet. Daher war der Wettbewerb – in der Physik – sehr heftig, und das Niveau der jüngeren Mitglieder sehr hoch. Computer waren so neu, dass sie noch nicht einmal buchungstechnisch bewertet waren, und auch der Mitarbeiterstab in von Neumanns Projekt galt als nicht akademisch.

Das Nirwana der Name-Dropper
    Ich hatte schon zahlreiche Paläste, Museen und Staatsmonumente gesehen, doch das IAS war der erste Ort, an dem ich täglich arbeitete und lebte und dabei von Eleganz und Vornehmheit umgeben war. Die Carva war eine Kaserne gewesen; Haus 20 beim RLE bildete sich etwas auf seine Baufälligkeit ein, und die Flure des MIT litten zwischen den Seminaren an Verkehrsstau. Das IAS dagegen schien eine Oase regungsloser Meditation zu sein und rühmte sich sogar seiner für mich neuen, geräuschlosen Lichtschalter.
    Die einzige Ausnahme ereignete sich an jedem Werktag zur Teezeit. Abgesehen von Leuten wie Einstein oder von Neumann nahm praktisch jeder teil. Es ging eindeutig eine Ära zu Ende und eine andere begann, weshalb es zwischen den großen Männern und uns unerfahrenen Anfängern minderen Rangs keinen »Mittelbau« gab. Die meisten Karrieren – für lange Zeit auch meine – waren dazu verdammt, niemals in höhere Regionen als in diesem Jahr am IAS aufzusteigen. Somit war das, was eigentlich eine wunderbare Erfahrung hätte sein können, in vieler Hinsicht absolut kein Vergnügen.
    Das ganze sechs Monate lange Semester des IAS hindurch hatte ich viel Spaß, arbeitete aber auch fleißig an vielen Themen und kam zu weitreichenden Ergebnissen. Bei einer vom Brooklyn Polytechnic Institute veranstalteten Tagung führte ich alles vor, was ich hatte. Als die Zeit für die Veröffentlichung gekommen war, hätten sowohl Logik als auch die Sorge um eine künftige Karriere dafür gesprochen, diese Arbeiten über mehrere separate Aufsätze »en detail« an den Mann zu bringen.
    Stattdessen verfasste ich eine einzige lange und verwickelte Arbeit aus der »Halde meiner Gedächtnisinhalte«. Ich

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