Schönes Leben noch! (German Edition)
Wenn das keine Ironie war. Er stellte den Wagen vor seinem eigenen Haus ab und ging hinein. Nachdem er ein Tiefkühlgericht in die Mikrowelle geworfen hatte, lief er in der Küche so lange auf und ab, bis der Timer piepte. Er zweckentfremdete ein Geschirrtuch als Untersetzer und aß im Stehen, während er die ganze Zeit aus dem Seitenfenster schaute, bis er Hollis endlich gehen sah. Sogleich rannte er zu Bevs Haus und klopfte an die Tür.
„Es ist offen“, rief sie.
Mac ging hinein.
„Wir sind im Wohnzimmer“, rief Bev.
„Du solltest die Haustür besser abschließen“, sagte er, als er den Flur entlangging. „Es hätte ja auch ein Fremder sein können.“
„Aber ich wusste, dass du es bist“, erwiderte sie, als er das behagliche, aber chaotische Wohnzimmer betrat.
Auf den Tischen stapelten sich Bücher neben Zeitschriften und Malbüchern. Ein kleines Bücherregal quoll über vor DVDs und Videokassetten. Ein großer Perserteppich bedeckte einen Großteil des Holzfußbodens. Er sah Pflanzen, Fensterbilder und gespaltene Schmucksteine, die mit lilafarbenen Kristallen gefüllt waren. Alles lag kreuz und quer durcheinander.
In der Mitte des Ganzen saßen Bev und Emily und spielten Disney Monopoly. Beide sahen auf und lächelten.
„Uns geht’s gut“, sagte Bev. „Möchtest du mitspielen? Wir haben gerade erst angefangen.“
„Du kannst Balu sein“, sagte Emily und hielt die kleine Zinnfigur hoch. „Ich bin Schneewittchen.“
„Danke“, sagte Mac, während er die Hände in die Hosentaschen steckte und sich ziemlich blöd vorkam. „Ich wollte einfach nur kurz vorbeischauen.“
„Sicher.“ Bev sah ihn wissend an. Sie tätschelte Ems Arm und stand auf. „Ich will deinem Vater nur schnell ein paar Nachrichten geben“, sagte sie zu seiner Tochter. „Aber ich bin husch, husch, die Waldfee wieder da.“
„Die Waldfee?“, Emily prustete los vor Lachen. Sie rollte sich auf die Seite und kicherte weiter. „Du bist doch keine Waldfee.“
„Bist du dir da ganz sicher?“, meinte Bev, während sie zu Mac ging und ihn in die Küche führte.
„Er ist zum Essen geblieben.“ Mac bemühte sich, einen vorwurfsvollen Ton zu vermeiden, war sich aber nicht sicher, ob ihm das gelungen war.
Bev schüttelte die langen roten Haare, holte ein Haargummi aus ihrer Hosentasche und machte sich einen Pferdeschwanz.
„Es war Mittagszeit, und wir hatten Hunger. Hätte ich ihn rausschmeißen sollen?“
„Ja.“
Sie sah ihm fest in die Augen. Seufzend lehnte er sich gegen den Küchentresen.
„Ich weiß, ich weiß. Sei deinen Feinden so nah wie möglich“, murmelte er.
„Oder mach sie erst gar nicht zu deinen Feinden. Ich weiß, dass Hollis für dich eine Bedrohung darstellt, aber eigentlich braucht ihr in dieser Sache doch gar keine Gegner zu sein. Ich glaube, er ist bereit, dir ein gutes Stück entgegenzukommen.“
„Klar. Sobald ich mir einen anderen Job gesucht habe.“
„Was?“
„Hollis ist der Ansicht, dass Polizisten schlechte Väter sind.“
Bev presste die Lippen aufeinander. „Das ist völliger Unsinn. Jetzt ist er mir schon gleich viel unsympathischer. Aber trotzdem:Der Besuch ist vorbei, und es lief alles gut. Er hat mit Emily gesprochen. Hat ihr Fragen zur Schule gestellt, zu ihren Freunden und zu ihrem Leben hier. Um dich ging es kaum.“ Sie drückte seinen Arm. „Er hat nicht versucht, dich reinzulegen.“
„Gut zu wissen.“
„Er ist nicht der Teufel.“
„Doch. Solange er in der Position ist, mir meine Tochter wegzunehmen, ist er für mich genau das.“
Bev nickte. „Ich verstehe dich ja. Wie geht es jetzt weiter?“
„Wenn ich das wüsste. Ich schätze, er reicht einen Bericht ein, und ich fahre wieder zur Arbeit.“
„Also, wenn du mich fragst: Mein Gefühl sagt mir, dass alles gut ausgehen wird.“
„Hast du irgendeine Nachricht aus dem Jenseits erhalten? Falls die da drüben nämlich irgendwelche Infos rausgeben, frag doch bitte mal nach den nächsten Lottozahlen.“
„So funktioniert meine Gabe nicht, und das weißt du genau.“ Er lachte leise. „Zu schade. Dann wäre sie wenigstens praktisch.“
„Sie ist auch so praktisch.“
„Wenn du meinst.“ Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke, Bev. Für alles.“
Sie wischte seine Worte mit einer Handbewegung weg. „Geh und sag deiner Tochter Auf Wiedersehen.“
Nachdem Mac sich verabschiedet hatte, ging er zu seinem Wagen und fuhr in die Stadt. Eine Sache musste er noch
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