Schönes Leben noch! (German Edition)
Schreibtisch ankam, drehte sie sich um die eigene Achse und starrte zurück.
„Ich habe nie gesagt, dass ich bleibe, also versucht nicht, mir das Gegenteil einzureden. Ich werde Los Lobos wieder verlassen. Damit müsst ihr klarkommen.“
Mac wäre überall lieber gewesen als beim Treffen des „Komitees der Geschäftsführer von Los Lobos zur Erhaltung des Piers“ – außer vielleicht bei einem weiteren Einzelgespräch mit Hollis. Und da Jill einen Termin hatte, den sie nicht verschieben konnte – oder wollte –, hatte er keinerlei Ablenkung.
Er saß hinten im Konferenzraum des Gemeindezentrums und kritzelte von Zeit zu Zeit etwas in sein Notizbuch, während Bürgermeister Franklin Yardley dabei war, ein zehnminütiges Update in eine fast einstündige Rede umzuwandeln.
„Nun, da der Unabhängigkeitstag vorbei ist“, sagte der Bürgermeister gerade, „können wir uns alle auf dieses historische und wundervolle Ereignis konzentrieren.“
Er skizzierte die Aktivitäten für jenen Tag, die in einer großen Feuerwerksshow am Pier selbst kulminierten. Mac fragte sich kurz, was ein paar eigensinnige Funken wohl mit einem hundert Jahre alten Pier anstellen könnten, sagte sich dann aber, sich nicht in Details festzubeißen. Er hatte die erfreuliche Aufgabe, die guten Einwohner und Gäste vor allen Bösewichten zu beschützen.
„Wir erwarten mindestens doppelt so viele Besucher wie am letzten Wochenende“, verkündete Franklin von seinem Podest. Seine silbergrauen Haare glänzten im Schein der Deckenlampen, und seine lederne Haut sah frisch gebräunt aus.
„Niemand in dieser Stadt hat Erfahrung mit einer Veranstaltung von derartiger Größe.“
Mac unterdrückte ein Gähnen. Wenn sie den Strand als Hauptveranstaltungsort benutzen würden und die Zahlen des Bürgermeisters korrekt waren, wäre nicht die Bewältigung der Massen das eigentliche Problem, sondern die Parksituation. Vielleicht können wir das alte Parkhaus am Stadtrand mitbenutzen, dachte er, während er sich noch ein paar Notizen machte. Und die Leute dann mit Schulbussen zum Strand bringen. Dafür müsste er unbedingt einen Kostenvoranschlag einholen. Nicht die Busse würden den größten finanziellen Posten ausmachen, sondern die Versicherung, die sie benötigten. Dennoch könnte man auf diese Art viele Staus vermeiden und …
„Deshalb habe ich einen Experten eingeladen“, sagte Franklin gerade und klang für Macs Geschmack etwas zu fröhlich.
Er sah genau in dem Moment auf, als die Seitentür aufging und ein bekannter, wenn auch unwillkommener Mann in den Konferenzraum kam.
Mac setzte sich in seinem Stuhl aufrecht hin und starrte den Neuankömmling und den Bürgermeister an. Was zur Hölle ging hier vor?
Franklin Yardley strahlte die Komiteemitglieder an. „Ich bin hocherfreut, Ihnen Mr Rudy Casaccio vorstellen zu dürfen. Er hat schon Veranstaltungen gemanagt, die wesentlich größer warenals unsere, und glücklicherweise angeboten, uns als Berater zur Seite zu stehen.“
Klar hat er das, dachte Mac, während er leise fluchte. Und unser Bürgermeister hat das Angebot natürlich sofort angenommen – nachdem er einen hübschen, fetten Beitrag für seine Kampagne zur Wiederwahl erhalten hat.
Rudy stand neben dem Bürgermeister und lächelte dem überschaubaren Publikum zu. Er sieht aus wie ein Profi, musste Mac zugeben. Toller Anzug, lockere Haltung. Das war ein Mann, der es gewohnt war, Verantwortung zu tragen. Macs Blick wanderte zu dem immer präsenten Mr Smith, der sich irgendwo in dem Raum herumdrückte. Nicht gerade ein Kunststück, den großen Macker zu spielen, wenn man immer von einem bewaffneten Gorilla beschützt wird, dachte Mac.
Das Meeting ging weiter. Rudy erteilte ein paar Ratschläge, bevor er anbot, sich mit den einzelnen Geschäftsführern zusammenzusetzen, um mit ihnen über ihre individuelle Lage zu sprechen.
Als alle aufstanden, um zu gehen, hatte Mac seine Zähne zu kleinen Stummeln zermalmt. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge, machte einen Bogen um Rudy und ging schnurstracks auf Franklin zu.
Nachdem er den älteren Mann am Arm gepackt und ihn in die Ecke gezerrt hatte, stellte Mac sich dicht vor ihn und beugte sich leicht vor.
„Haben Sie irgendeine Ahnung, worauf Sie sich da einlassen?“, blaffte er.
Yardley kniff die Augen zusammen. „Ich weiß genau, was ich tue, Sheriff, und ich rate Ihnen, jetzt gut zuzuhören. Rudy Casaccio kann für diese Stadt Dinge tun, von denen die Bürger nicht mal
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