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Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition)

Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition)

Titel: Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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früh im Hafen von Falmouth fest.

145.
    Dienstag, 29. Mai 1917
    Angus Buchanan betrachtet den weißen Sandstrand in Lindi
     
    Drei Monate können manchmal schnell vergehen. So lange währte der Besuch von Buchanans Verband in Kapstadt, in diesem «schönen, friedlichen Land» – das wahre Himmelreich. Die Ruhepause war überfällig. Die 25   th Royal Fusiliers hätten sonst wohl nicht durchgehalten. Zuletzt in Ostafrika war die Stimmung unter Offizieren wie Soldaten niedergeschlagen und apathisch.
    In der Regenzeit gibt es ohnehin nicht viel zu tun. Man hatte die schwarzen Bataillone aus Nigeria, Ghana, Kenia und der Karibik zurückgelassen, damit sie im strömenden Regen die Front hielten.
    Jetzt sind die ausgeruhten Verbände wieder auf dem Rückweg per Schiff nach Ostafrika, um, wie es heißt, das Ganze zu Ende zu bringen. Zwar sind Lettow-Vorbecks Truppen in den Südosten der Kolonie gedrängt worden, aber noch sind sie nicht besiegt. Der neue alliierte Befehlshaber van Deventer neigt jedoch eher zur direkten Konfrontation als zu raffinierten, aber meistens erfolglosen Zangenmanövern. (Seine Methode lautet: hard hitting .) Die Gewaltmärsche durch Busch und Dschungel hatten das Ziel verfolgt, die reinen Kampfverluste gering zu halten, um stattdessen den Gegner auszumanövrieren, doch ein ums andere Mal hatte dies dazu geführt, dass die Verbindungslinien überstrapaziert wurden. Es herrscht allgemein die Auffassung, dass der frühere Befehlshaber eine vielfache Zahl von Männern, die er auf dem Schlachtfeld sparte, in den Lazaretten verlor. Von den zwanzigtausend südafrikanischen Soldaten, die in Ostafrika kämpfen, wird die Hälfte am Ende schwer krank nach Hause zurückkehren. Und viele von denen, die wie Buchanan nach Südafrika gebracht wurden, um sich zu erholen, befanden sich in so schlechter Verfassung, dass die Empörung groß war. Es gibt viele, die weiße Männer noch nie in einem solchen Zustand erlebt haben. Schwarze, ja, aber Weiße!
    Der Konvoi, der Truppen für die bevorstehende Offensive transportiert, besteht aus fünf Schiffen. Sie sind knapp zwei Kilometer vor einem weißen Sandstrand vor Anker gegangen, wo die Soldaten ausgeschifft werden sollen. In einiger Entfernung liegt die Stadt Lindi, die sich bereits in britischer Hand befindet. Buchanan schreibt:
     
Wir betrachteten die Küste mit gemischten Gefühlen: Noch immer lockte das Abenteuer, aber dieses Land hat, mit allem, was es in sich birgt, die Kraft, die Phantasie zu lähmen. Und wir sahen die Küste erheblich nüchterner als zuvor. Denn dort vor uns lag wieder der Busch, wie er immer da gelegen hatte, ein dunkles Wesen, das eigentlich unergründlich ist.
     
    Ein kleines Dampfboot geht an dem Kreuzer längsseits. Die Männer ergreifen Gepäck, Ausrüstung und ihre Gewehre und steigen in das Boot hinab. Es bringt die Gruppe zu einem wartenden Ruderboot, mit dem sie zum Strand gelangen. Schließlich erreichen sie, auf den Rücken der schwarzen Ruderer, trockenen Fußes den weißen Sandstrand.

146.
    Donnerstag, 31. Mai 1917
    Richard Stumpf schaut zu, wie auf der SMS Helgoland zwanzig eiserne Kreuze verliehen werden
     
    Gibt es keine neuen Siege, muss man die alten umso mehr ausschlachten. Am Jahrestag der Schlacht im Skagerrak wird in der gesamten Hochseeflotte ausgelassen gefeiert. Der Kommandant der SMS Helgoland hält eine Rede, «mit brennenden Augen». Je mehr er sich in seine überspannte Rhetorik versteigt, desto schärfer wird seine Polemik:
     
Er scheute sich nicht, davon zu sprechen, dass unsere Feinde nur das eine Ziel fest im Auge hätten, das Band zwischen dem obersten Kriegsherrn und der Armee und Marine zu zerreißen. «Wenn dann die Hohenzollern verjagt sind, dann soll uns ein parlamentarisches Regime, ähnlich dem von England und Frankreich, aufoktroyiert werden. Dann werden, wie dort, die Koofmichs, Advokaten und Zeitungsschreiber regieren. Man sieht es ja alle Tage, wenn denen da drüben ein General oder Heerführer nicht mehr passt, setzen sie ihn einfach ab. Auch nach dem Kriege werden wir ein stärkeres Heer und eine größere Flotte brauchen. Ihr sollt allen denen entgegentreten, die das parlamentarische System in Deutschland einführen wollen, und nie vergessen, dass Deutschlands Größe mit dem Bestande seines Kaiserhauses, seines Heeres und seiner jungen Marine steht und fällt. Merkt euch das: Die Sozialdemokraten aller mit uns im Kriege liegenden Länder wollen uns vernichten.
     
    Am Ende folgt ein

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