Schönes Leben noch! (German Edition)
fühlten sich zueinander hingezogen. Der Kuss war spektakulär gewesen. Und es gab Komplikationen.
Am liebsten hätte sie gesagt, dass sie doch beide erwachsen waren und schon eine Lösung finden würden. Und noch viel lieber hätte sie sich in der Erkenntnis geaalt, dass Mac sie tatsächlich wollte. War das cool oder was?
„Ich denke, ich sollte jetzt besser gehen“, sagte sie.
„Danke für das Essen.“
„Gern geschehen.“
Er brachte sie zur Tür, wo er ihr Gesicht umfasste und sie so wundervoll küsste, dass sie am ganzen Körper Gänsehaut bekam.
„Bis bald“, murmelte er.
Auf diesem Versprechen schwebte sie förmlich nach Hause.
5. KAPITEL
J ill machte die Ablage zu Ende, die Tina am Vortag nicht geschafft hatte. Sie hatte das Gefühl, dass Tina für so etwas nie die Zeit fände. Im Augenblick war ihre Assistentin/Sekretärin/Rezeptionistin dabei, eins ihrer Kinder zu einem Spielgefährten zu bringen. Dann musste sie noch Besorgungen machen, aber Tina hatte gesagt, sie käme später am Morgen zurück. Jill würde nicht auf sie warten.
Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte sie Tina durch jemanden ersetzt, der daran interessiert war, wenigstens ein paar Stunden am Tag zu arbeiten. Aber wofür die ganze Mühe? Momentan sausten sechzehn Lebensläufe auf dem Weg zu verschiedenen Kanzleien im Staat durch das US-amerikanische Postsystem. Am Morgen hatte sie vier ehemalige Kommilitonen von der Stanford Law School angerufen und die Information gestreut, dass sie auf Jobsuche war. Interessanterweise war niemand überrascht, dass Lyle sich als Mistkerl entpuppt hatte. War sie die Einzige gewesen, die die Wahrheit nicht erkannt hatte?
„Wenigstens erkenne ich sie jetzt“, sagte sie sich, als sie den Aktenschrank im Empfangsbereich schloss und zurück in ihr Büro ging. Da Tina gegangen war und vielleicht oder vielleicht auch nicht zurückkäme und Jill um zehn Uhr einen Termin hatte, ließ sie ihre Tür auf, damit sie den Mandanten kommen hörte.
Außerdem konnte ihr die Sache mit Lyle nicht die Stimmung vermiesen. Nicht nach letztem Abend. Sie grinste, als sie an den Kuss dachte und daran, dass Mac sich zu ihr hingezogen fühlte. Nach dem, was hinter ihr lag, war es belebender zu wissen, dass er sie sexuell attraktiv fand, als sechzehn Stunden in einem Day Spa zu verbringen. Sie ertappte sich dabei, wie sie leise „I Feel Pretty“ summte, was zugleich peinlich und witzig war. Die Vorstellung, dass Mac vor all den Jahren trotz ihrer Mini-Brüste an ihr interessiert gewesen war, ließ die Welt in einem völlig neuen Licht erscheinen.
„Okay, Zeit, wieder ernst zu werden“, rief sie sich zur Ordnung und holte entschlossen einen unbeschriebenen Notizblock hervor. „Zeit, an die Arbeit zu denken und nicht an Sex oder Mac.“
Obwohl – waren die letzten beiden Punkte nicht im Prinzip dasselbe? Und war es nicht erstaunlich, dass Mac zu küssen wesentlich aufregender gewesen war als alle ihre zurückliegenden Küsse?
Sie sah auf die Uhr und merkte, dass Pam Whitefield jede Sekunde hier sein würde. So viel zum Thema in die Vergangenheit zurückversetzt werden. Pam Whitefield – oder Pam Baughman, wie sie vor ihrer Heirat und anschließenden Scheidung geheißen hatte – war drei Jahre älter als Jill und ihre beste Freundin Gracie. Drei Jahre älter und ihnen in Sache Erfahrung Lichtjahre voraus; jedenfalls war sie das in der Highschool gewesen.
Pam war eines von diesen Strahlemädchen gewesen – wunderschön, gut gebaut und beliebt. Sie hatte die Welt sehen und schöne Dinge erleben wollen, und sie war an jedem Jungen interessiert gewesen, der ihr etwas bieten konnte.
In ihrem Juniorjahr an der Highschool hatte sie beschlossen, dass dieser Junge Riley Whitefield war – ein verruchter Junge aus der Stadt mit einem reichen Onkel. Pam hatte das Potenzial gesehen, und wenn auch nicht unbedingt in Riley selbst, dann wenigstens in seinem zukünftigen Erbe. Zumindest war das Jills und Gracies Theorie gewesen. Gracie war in Riley noch mehr verliebt gewesen als Jill in Mac.
Ach ja, das waren bittersüße Zeiten damals, dachte Jill. Zwei vierzehnjährige Mädchen, verknallt in zwei ältere Jungs, die ihnen nicht mal die Uhrzeit gesagt hätten.
Das Geräusch der Tür riss Jill aus ihren Erinnerungen. Sie wappnete sich für ihre Begegnung mit Pam – mit der Frau, die noch nie für ihr freundliches und liebevolles Wesen bekannt gewesen war – und stand auf.
„Hier drinnen“, rief Jill.
Pam
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