Schönes Leben noch! (German Edition)
Vielleicht war er nicht mehr der grüblerische, düstere Einzelgänger, der eine Frau mit nur einem Blick verbrennen konnte. Vielleicht war er anständig geworden – vielleicht sogar langweilig. Womöglich war er verheiratet, hatte drei Kinder, einen Hund und ein SUV.
Sie sah auf die Telefonnummer, die handschriftlich auf der Innenseite der Akte notiert war, und schüttelte den Kopf. Sah ganz so aus, als würde sie es schon bald erfahren.
Mac fuhr zu Jills Büro. Sie hatte ihm eine Nachricht zukommen lassen, dass sie in der Kanzlei wäre, bis er fertig wäre. Tja, Em und ihre Mutter waren gegangen, Mac hatte in seinem Büro noch ein paar Dinge geklärt, und jetzt war er bereit. Mehr als bereit, dachte er und grinste in sich hinein. Gewisse Körperteile waren sogar verdammt ungeduldig.
Er sah auf die Uhr. Carly hatte versprochen, Em bis halb acht wieder nach Hause zu bringen, was bedeutete, dass er und Jill – wenn man einen einstündigen Puffer abzog – acht volle Stunden miteinander hätten. Auch wenn es kaum genügend Zeit war, um all das zu machen, was er vorhatte, so war es immerhin ein Anfang. Mit ein wenig Glück würden sie morgen um diese Zeit wie zwei Vollidioten grinsen und knapp über dem Boden schweben.
Er blieb an der Ecke stehen und sah zu beiden Seiten, bevor er auf die Kreuzung fuhr. Vor ihm bog ein Auto links auf den Parkplatzdes Friseurs ab. Mac fuhr noch ungefähr fünfhundert Meter weiter, ehe er rechts heranfuhr.
Soeben hatte sich der sechste Sinn gemeldet, der Polizisten am Leben hielt. Der Parkplatz vor dem Friseur war voll gewesen. Es war Samstag. Artie, der Friseur, arbeitete niemals an Wochenenden. Stattdessen hatte er an zwei Abenden unter der Woche länger auf.
Mac fluchte leise. Er schaute in den Rückspiegel, machte einen U-Turn und fuhr zurück. Er bog auf den vollen Parkplatz hinter dem Gebäude ab und beobachtete, wie zwei Männer die Hintertreppe in den ersten Stock hinaufgingen.
Mac wusste, was da oben war: ein großer, leerer Raum, in dem sich die Wirte einiger kleinerer Kneipen trafen. Man konnte die Location auch für Privatpartys und Veranstaltungen der Stadt mieten.
Er sagte sich, dass es vermutlich nichts war. Nur ein Meeting, von dem man ihm nichts gesagt hatte. Jill wartete – und er hatte einen Steifen. Das war nicht der richtige Moment für eine Ermittlung. Trotzdem parkte er seinen Truck, stieg aus und ging die Stufen hinauf. Obwohl er sich einredete, dass es nichts war, ging das verdammte mulmige Gefühl einfach nicht weg.
Er stieß die Tür auf und spürte, wie er aufbrauste. Am Ende des Raums waren mehrere Tische zusammengeschoben worden. Gleich viele Männer und Frauen saßen dort und spielten Karten. Dahinter stand eine behelfsmäßige Bar. Die aktuellen Rennergebnisse hingen an einer Tafel weiter vorne, in der Mitte des Raumes drehte sich ein echtes Rouletterad und daneben stand ein Würfeltisch.
Er wollte nicht wahrhaben, dass das hier wirklich passierte. Verflucht noch mal, er hasste es, wenn er recht hatte.
„Morgen“, rief er in die Menge. Einige Leute blickten auf. Mehrere fluchten. Binnen drei Sekunden ruhte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf ihm.
Er schlenderte zur Bar und nickte dem Barkeeper zu. „Ichgehe nicht davon aus, dass Sie mir eine Ausschanklizenz zeigen können.“
„Äh, die habe ich leider nicht dabei.“
„Natürlich nicht.“
Er sah sich um, konnte Rudy jedoch nicht entdecken. Hatte er vielleicht ein paar Angestellte herbestellt, die das Ganze veranstalteten? Ein Gelegenheitsspielsalon würde einem Mann mit Rudys Talenten nicht besonders viel Spaß machen.
„Wer ist hier der Verantwortliche?“, fragte Mac, während mehrere seiner Bürger ihre Gewinne einsammelten und aufstanden.
„Ich.“ Ein kleiner Mann in dunklem Anzug tauchte vor ihm auf. „Hallo, Sheriff. Schön, Sie zu sehen. Kann ich Ihnen etwas anbieten?“
Mac griff nach seinem Funkgerät. „Wilma, ich habe Arbeit für uns.“
Der kleine Mann in dem Anzug wurde bleich. „Sheriff, das ist doch nicht nötig. Das hier sind gute Leute, die sich nur ein bisschen amüsieren wollen.“
Mac wusste, dass er alle festnehmen könnte, aber was würde das bringen? Sie hatten keinen Ärger gemacht. Diese Ehre gebührte einem anderen.
„Wo ist Rudy?“, fragte er.
„Mr Casaccio spricht mit mir nicht über seine Freizeitpläne.“
„Na schön. Sie und Ihre Mitarbeiter bleiben hier. Und der Rest …“ Er sah zu den Leuten, die sich an der Tür versammelt
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