Schönes Leben noch! (German Edition)
entgegen. Oder drei. Wenn er Emily verlieren würde, wäre er für niemanden eine gute Gesellschaft. Wenn er Emily nicht verlieren würde, könnte er Jill nicht zu sich einladen. Und außerdem wäre sie ohnehin nicht mehr lange hier.
„Ziehst du nicht bald nach San Diego?“
„Ich dachte, darüber reden wir nicht“, erwiderte sie.
„Das müssen wir aber. Es ist ein toller Job. Du solltest ihn annehmen.“
„Versuchst du, mich loszuwerden?“
„Nein. Ich versuche, das Richtige zu sagen. Der Job ist genau das, was du willst. Das sind doch deine Worte, oder?“
„Vermutlich.“
„Wow, das nenne ich Begeisterung“, neckte er sie.
„Momentan fällt es mir schwer, Energie aufzubringen, um enthusiastisch zu sein“, räumte sie ein. „Was ist mit dir? Wirst du hierbleiben, wenn die Sache nicht gut ausgeht?“
„So weit habe ich noch nicht gedacht.“ Und das wollte er auch nicht. Ein Leben ohne Em? Das Einzige, das diese Situation noch schlimmer machen konnte, war ein Leben ohne Jill.
Die unerwartete Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz, und erfluchte leise. Ein Leben ohne Jill? Sie hatten darüber gesprochen, dass sie woanders einen Job annehmen wollte, aber er hatte nie über die Konsequenzen nachgedacht. Dass sie gehen würde. Dass sie nicht mehr nebenan wohnen würde und auch nicht mehr seine Freundin oder, wie seit Kurzem, seine Geliebte wäre.
Er drehte sich zu ihr, umfasste ihr Gesicht und küsste sie. Sie reagierte mit solchem Eifer, dass ein heftiges Verlangen in ihm entbrannte.
„Darin bist du wirklich gut“, sagte sie, als sie sich zurückzog.
Er zwang sich zu lächeln. „Du auch.“
Geh nicht.
Er hätte die Worte gern ausgesprochen, mit ihr gehandelt und ihr erklärt, warum es wichtig für sie war zu bleiben. Er hätte gern darüber gesprochen, sich ein Leben aufzubauen, über Familien, die Liebe und die Ewigkeit.
Irgendwann, als er nicht aufgepasst hatte, hatte er sich in sie verliebt.
„Was um alles in der Welt geht in deinem Kopf vor?“, fragte sie. „Du machst wirklich ein eigenartiges Gesicht.“
Er schüttelte den Kopf. Was konnte er schon sagen? Was hatte er ihr zu bieten? Jill hasste es hier. Sie wollte die Großstadt und mit Körperschaftsrecht arbeiten. Er wollte – außer ihr und seiner Tochter – einen Ort finden, an den er gehörte. Er hatte gedacht, das wäre hier. Doch nun, da Rudy sich hier hineindrängte, war er sich dessen nicht mehr so sicher. Der Bürgermeister hatte …
„Ich muss gegen sie vorgehen“, sagte er.
„Was? Gegen wen?“
„Gegen Rudy und den Bürgermeister. Ich werde nicht zulassen, dass sie sich Los Lobos unter den Nagel reißen. Irgendwie muss ich die Stadt davon überzeugen, dass sie mich in meinem Kampf gegen Rudy und den Bürgermeister unterstützen muss.“
„Das wird kein leichter Kampf.“
„Möglich. Aber nach der Anhörung habe ich vielleicht eine Menge Zeit.“ Weil Emily fort wäre.
„Ich möchte dir helfen“, sagte sie und nahm seine Hand. „Wir wären ein gutes Team.“
„Du wirst nicht mehr hier sein.“
Sie sah ihn an und senkte dann den Kopf. „Lass uns nicht darüber sprechen.“
Wir können das Thema meiden, dachte er, aber das ändert nichts an der Wahrheit.
„Nettes Gefährt“, sagte William Strathern und glitt auf den Beifahrersitz des BMW 545. „Neu?“
„Er gehört Lyle“, erwiderte Jill. „Eigentlich wollte ich das Auto behalten, aber ich mag es nicht und er schon.“
Ihr Vater schnallte sich an. „Seit wann interessiert es dich, was Lyle denkt? Ich dachte, er wäre ein verlogener, hinterhältiger Drecksack oder so ähnlich.“
„Das war er auch. Und im Grunde ist er es noch immer. Aber ich will das Auto nicht, und es zu fahren, macht mich auch nicht zufrieden. Wahrscheinlich könnte ich es verkaufen, aber das kommt mir irgendwie kindisch vor.“
„Was ist aus deinem Racheplan geworden?“
Sie zuckte die Achseln. „Interessiert mich nicht mehr. Wenn es um Lyle geht, fehlt mir jegliche Energie. Ihn zu heiraten, war ein riesiger Fehler, den ich jetzt wiedergutmache. Dabei fühle ich mich gut. Und was Lyle angeht: Ich kann dir gar nicht sagen, wie egal mir sein Leben ist. Er kauft mir meinen Anteil an der Wohnung ab, ich bekomme ein paar Dollar, wenn ich ihm den Wagen wiedergebe, und außerdem fünfzig Prozent von allem anderen.“
„Hört sich erwachsen an.“
Sie fuhr auf den Highway, der nach Los Lobos führte. „Das ist es auch. Aber das Beste ist, dass ich weiß, dass es mir gut
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