Schokoladenzauber - Roman
unserem kleinen Räumchen öffneten, schaltete Mrs Snowball die Kaffeemaschine an und klapperte mit Tassen und Untertassen, so dass ich es nicht übers Herz brachte, ihr zu sagen, ich würde eigentlich lieber einen doppelten Brandy nehmen.
»Der junge Mann, mit dem Sie neulich hier waren, hat Sie ja vorhin mit seinem schicken Sportwagen abgesetzt«, plauderte sie drauflos. »Er war nie mehr hier. Hat ihm mein Kaffee nicht geschmeckt?«
Mrs Snowball kam ein Mann von Mitte vierzig sicher jung vor. Seltsamerweise war mir damals der Altersunterschied zwischen David und mir nicht aufgefallen, jetzt dafür umso mehr. Davids Geschmack, seine Ideen und Einstellungen erschienen mir furchtbar spießig und eingefahren, außerdem ging er davon aus, dass ich allem automatisch zustimmen würde, als gäbe es keine anderen und meist sogar besseren Optionen.
»Natürlich hat David der Kaffee geschmeckt, und er wird bestimmt bald wiederkommen. Aber vorhin waren wir auf Haussuche, und er musste dringend heim.«
»Ach, das hatte ich ja ganz vergessen«, sagte Poppy.
»Ich nicht.« Felix schaute mich so leidend an, als hätte ich ihm etwas angetan.
Florrie Snowball wandte sich von dem dampfenden, zischenden Chrommonster ab und sah mich an. »Ach, es wird schon zusammengezogen? Ich weiß ja, dass Sie verlobt waren, das hat mir Zillah erzählt. Und wer wollte Ihnen verübeln, dass Sie es noch einmal versuchen – mit einem so gut aussehenden Kerl?«
»Nein, so ist es nicht. Er möchte aufs Land ziehen, und mir macht es Spaß, Häuser zu besichtigen, mehr nicht.«
»Nun, wer weiß, vielleicht schlägt sein Herz ja doch bald wieder für Sie.« Offenkundig verbarg sich eine romantische Seele hinter Mrs Snowballs steifem Korsett. »Kommen Sie doch bald mal wieder mit ihm her. Ich werde ihm einen ganz besonderen Kaffee machen«, versprach sie mit ihrem lückenhaften Grinsen.
»Da hat David wohl eine Eroberung gemacht«, sagte Poppy, als wir außer Hörweite am Fenster saßen. Felix bezahlte die erste Runde, nach langer Suche in vielen Taschen und dem Zählen vieler Münzen.
»Komisch, beim letzten Mal hatte ich nicht das Gefühl, dass sie ihn mag.«
»Aber sie mag Felix – sieh nur, wie sie wieder mit ihm flirtet«, sagte Poppy.
»Aber selbst seinen Cappuccino bestreut sie nicht«, bemerkte ich, als sich Felix setzte. »Davids wohl, obwohl du nichts versäumst, Felix, es war seltsames grünes, fleckiges Zeug, auf keinen Fall geriebene Schokolade oder Zimt.«
»Was war es dann?«, fragte Poppy. »Was ist denn grünfleckig?«
»Vielleicht hat sie aus Versehen verdorbenen Milchpulverersatz genommen?«, überlegte ich. »Es sah nicht schön aus, und David hat das meiste in die Pflanze hinter dir gegossen. Danach ist er nach Hause geeilt und hat mich später angerufen, um mir mitzuteilen, dass es ihm gar nicht gut gehe.« Bei näherer Betrachtung sah auch die Schusterpalme ziemlich mitgenommen aus.
»Ich wollte ein Best Bitter, keinen Kaffee«, klagte Felix, »aber ich wollte ihr auch nicht auf die Füße treten. Dabei habe ich meine eigene Kaffeemaschine im Laden – ich kann den ganzen Tag Kaffee trinken, noch dazu umsonst. Aber sie hat sich in diese Maschine verliebt.«
»Die wird ihren Reiz bald verlieren, jetzt können ja auch Molly und Clive damit umgehen«, winkte Poppy ab. »Oh, sie geht, dann können wir gleich etwas anderes bestellen.«
Aber Mrs Snowball blieb in der Tür stehen, um sich mit einem Knalleffekt zu verabschieden. »Ich hab gehört, den neuen Vikar hätte es heute Nachmittag beinahe erwischt: von einem Engel erschlagen!«
Sie gackerte wie die böse Hexe in einem Märchenspiel, und das noch lange, nachdem sie die Tür geschlossen hatte.
Ich wandte mich an meine Freunde und fragte drängend: »Was meint sie damit? Hatte Raffy einen Unfall?«
»Alles in Ordnung, ihm geht’s prima. Der Engel hat ihn meilenweit verfehlt«, sagte Felix. »Effie Yatton war bei mir im Laden und hat es mir erzählt.«
»Ja, mich hat sie auch angerufen. Sie weiß immer alles als Erste – die Dorfbotin.«
»Aber ich weiß von nichts«, sagte ich ungeduldig. »Was für ein Engel? Wann?«
»Eine der Marmorskulpturen auf dem Friedhof, sie ist vor Raffy auf den Weg gefallen, als er heute Nachmittag zur Kirche gehen wollte«, erklärte Poppy. »Der Engel ist direkt auf einer Weggabelung gelandet und hat den linken Pfad blockiert. Effie hält es für ein Zeichen.«
»Ja, ein Zeichen für Maulwürfe«, warf Felix grinsend
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