Schokoladenzauber - Roman
passte wunderbar zu seiner Stimmung.
Und möglicherweise war er doch keine billige Forastero-Schokolade, sondern ein edler Criollo.
Kapitel achtundzwanzig
Allein zu Haus
N ach einem tiefen und traumlosen Schlaf wurde ich in einem leeren Haus wach, Jake war immer noch bei Kat. Ich fühlte mich … wie soll ich sagen … ebenfalls leer und als hätte ich mich einer gewaltigen Katharsis unterzogen. Und so war es auch.
Gleichzeitig war ich voller Erwartung, als stünde ich vor einer neuen Phase meines Lebens. Am Vorabend war es mir tatsächlich gelungen, aus meinem schäbigen Kokon der Bitterkeit, Wut und der Vorwürfe zu schlüpfen, zwar nicht als sorgloser Schmetterling, aber doch als halbwegs ordentliche Motte. Poppy hatte recht gehabt: Jetzt konnte ich nach vorne schauen.
Leider hatte mir der Vorabend auch bewiesen, wie leicht ich mich wieder in Raffy verlieben würde, wenn man bedenkt, wie verräterisch mein Körper reagiert hatte. Raffy hatte den Kuss unterbrochen, nicht ich. Wahrscheinlich hatte ich sogar ihn geküsst, nicht umgekehrt.
Aber nun war ich mir der Gefahr bewusst und konnte mich wappnen, so einen Fehler würde ich nicht noch einmal begehen. Ich musste deutlich machen, dass ich nur eine unverfängliche Freundschaft suchte, und dann konnten wir den Kuss vergessen.
Raffy ging wie üblich am Morgen mit Arlo spazieren, aber diesmal spähte er nicht auf mein Cottage. Sein blasses, durchscheinendes Gesicht war wieder verschattet und zeigte tiefe Ringe unter den Augen, und diesmal tat er mir leid.
Arlo war freundlicher gestimmt, er wollte ganz offensichtlich die Straße überqueren und zu mir ins Haus kommen. Wahrscheinlich hatte er jedes Haus, in dem ihm etwas zu fressen angeboten wurde, markiert.
Später rief Poppy an. Dem gedämpften Hufgetrappel im Hintergrund entnahm ich, dass sie die erste Stunde am Samstagmorgen gab. Außerdem wandte sie sich immer wieder vom Telefon ab und brüllte Kommandos wie »Beine wechseln!«, »Trab weiter, George« und »Kimberly, gerade sitzen!«.
»Na, hat dir dein Geburtstag gefallen?«, fragte sie zwischen ihren Anweisungen.
»Ja, es war toll – und war Felix nicht verblüfft, als er dich zu Gesicht bekommen hat?«
Sie kicherte ansteckend. »Ich glaube, er hatte mich noch nie zuvor als Frau gesehen.«
»Nein, aber jetzt, und wenn du weiterhin so hübsch aussiehst, wird er nicht der Einzige sein. Im Ernst, wenn ein bisschen Schminke und eine neue Frisur reichen, beweist das nur, wie hohl die Männer sind.«
»Um der Gerechtigkeit willen muss ich sagen, dass ich Felix bislang auch immer nur als Bruder gesehen hatte, aber objektiv betrachtet ist er ganz attraktiv, oder?«
»Sehr«, ermutigte ich Poppy, obwohl der Ausdruck »attraktiver Kuscheltyp« treffender wäre. »Weißt du, was komisch ist? Als du mir neulich gesagt hast, wie dein Traummann sein sollte, wurde mir bewusst, dass Felix genau so ist – das ist doch seltsam, findest du nicht?«
»Hmm …«, machte sie nachdenklich. »Aber hat er nicht ein Auge auf dich geworfen?«
»Falls das je so war, hat es sich geändert.«
»Ich habe letzte Nacht bei ihm geschlafen, im Laden«, sagte sie gedankenvoll.
»Was, mit Felix?«
»Nein, nicht mit Felix. Ich bin auf dem Sofa eingeschlafen, und er muss mich zugedeckt und allein gelassen haben. Ich bin heute Morgen sehr früh verschwunden, als er noch schlief, Mum hatte nicht einmal gemerkt, dass ich weg war. Ich hatte auch gar nicht viel getrunken, aber deine Schokolade muss eine sehr eigenartige Wirkung auf mich gehabt haben.«
»Auf mich auch«, gab ich zu.
»Es war, als hätte ich Champagner getrunken, und die Welt war prickelnd und verzaubert – ein wenig geht es mir noch immer so. Ist das bei dir auch so?«
»Nein, ich habe zum ersten Mal alles wirklich verstanden, womöglich ein wenig so wie Raffy, als er zu Gott gefunden hat.«
»Vielleicht ist die Wirkung bei jedem anders.« Dann rief sie: »Kimberly, steh auf und setz dich wieder auf dein Pony! Nein, du stehst nicht unter Schock. Die Beine von Butterfly sind nur dreißig Zentimeter lang, du bist nicht tief gestürzt.«
»Ist sie runtergefallen?«
»Sie gleitet jedes Mal über seine Schulter, wenn er stehen bleibt, deshalb habe ich sie ja auf ein Shetlandpony gesetzt. Wovon sprachen wir gerade?«
»Dass du das Gefühl hattest, von meiner Schokolade einen Champagnerrausch zu bekommen.«
»Das war die B-Schokolade. Pass gut auf, wem du die verkaufst.«
» Ich habe nicht rumgekichert und
Weitere Kostenlose Bücher