Schokoladenzauber - Roman
noch immer nicht klar, ob er mich für eine mögliche Wiederaufnahme unserer Verlobung in Betracht zog oder nicht, aber als sich sein Monolog um die Frage drehte, in welchen Häusern Platz für eine Familie sei, folgte ich Poppys Ratschlag und erinnerte David daran, dass ich niemals heiraten oder Kinder haben wolle und mit meinem Leben vollkommen zufrieden sei.
Er lachte mich aus, und es hätte mich nicht gewundert, wenn er meinen Kopf getätschelt und gesagt hätte, er wüsste schon, was ich brauche. Vermutlich hätte ich ihn in die Hand gebissen.
Mir wurde allmählich bewusst, wie knapp ich damals entkommen war – was hatte ich mir bloß dabei gedacht? Hätten wir wirklich geheiratet, säße ich jetzt bestimmt schon wegen Mordes im Gefängnis.
Abgesehen von der Nacht nach meinem erhellenden Gespräch mit Raffy, als mich eine gewaltige emotionale Erschöpfung überkommen hatte, schlief ich nicht gut. Wann immer ich die Augen schloss, kam die Vergangenheit zurück, in allzu lebhaften Farben. Die einzigen guten Momente waren die, in denen ich mir vorstellte, was ich Rachel antun würde, und nicht selten tauchten in diesen Szenarien siedendes Öl und Daumenschrauben auf.
Statt zu schlafen, verbrachte ich einen Großteil meiner Nächte in der Werkstatt und stellte Schokolade her, mit dem Radio zur Begleitung. Das sanfte Geräusch der geschmolzenen Schokolade, die im Bad blubberte, beruhigte mich sehr, wie auch das intensive Aroma. Ich fertigte und aß auch unglaublich viele Trüffeln – meine Rechnung für Sahne erreichte astronomische Höhen.
Ich hatte die letzte Fassung der Zauberformel ausgedruckt und sagte nun während des Temperierens den ganzen Spruch auf, obwohl ich ihm nicht wirklich eine Wirkung zusprach – es geschah wohl mehr aus Dankbarkeit für Brummbarts nette Geste und aus der Macht der Gewohnheit heraus.
Jake kam oft mitten in der Nacht in die Werkstatt, um nach mir zu sehen: Er war besorgt, sagte aber nichts.
Jedenfalls legte ich einen riesigen Vorrat an Wunschschokolade an!
Seit unserem kleinen Zank war ich auf dem Rückweg von der Post nicht mehr bei Felix vorbeigegangen, aber am Montag kam er zu mir und entschuldigte sich in aller Form für sein mangelndes Verständnis. Ich nahm seine Entschuldigung gerne an, doch dann wurde mir die Freude durch Felix’ Eingeständnis vergällt, dass ich das Raffy zu verdanken hatte: Er könne angeblich gut verstehen, wenn ich seinen Anblick in meinem Freundeskreis nicht ertragen würde, hoffe aber, das würde sich eines Tages ändern.
Wie edelmütig von ihm. Und was war die Folge? Nun stand ich als das halsstarrige Kind da und er als der Erwachsene!
Kapitel dreiundzwanzig
Pax
H ebe Winter holte Brummbart zur Krisensitzung des Gemeinderats in ihrem weißen Mini ab, Poppy fuhr ihn nach Hause und kam durch das Museum zu mir. Ich hatte zuvor einen Schokoproduktionsmarathon absolviert, räumte nun auf und musste Poppy daran hindern, geistesabwesend die Kuvertüre-taler aus dem offenen Beutel zu essen, als wären es Bonbons.
»Wie ist es denn gelaufen?«, fragte ich, verschloss den Beutel fest und brachte ihn in Sicherheit.
»Oh, gut, obwohl Miss Winter, Effie und Laurence in ihren elisabethanischen Kostümen erschienen sind, weil sie hinterher zur Reenactment-Gruppe wollten, und wenn man dann noch die komische Gewandung deines Großvaters dazunimmt, war das Ganze schon ziemlich surreal.«
»Versuch mal, mit ihm und Zillah zu leben: Mein ganzes Dasein ist surreal. Ging es bei der Sitzung um die Sache mit dem Wegerecht?«
»Ja, obwohl das meiner Meinung nach Zeit bis zur nächsten regulären Sitzung gehabt hätte, weil wir im Moment ohnehin nicht viel unternehmen können. Miss Winter ruft in letzter Zeit die Krisensitzungen nach Belieben ein! Aber Laurence hat im Internet schon ähnliche Fälle gefunden, und der Anwalt von Miss Winter will sich die Sache ansehen und uns dann Bericht erstatten. Außerdem warten wir auf eine Antwort auf den Brief, den sie wegen des Strandbads und der Tennisplätze an Mann-Drake geschickt hat, aber er ist wohl noch in London.«
»Mann-Drake hat mit seinen Profitplänen wahrlich in ein Wespennest gestochen«, sagte ich. »Sein jüngster Schachzug mag zwar nur ein halbes Dutzend Anwohner betreffen, aber natürlich fragen sich jetzt alle rasend vor Wut, was er als Nächstes vorhat.«
»Hebe Winter hat heute nicht nur wie Elisabeth I. ausgesehen, ich hatte auch erwartet, sie würde eine Rede halten und uns anschließend in
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