Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
Vom Netzwerk:
bringen. Sie haben mich umringt und all diese Fragen gestellt ... und ich wollte nur sagen, dass ich mir einen Reiseführer kaufen würde. Und dann kam diese Frau von Pickfords und ...« Ich verstummte, weil ich selber merkte, wie schwach diese Ausrede klang.
    Ich begann innerlich zu schrumpfen.
    »Mein Gott, Bella. Jetzt wissen wir endlich, wie sich normale Bürger fühlen müssen«, meinte er, eigentlich recht munter.
    Uff. Ich hatte mich auf ein schreckliches Donnerwetter eingestellt, aber er schien es überraschend leicht zu nehmen. Der gute alte Tom. Ich war so erleichtert! »Mach dir keine Vorwürfe«, fuhr er fort. »Wir hatten uns ja mehr oder weniger entschieden, auch wenn ich gerne etwas mehr Zeit gehabt hätte, um es noch ausführlicher zu besprechen, die bevorstehenden Änderungen zu durchdenken und unseren künftigen Wohnort auszusuchen. Aber egal. Jetzt ist es eben passiert. Wir schaffen das schon, mach dir keine Sorgen. Ich ruf dann mal besser den Auslandschef an.«
    Er war so lieb, und als wir auflegten, war ich die Schuldgefühle los. Das hätte wirklich viel schlimmer laufen können. Wenn ich an Toms Stelle gewesen und gezwungen worden wäre, mein ganzes Leben über den Haufen zu werfen, weil es meinem geistig verwirrten Partner, der gerade wegen Unfähigkeit gefeuert wordenwar, gerade einfiel, dann wäre ich vor Wut geplatzt. Aber er war anders. Er konnte ganz wunderbar sein. Ich nannte ihn nicht umsonst meine bessere Hälfte. Eigentlich nannte ich ihn nie meine bessere Hälfte – diese Redensart verabscheute ich – aber es gab Gelegenheiten, bei denen er sich selbst übertraf, und das hier, dachte ich liebevoll, war ganz sicher eine davon. Was wusste ich schon.
    Ich saß in der Küche, erleichtert und in den Startlöchern für die Umzugsvorbereitungen. Da jetzt ja alles in trockenen Tüchern zu sein schien, riss ich den Umschlag von Pickfords auf und sah mir das Angebot an. »Wie viel?«, dachte ich, während ich eine Auflistung von fürchterlich hohen Zahlen bis zum Ende der Seite verfolgte, wo sie herumzutanzen und immer größer zu werden schienen. Aha. Unser Leben im Ausland musste unbedingt ein Erfolg werden. Denn bei dem Preis würden wir es uns so schnell nicht leisten können, wieder zurückzukommen.
    Endlich begriff ich, wie ernst das alles war. Tom hatte geschlagene vierundzwanzig Stunden lang versucht, mir das klarzumachen, aber erst als ich schwarz auf weiß »Umzug nach Brüssel« auf dem Kostenvoranschlag stehen sah, wurde mir bewusst, dass das alles nicht nur ein angenehmer Tagtraum war, um mich von meinen Sorgen abzulenken. Wenn es nach mir ging – und das tat es natürlich in den allermeisten Fällen –, dann würden wir demnächst das Land verlassen. Möglicherweise für immer. Ein ernüchternder Gedanke.
    Plötzlich wurde ich von einem ganz dringenden Bedürfnis überwältigt. Der heutige Tag war stressig genug gewesen,und der gestrige Tag hatte sich ziemlich genau mit meiner Vorstellung eines Alptraums gedeckt. Jeder Nerv in meinem Körper verzehrte sich gleichzeitig danach. Es gab nur eine Möglichkeit, mich auf einen Schlag zu befriedigen.
    Schokolade.
    Es mag Ihnen komisch vorkommen, aber in den letzten zwei Tagen war so viel passiert, dass ich kaum ein Stückchen Schokolade zu mir genommen hatte, jedenfalls nicht seit meiner aufregenden Entdeckung über belgische Schokolade. Diese Erkenntnisse waren an sich so befriedigend gewesen, dass ich irgendwie keine echte Schokolade gebraucht hatte. Außerdem sagte mir mein. Instinkt, dass ich in Toms Gegenwart belgische Schokolade besser nicht erwähnen sollte, nachdem er anscheinend ein Problem mit Schokolade hatte, vor allem seit der Sache mit dem schokoverschmierten Band. Er dachte tatsächlich, ich sei davon besessen, was wirklich lächerlich war.
    Genauso wenig, wie es mir möglich gewesen war, einen Reiseführer im Buchladen an der Hauptstraße zu kaufen, war es mir gelungen, eine Kostprobe belgischer Schokolade zu erstehen – was, wie Sie ahnen werden, der eigentliche Grund für meinen kleinen Ausflug gewesen war. Ich muss Sie nicht extra darauf hinweisen, oder?
    Jedenfalls hatte ich keine neue Schokolade, was keine Katastrophe war. Ich musste eben anstelle von belgischer Schokolade mit der guten alten englischen vorliebnehmen. Normalerweise aß ich im Beisein der Kinderkeine Schokolade. Ich wollte sie so lange wie möglich davor bewahren, da sie wahrscheinlich genetisch vorbelastet waren. Außerdem hatte ich sie beide

Weitere Kostenlose Bücher