Schokoladenzauber - Roman
Punkt schwand meine Entschlossenheit schon wieder, aber nun musste ich die Sache zu Ende bringen. »Poppy hat mir neulich vorgehalten, ich würde dich für alles verantwortlich machen, was in meinem Leben schiefgegangen ist, und damit hat sie recht.«
»Nun, manches war sicher meine Schuld, und falls es dir ein Trost ist: Es hat nicht viele Wochen seit unserer Trennung gegeben, in denen ich den Verlust nicht bedauert habe, Chloe.«
»Aber zum Mönch bist du deswegen trotzdem nicht geworden, oder?«, fauchte ich und hatte meine Vergebungsvorsätze schon wieder ganz vergessen.
»Nein«, erwiderte er gelassen. »Das sicher nicht.«
Ich drehte mich um und lief auf und ab, dann fuhr ich herum und sah ihn an. »Hör zu, Poppy glaubt, dass ich nur wieder glücklich werde, wenn ich mit allem meinen Frieden mache, also dann los: Wie ich schon sagte, als ich von der Uni nach Hause kam, wurde mir klar, dass ich Jake nicht noch einmal alleine lassen konnte. Aber ich musste auch etwas anderes feststellen – ich war schwanger.«
Raffy sah vollkommen betroffen aus, und seine ohnehin bleiche Gesichtsfarbe wurde noch fahler. »Das erklärt so vieles … Das erklärt alles . Oh, Chloe!«
»Wir haben in der letzten Woche nicht gut aufgepasst, oder? All die Streitereien und Versöhnungen«, sagte ich kleinlaut, doch die Tränen brannten schon schmerzhaft in meinen Augen. » Das konnte ich dir nicht schreiben. Aber ich wollte dir davon erzählen, wenn du zu mir gekommen wärst, und gemeinsam mit dir eine Lösung suchen, auch wenn ich keine sah – Jake konnte ich nicht verlassen, und du hättest am Beginn deiner Karriere sicher nicht zwei Kinder am Hals haben wollen.«
Raffy war in einen Sessel gesunken, den Kopf zwischen den Händen, aber nun sah er auf. »Doch ich bin nie zu dir gekommen, und stattdessen hast du Rachels verlogenen Brief erhalten … Aber das Baby?«, fragte er plötzlich. »Hast du …?«
»Ich habe nicht abgetrieben. Ich war noch nicht einmal zu einer Entscheidung gekommen, da hatte ich schon eine Fehlgeburt, gleich nachdem Rachels Brief eingetroffen war.«
»Ich hätte verstanden, was immer du getan hättest«, sagte er sanft.
»Nur Zillah wusste davon, sie hat mir geholfen, aber es war zu einem so frühen Zeitpunkt, dass es rasch vorbei war … Ich hatte das Kind gewollt … Doch das habe ich erst verstanden, als ich es schon verloren hatte!«
Meine Stimme brach; Tränen quollen aus meinen Augen und liefen mir übers Gesicht. Raffy sprang auf. Mit einem Satz war er bei mir und nahm mich in die Arme. »Oh, Schatz, es tut mir so leid! So wahnsinnig leid!« Ich stieß einen Seufzer aus und lehnte meinen Kopf vollkommen erschöpft an seine breite Schulter.
»Ich weiß nicht, wie ich das wiedergutmachen soll«, sagte er hilflos.
»Das kannst du nicht, das ist Vergangenheit.«
»Aber wie kannst du mir jemals vergeben? Und wie kann ich mir selbst vergeben?«
Dann spürte ich seine Lippen, sie streiften mein Haar, und ohne nachzudenken, drehte ich mich zu ihm, und unsere Lippen trafen sich zu einem langen, langsamen Kuss. Seine Arme schlossen sich fester um mich, die Zeit stand still, die Vergangenheit war, wenn auch nur kurz, vergessen …
Dann wich er plötzlich zurück. »O Gott, was mache ich denn da! Ich wollte nicht – zur Hölle , ich muss mich wohl schon wieder bei dir entschuldigen!« Er strich sich mit beiden Händen das Haar aus dem bleichen Gesicht, wieder diese schmerzlich vertraute Geste.
»Es ist – es ist in Ordnung«, sagte ich leicht benommen.
»Nein, nichts ist in Ordnung. Wenn ich mir vorstelle, dass ich all die Jahre auf dich wütend war, und dabei …« Er brach ab. »Ich sollte gehen. Und ich verspreche, dich nicht mehr zu belästigen und dir nach Kräften aus dem Weg zu gehen.«
»Nein, wirklich – mir geht es viel besser, seit endlich alles zwischen uns geklärt ist«, protestierte ich, und so war es. Eine dunkle Wolke hatte sich erhoben, und dahinter schimmerte Licht.
»Du bist sehr stark und großmütig, aber ich fühle mich verdammenswert – oder verdammt? Ich muss gehen und beten.«
Meiner Meinung nach sollte er sich auch gleich mit seinem Hang zur Blasphemie beschäftigen, aber diese Bemerkung verkniff ich mir. Er war ohnehin schon vollkommen aufgelöst.
Er küsste mich wieder, diesmal keusch auf die Stirn, wobei er mein Gesicht in die Hände nahm, und dann verschwand er hinaus in die Nacht.
Der Wind trug den fernen Klang einer Bachfuge von der Kirche herüber: Sie
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