Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
Vom Netzwerk:
ich nicht mehr sagen, wie oft er mir nachgeschenkt hatte. Eindeutig Zeit zum Aufhören.
    Ich befahl mir, mich zusammenzureißen, hob die petits pots vorsichtig aus dem Kühlschrank auf ein hübsches Tablett, stäubte Puderzucker darüber und holte zum Schluss die kleinen Ingwerkekse in Form von Katzenzungen heraus, die ich gerade noch rechtzeitig vor Ankunft der Gäste hatte backen können. Perfekt.
    Als ich ins Esszimmer zurückkehrte, waren alle in die jüngste Kontroverse vertieft – selbst Fabrice, der von seiner Frau vereinnahmt worden war, um ihre Position zu verteidigen. Amy und Simon vertraten die eine Seite, David McCormick und Tom die andere, während Claire McCormick sich offensichtlich nicht festlegen wollte. Es wurde so heiß diskutiert, dass kaum jemand von meinem Dessert Notiz nahm, als ich die Schälchen verteilte.Tom bekam nichts als ein paar einsame Ingwerkekse. Ha! Meine Rache war süß – oder vielmehr nicht süß für ihn. Er sah zu mir auf – eine der wenigen Gelegenheiten heute Abend, zu denen er mich überhaupt anschaute – und ich funkelte ihn warnend an. Nie im Leben würde er meinen Nachtisch kriegen. Er begriff wohl, dass es aussichtslos war, und brach mit einem trockenen Knacken ein Stück Keks ab.
    »Aber Simon, du vergisst völlig, dass im Parlament und in der Kommission Korruption der Vergangenheit angehören muss. Wie können wir sie sonst weiterentwickeln?«
    »Du tust doch nur so naiv, Tom. Wir können hier in Europa die Korruption nie ganz ausmerzen, solange Italiener und Spanier mit dabei sind. Ich sag's ja nur ungern, aber die Club-Med-Länder werden den Sinn von Gesetzestreue einfach nie begreifen, und wir können es nicht von ihnen einfordern. Statt auf Utopia zu warten und das wirklich gute System kaputtzumachen, das wir haben, müssen wir realistisch sein und Europa als das akzeptieren, was es ist – ein Zusammenschluss, der nicht versucht, perfekt, sondern angemessen zu sein. Ein halbwegs anständiges Europa, wenn du so willst.«
    Das Gespräch schien sich zu einer dieser alptraumhaften EU-Debatten zu entwickeln, in der beide Seiten an ihrer Position festhielten und sich den lieben langen Abend gegenseitig mit langweiligen Fakten beschossen. Ich suchte gerade nach einem reizvollen Thema, das ich zur Ablenkung in die Runde werfen konnte, als Claire sich zu Wort meldete. »Sind das nicht Sie, Bella, die diese neue Chocolaterie aufgemacht hat, Chocolat Chaud de Bella? Jemand hat mir erzählt, die hätte eineEngländerin übernommen.« Ihre Miene spiegelte nichts als lauwarmes Interesse wider. O verdammt. Ich warf Tom einen schnellen Blick zu. Er wirkte ungehalten und hatte die EU wohl kurzzeitig vergessen.
    Ich straffte die Schultern. Ich würde mich keinesfalls kleinkriegen lassen. »Also, das Geschäft heißt immer noch Chocolat Chaud de Clara, aber es stimmt, dass ich der Besitzerin damit helfe, den Laden zu verbessern, so was in der Art.«
    »Oh, und ich hatte gehört, dass Sie dort bedienen. Sogar die Pralinen in Schachteln packen. Ich meine, stellen Sie sich das mal vor! Ich werde allen sagen, was für ein Unsinn das ist.« Sie lächelte steif.
    »Unsinn? Nein, ganz bestimmt nicht. Ich helfe gerne hinter der Theke aus, wenn ich kann – und warum auch nicht? Es macht viel Spaß, und mein Französisch wird dadurch auch besser. Ich helfe sogar beim Pralinenmachen – wenn ich kann«, gestand ich, obwohl ich wohl hätte sagen sollen, wenn Clara mich ließ. »Sie sollten mal vorbeikommen, damit Sie ein bisschen Fleisch auf die Rippen kriegen.« Ich lächelte Claire an, um meinen Worten den Stachel zu nehmen. »Clara, die Besitzerin, hatte die brillante Idee, einen Schokoladenlolli zu erfinden, den man in heiße Milch tunkt ... Ich glaube wirklich, das könnte sich schnell verbreiten.« Ich strahlte in die Runde.
    »Oh, Bella ...« Tom schien völlig entnervt. »Du und dein kleines Hobby. Meine Frau ist verrückt nach Schokolade, müsst ihr wissen«, erklärte er der versammelten Gesellschaft kläglich. »Zurück zu den wichtigen Dingen – möchte jemand Kaffee?«
    Ich ging natürlich hoch wie eine Bombe. Claras Cafewar mein neues Lieblingsprojekt und niemand trampelte auf mir und meinen Herzensangelegenheiten herum, ohne dafür büßen zu müssen.
    »Wissen Sie was, Claire, laden Sie doch alle Ihre Freundinnen ein vorbeizukommen«, sagte ich laut und deutlich zu ihr. »Ich war eben wohl ein bisschen zu bescheiden, keine Ahnung, warum. Sie haben völlig recht, ich leite

Weitere Kostenlose Bücher