Schokoladenzauber - Roman
spät zum Familienessen, ich seh dich und Felix dann nachher – und vergiss nicht, heute Abend ist Blindverkostung!«
»Ich freu mich drauf.«
Janey, die gerade mit einem Eimer und der üblichen Kippe im Mundwinkel aus einer Pferdebox kam, stieß beim Anblick ihrer Tochter einen Schrei aus. War es Freude oder Entsetzen, dass sich Poppy plötzlich in eine jüngere, natürlichere Version ihrer Mutter verwandelt hatte? Vielleicht war es auch ein wenig von beidem.
Zillah hatte Davids Blumenlieferung entgegengenommen, eines dieser gequälten Arrangements aus dunklen, kränklichen Orchideen und einem gedrehten Bambuszweig. Dieser Mann hatte überhaupt keinen Geschmack.
Auch als wir auf Haussuche waren, hatte sich gezeigt, dass er sich unter einem schönen Haus eher eine Fabrik als ein Cottage vorstellte. Sollte er ein Haus mit Originalausstattung kaufen, würde er es wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit wie einen Fisch ausnehmen, da konnte er auch gleich in seiner minimalistischen Wohnung bleiben.
Er war eindeutig nicht der Typ für Gummistiefel und Hühnerhof.
Kapitel siebenundzwanzig
Reiner Criollo
Z illah hatte die Geburtstagskerzen (es waren schon viel zu viele) auf eine Zitronenpavlova gesteckt, nach einem Rezept aus ihrer Lieblingszeitschrift. Sie schmeckte … man könnte vielleicht sagen, bemerkenswert, aber die Geste war rührend, und ich bedankte mich bei ihr und Brummbart für die Geschenke. Die kleine goldene Kakaobohne trug ich schon am Hals, über meiner neuen, schwarzen, gefältelten Chiffontunika, und sie passte gut zu dem tief hängenden Kettengürtel an meinen Hüften. Die neue, große Ledertasche, die ich mir gegönnt hatte, war ebenfalls golden – vielleicht sollte ich mir einen König Midas suchen!
Poppy hatte sehr mit ihrem neuen Selbst zu kämpfen. Sie rief mich nach dem Essen an und bat mich, mit ihr gemeinsam den Falling Star zu betreten. Jake, der auf dem Weg zu Kat war, wo er übernachten wollte, war von ihrem Anblick völlig geplättet. Meine Verwandlung war offensichtlich weniger verblüffend; von meiner Familie waren keine Kommentare gekommen, nur die Frage, ob ich den Tag genossen hätte.
Als Poppy und ich in unseren Raum kamen, stand Felix schon an der Bar. Er sah mit seinem üblichen erfreuten Lächeln auf, doch dann klappte ihm die Kinnlade herunter, die Augen fielen ihm fast aus dem Kopf – und er schaute nicht mich an, sondern eine rosige, blonde und hinreißend weibliche Poppy.
»Poppy?« , keuchte er.
Sie wurde rot. »Hallo, Felix. Ich habe mich ein wenig umstylen lassen – gemeinsam mit Chloe.«
»Das sieht man«, sagte er langsam und starrte sie weiter an. Mich hatte er noch immer nicht wirklich zur Kenntnis genommen, was mich so amüsierte, dass ich wiederum Raffy übersah, der an unserem Stammplatz saß.
Als sich Felix mit sichtlicher Anstrengung ein wenig gesammelt hatte, fragte er Raffy, was er trinken wolle, und sagte dann mit trotzigem Unterton zu mir: »Ich habe Raffy eingeladen. Das ist doch in Ordnung, oder?«
Bevor ich etwas erwidern konnte, stand Raffy schon bei uns. »Nein, danke, ich bleibe nicht. Ich wollte mich nicht in deine Feier drängen, Chloe, aber Felix hat erwähnt, dass du heute Geburtstag hast, und da wollte ich dir wenigstens kurz gratulieren und das hier geben.«
»Das« war ein kleines, rechteckiges Päckchen, und wie soll man jemanden davonjagen, der einem gerade ein Geschenk gemacht hat? Besonders, wenn er mit ernstem, hoffnungsvollem Blick auf einen herunterschaut wie ein großer Hund, der weiß, dass er irgendetwas falsch gemacht hat, und dennoch auf Vergebung hofft.
»Nein, bleib hier«, ergab ich mich in mein Schicksal. »Wir wollen gleich eine Blindverkostung machen. Du kannst das dritte Versuchskaninchen spielen. Aber du hättest mir nichts schenken sollen – du hast mir doch schon diesen wundervollen Engel gegeben.«
»Welchen wundervollen Engel?«, fragte Poppy, als wir uns um den Tisch setzten.
Ich wurde ein wenig rot. »Das habe ich ganz vergessen zu erzählen: Raffy hat mir neulich einen geschnitzten Engel geschenkt.«
»Ja, das hast du wohl vergessen – aber wie schön«, erwiderte Poppy und sah mich eigenartig an. »Du hättest die widerlichen Blumen sehen sollen, Raffy, die ihr David geschickt hat!«
»Sie waren nicht widerlich, nur wunderlich«, sagte ich. »Ein Topf Geranien wäre mir lieber gewesen. Ach, David ist übrigens heute Abend mit ein paar Freunden zum Essen in Badger’s Bolt, und mich hatte er
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