Schönes Leben noch! (German Edition)
sagen, dass ich ihn nicht durch die Uni gebracht habe, aber du könntest recht haben. Ich habe ihm bei den Hausarbeiten und Übungszetteln geholfen, und wir haben zusammen für Prüfungen gelernt. Mein Gott, so habe ich das noch nie gesehen.“
Er hielt vor ihrem Haus. „Es ist in Ordnung, dass du ihm geholfen hast.“
„Es ist verrückt. Was habe ich mir nur gedacht?“ Sie öffnete den Sicherheitsgurt und drehte sich zu ihm um. „Den Job habeich ihm auch besorgt. Nachdem ich die Erste in unserer Klasse war, die den Abschluss gemacht hat, wurde ich mit Stellenangeboten nur so überhäuft. Einige Anwaltskanzleien haben sofort mein Interesse geweckt, so auch die in San Francisco, für die ich zuletzt gearbeitet habe. Lyle bekam nicht so viele Angebote und er sprach immer davon, wie traurig es wäre, wenn wir nicht mehr in einer Stadt leben würden. Zu dem Zeitpunkt sind wir schon offiziell miteinander gegangen.“
Miteinander ins Bett gegangen, dachte Mac, behielt es jedoch für sich. Lyle war vermutlich helle genug gewesen, sich nicht so sehr zu betrinken, dass er sich übergeben musste, als er Jill zum ersten Mal nackt gesehen hatte. Beinahe hätte er frustriert aufgestöhnt. So viel zum Thema „falscher Zeitpunkt“.
„Irgendwann sprach er davon zu heiraten“, fuhr sie fort. „Er malte uns aus, wie toll das wäre. Bei meinem letzten Bewerbungsgespräch sagte ich den Seniorpartnern, dass ich möchte, dass sie Lyle ebenfalls einstellen.“
Sie verzog das Gesicht. „Ziemlich dreist von mir, aber ich war jung und ich dachte, ich wäre verliebt. Sie stimmten meiner Bedingung zu, und er bekam den Job. Und dann sorgte er für meinen Rausschmiss.“
Mac löste den Sicherheitsgurt und sah sie an. „Weißt du, wie das passieren konnte?“
„Nein. Aber ich habe E-Mails an einige Leute geschickt. Meine ehemalige Assistentin recherchiert dazu gerade ein wenig. Ich habe mehr Geld in die Firma gebracht als jeder andere meiner angestellten Kollegen. Und sogar mehr als einige der Teilhaber. Ich habe einen guten Job gemacht, meine Mandanten fühlten sich gut beraten und waren zufrieden …“
„Denkst du, dass Lyle seine Finger im Spiel hat?“
„Ja. Vielleicht hat er irgendwas gesagt. Dieser verlogene, hinterhältige Scheißkerl.“
Ihre Energie brachte die Luft zum Knistern, und ihre Vehemenz ließ sie umso attraktiver erscheinen. Sie war eine Wahnsinnsfrau– und keine, an die er denken sollte. Nicht genug damit, dass sie verschiedene Erwartungen hatten. Er musste sich zudem wieder einmal daran erinnern, dass mit ihr zu schlafen ein erbärmlicher Weg war, Richter Strathern für seine Hilfe zu danken. Außerdem musste er seine Freizeit dafür nutzen, um sich Emily wieder anzunähern.
Dennoch konnte er nicht anders, als die Hand auszustrecken und sanft eine ihrer Haarsträhnen um seinen Finger zu wickeln.
„Was passiert, wenn du herausfindest, dass Lyle tatsächlich hinter der Sache steckt?“, fragte er.
„Dann werde ich ihm die Kniescheiben brechen.“ Sie beugte sich hinüber zu Mac. „Möchtest du mir helfen?“
„Das verletzt die Auflagen meiner Sorgerechtsvereinbarung. Außerdem müsste ich mich anschließend selbst festnehmen.“
„Das wollen wir natürlich nicht. Dann muss ich mir wohl eine andere Bestrafung überlegen.“
Am liebsten hätte Mac ihr gesagt, dass Lyle den größten Verlust bereits erlitten hatte – immerhin hatte er Jill verloren. Anscheinend hatte der verlogene, hinterhältige Scheißkerl nicht gewusst, was er an ihr hatte. Aber Mac wusste es.
Er wollte sie. Schon lustig, wie lange es her war, dass er eine Frau gewollt hatte. Aber nicht nur im Bett, auch wenn er das nicht ausschlagen würde. Er wollte hören, wie sie über seine Scherze lachte, er wollte ihre Meinung zu allem Möglichen kennen. Er wollte mit ihr über Politik reden und darüber, ob sie an ein Leben nach dem Tod glaubte. Er wollte wissen, ob sie ihre Weihnachtsgeschenke am Heiligabend oder am ersten Weihnachtstag aufmachte. Er gab sich damit zufrieden, ihr einfach nur in die Augen zu sehen und sich vorzustellen, sie zu küssen.
„Sag mir, was du gerade denkst“, flüsterte sie.
„Auf keinen Fall“, erwiderte er und lachte leise.
„Wo bleibt denn da der Spaß?“
„Es wird keinen Spaß geben.“
Sie zog eine Schnute. „Warum denn nicht?“
„Ich kann dir eine ganze Liste an Gründen nennen, aber hier sind die zwei wichtigsten: Ich schätze, dass deine Tante und meine Tochter gerade aus dem
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