Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition)
Soldaten.
Dawkins teilt sich mit vier anderen niederen Offizieren ein großes Zelt. Auf dem Sandboden liegen farbenfrohe Teppiche, es gibt Betten, Stühle und einen Tisch mit Decke. Jeder Offizier hat eine eigene Garderobe und ein Bücherregal. Vor dem Zelt steht eine Badewanne. An den warmen Abenden wird das Zelt von Kerzen und einer zischenden Carbidlampe erleuchtet. Heute schreibt Dawkins wieder einmal an seine Mutter:
Gestern war Weihnachten, und mit unseren Gedanken waren wir in Australien. Einige aus meiner Gruppe genossen ein phantastisches Abendessen – rund sechs Gänge. Sie sagten, sie müssten nur ihre Augen schließen, um wieder zu Hause zu sein. Es gibt hier viele verschiedene Musikkapellen, und in der Abenddämmerung gestern wurden Weihnachtslieder gespielt. Mutter – wer hätte es sich träumen lassen, Weihnachten bei den Pyramiden zu feiern? Sehr komisch, wenn man genauer darüber nachdenkt.
Was sie danach erwartet, weiß keiner. Die Zeit vergeht mit Ausbildung und Training, Training und Ausbildung. Dawkins und seine Pioniere üben gerade das Anlegen von Schützengräben und Minengängen, was in dem lockeren Wüstensand nicht ganz einfach ist. Oft reitet er auf seinem Pferd umher – es hat zwar während der langen Schiffsreise Fell und Mähne eingebüßt, aber sonst ist es gesund geblieben. Dawkins schließt seinen Brief mit den Worten:
Ja Mama, ich muss jetzt Schluss machen und hoffe, dass du ein frohes Weihnachtsfest verbracht und mein Telegramm erhalten hast. Ich bleibe dein lieber Sohn Willie.
Xxxxxxxxxx an die Mädchen.
***
Am selben Tag, dem 26. Dezember, wird Herbert Sulzbachs Bataillon in die Champagne verlegt. Es ist kalt, das Tauwetter hat eingesetzt. Er schreibt in sein Tagebuch:
Von Ripont aus geht es auf festgefrorenem Boden hohe Hänge hinauf in die neue Feuerstellung, die wir um 6 Uhr beziehen. Das ist unser zweiter Weihnachtsfeiertag. Die Protzen stehen im Freien in eisiger Nacht, wir neben den Pferden, wechseln uns dann aber ab und wärmen uns in den Unterständen der 16er, deren II. Abteilung wir nun angehören (VIII. Res. A.K.). Weihnachten 1914 ist vorbei.
Mobilmachung im August 1914: Bayerische Soldaten auf dem Weg an die Front.
Passanten beobachten ein feindliches deutsches Flugzeug über Paris, Herbst 1914.
Nach einem deutschen Fliegerangriff auf die britische Stadt Hartlepool, 26. Dezember 1914.
Die SMS Emden nach dem Gefecht mit dem australischen Kreuzer HMAS Sydney ; 136 Seeleute fanden den Tod, 11. November 1914.
Kampf um Lille, 13. Oktober 1914.
Die Ostfront
31. Juli 1914: In St. Petersburg werden von der mobilmachenden russischen Armee Pferde eingesammelt.
Russische Kriegsgefangene am Uszokerpass in den Karpaten, Frühjahr 1915.
Abtransport russischer Kriegsgefangener aus den Kämpfen im Mai und Juni 1915.
5. oder 6. August 1915: Österreichische Kavallerie überquert bei Praga in Warschau die Weichsel.
Russische Truppen verlassen Warschau, Anfang August 1915.
Deutsche Truppen in Minsk, 1918.
Deutsche Stellung am Naroczsee, Juni 1916.
Blick auf Elfriede Kuhrs Schneidemühl, 1917.
Demonstration vor dem Taurischen Palast in Petrograd, März 1917.
Der Rote Platz in Moskau, Oktober 1917.
Ein Zug mit heimkehrenden österreichisch-ungarischen Soldaten kommt in Budapest an, November 1918.
Deutsche Kavallerie an der Ostfront, undatiert.
Von den Russen erbeutetes Geschütz, Tannenberg, 2. September 1914.
1915
In Wahrheit handelt es sich bei den persönlichen Erfahrungen in dem, was man Krieg nennt, bestenfalls um das Erwachen der Erinnerung an einen schwer begreiflichen und verwirrenden Traum. Einige wenige Ereignisse treten etwas deutlicher hervor; ihre Klarheit verdankt sich der Hitze des Selbsterlebten. Danach werden auch die gefährlichsten Situationen alltäglich, bis es einem so scheint, als böten die Tage nichts anderes von Interesse als die ständige Nähe des Todes. Aber selbst diesen Gedanken, so sehr er auch am Anfang in den Vordergrund tritt, verdrängt man, da er stets gegenwärtig und daher zu vernachlässigen ist.
Chronologie der Ereignisse
1. 1.
Die dritte Schlacht um Warschau beginnt. Sie endet mit einem kleinen russischen Sieg.
Jan.
Anhaltende russisch-österreichische Kämpfe in Galizien und den Karpaten, die bis in den April andauern.
4. 1.
Die osmanische Kaukasusoffensive wird nach der Katastrophe bei Sarikamis abgebrochen.
14.1.
Britische Truppen marschieren in Deutsch-Südwestafrika
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