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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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Karrieresprung für dich, oder?«
    »Für mich schon. Aber was ist mit dir?«
    »Pf«, machte ich und sah auf meine immer noch geballtenFäuste. »Ich habe keine Karriere. Nicht mehr. Ich komme in dieser Gleichung nicht vor.«
    »Bella, das stimmt doch nicht.« Tom beugte sich zu mir vor und nahm meine Hände in seine. »Gut, du hattest, äh, Schwierigkeiten. Aber keine unüberwindlichen. In ein paar Wochen ...«
    »Ein paar Wochen? Pass auf, ich hab heute mit sehr vielen Menschen telefoniert. Sie rechneten mir vor, dass es Monate dauert, bis mir vielleicht irgendjemand wieder eine Chance gibt. Es könnte Jahre dauern. Seien wir ehrlich, ich bin fertiggemacht worden, und zwar in aller Öffentlichkeit. Das möchte ich alles möglichst schnell hinter mir lassen und neu anfangen. Was ist daran so falsch?«
    »Es ist nicht falsch. Und es ist auch nicht falsch, nach Brüssel zu gehen. Solange wir uns sicher sind, dass wir es aus den richtigen Gründen tun.«
    »Aus den richtigen Gründen? Was sind denn die richtigen Gründe?«, fragte ich verärgert.
    »Also, solange du nicht ...«
    »Was? Sag schon!«, fauchte ich ihn an.
    »... davonläufst«, schloss er.
    Ich saß stumm da und starrte ihn zornig an. Davonlaufen! Der Gedanke war einfach lächerlich. Dann sprang, ich auf und begann energisch meinen Eintopf umzurühren. Ich hatte leider recht gehabt. Jetzt klebte alles am Topfboden und würde wahrscheinlich angebrannt schmecken, und was noch schlimmer war, ich würde die Reste nie mehr aus meinem Lieblings-Le Creuset-Topf bekommen. Ich war sauer.
    »Wenn mein Einsatz für deine Karriere Davonlaufen heißt«,fauchte ich, knallte den Topf auf den Tisch und schubste das Besteck zu Tom hinüber, der mich schweigend beobachtete, »wenn ein neues Leben aufbauen Weglaufen heißt«, sagte ich und holte klappernd Teller aus dem Schrank, »wenn das Beste für die Familie wollen Weglaufen heißt«, keifte ich und schob Gläser über den Tisch, »dann muss ich mich wohl schuldig bekennen. Bist du jetzt glücklich?«
    Tom sah mir in die Augen. »Bella, dich glücklich zu sehen macht mich glücklich. Wenn du wirklich nach Brüssel willst, dann ziehen wir um.« Manchmal machte er das – er sagte etwas, das so süß und romantisch war, dass ich nicht mehr streiten konnte.
    Ich saß da und sah meinen gutaussehenden, zerzausten Ehemann an. Vorsichtig lächelte er mir zu. Mist. Mein Blut hatte gekocht und ich hätte stundenlang, wenn nicht länger, gestritten, gepredigt und diskutiert. Ich hatte nicht mit einer Kapitulation gerechnet. Meine Schultern sackten nach vorne, dann nahm ich mein Glas und prostete ihm ironisch zu.
    »Auf Brüssel«, sagte ich.
    »Auf Brüssel.« Er trank schweigend.
    Ich schöpfte Waterzooi auf unsere Teller. Langsam und vorsichtig beluden wir unsere Gabeln und nahmen den ersten Bissen. Verdammt. Es war schlimm verbrannt. Wenn das der Geschmack unserer Zukunft war, hatte Tom vielleicht doch recht damit, mich etwas voreilig zu finden. Ich sah ihn an und musste lachen. Er fiel mit ein und legte seine warme Hand auf meine. Gott sei Dank. Wir waren immer noch Freunde. Alles würde gut werden.
    »Wasauch immer passiert, wir sollten versuchen, auf derselben Seite zu stehen«, meinte Tom.
    »Du hast ja nur Angst, in einem Streit mit mir den Kürzeren zu ziehen.« Ich grinste ihn an.
    »Das hab ich auch«, sagte Tom. Seine Augen blickten todernst in meine – bis sein wundervolles, unwiderstehliches Komm-mit-mir-ins-Bett-Lächeln erstrahlte. Ich leistete nicht einmal gespielten Widerstand. Von ihm auf die alte, vertraute und immer noch aufregende Art und Weise geliebt zu werden war jetzt genau das, was ich brauchte.

7

    Am nächsten Morgen klingelte der Wecker wie immer um zehn nach sieben, weil ich vergessen hatte, dass ich nicht länger im Morgengrauen aus dem Bett zu springen brauchte. Es fühlte sich an wie zu Schulzeiten, wenn man an einem Samstag aufwachte und dann mit einem köstlichen Schock bemerkte, dass man gar nicht aufstehen musste. Herrlich. Kein zermürbender Stress, nienand musste die Kinder anziehen und Rittern, bevor Lorna eintraf. Ich musste nicht mit der Nase in den müffelnden Achseln anderer Pendler quer durch die Londoner City hetzen, in dem verzweifelten Versuch, vor Denise am Schreibtisch zu sitzen. Und Tom musste nicht vor zehn Uhr im House of Commons sein. Die Parlamentarier kreuzten ja auch nicht eher auf, sie waren zu sehr mit ihren Mätressen oder blutjungen Liebhabern beschäftigt –

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