School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
ließ den Kopf sinken und seufzte. Irgendwie tat er mir leid. Es war so offensichtlich, dass auch Mona etwas für ihn empfand, aber immer dann, wenn ich dachte, sie würden sich annähern, blockte sie ab.
»Aber du könntest mir helfen, oder hast du etwas anderes vor?«, sagte Mona und drehte sich zu mir um.
»Nein, hab ich nicht«, antwortete ich lahm.
»Dann lass uns gehen. Es gibt noch eine Menge zu tun, und vielleicht kann ich dich ja doch noch dazu überreden, uns zu begleiten.«
»Keine Chance«, entgegnete ich kopfschüttelnd.
»Wir werden ja sehen«, zwitscherte meine Freundin fröhlich und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
Zusammen verließen wir die Cafeteria und gingen nach oben in unser Zimmer, wo Mona etliche alte Bücher auf dem Boden ausbreitete.
»Was ist das?«, wollte ich wissen und deutete auf das Chaos auf dem Fußboden.
»Bücher«, antwortete sie, während sie stirnrunzelnd eine Seite nach der anderen umblätterte.
Ich verdrehte die Augen und schnaubte.
»Ach was?«
Mona sah auf.
»Das sind alles sehr alte Schriften aus einem Teil der Bibliothek, zu dem wir normalerweise keinen Zutritt haben. Ich hoffe, in einem dieser Bücher etwas über das Haus der Angst zu erfahren. Irgendjemand muss doch die Vorfälle dokumentiert haben. In den letzten dreihundert Jahren wurde das Haus dreimal gerufen. Immer kamen dabei Schüler ums Leben, aber jedes Mal haben auch einer oder mehrere überlebt. Dementsprechend muss es auch Aufzeichnungen von ihren Schilderungen geben.«
Ich sah auf die Uhr an der Wand. Es war zwei Uhr nachmittags.
»Viel Zeit bleibt dir aber nicht«, stellte ich mit einem Blick auf den nicht unerheblichen Lesestoff am Boden fest. »Soll ich mir auch eines der Bücher vornehmen?«
Mona schüttelte lächelnd den Kopf.
»Nichts für ungut, doch du wüsstest gar nicht, wonach du suchen musst. Aber du könntest unsere Rucksäcke packen.«
»Rucksäcke?«
Mona zog einen Zettel aus ihrer Hosentasche und reichte ihn mir.
»Sieh zu, dass du alles einpackst, was auf der Liste steht.«
Neugierig versuchte ich, die Handschrift meiner Freundin zu entziffern, was bei ihrer Sauklaue wirklich nicht leicht war.
Gerade als ich sie fragen wollte, ob auf dem Zettel wirklich das Wort "Wolldecke" stand oder ob ich mich verlesen hatte, juchzte sie erfreut auf.
»Was ist denn los?«, wollte ich wissen.
Mona sah von dem Buch, in dem sie gerade gelesen hatte, auf und strahlte.
»Ich hab es gefunden«, sagte sie grinsend.
»Was hast du gefunden?«
»Ich weiß jetzt, um welchen Gegenstand es sich beim letzten Ausflug ins Haus der Angst gehandelt hat.«
Als ich Mona verwirrt ansah, weil ich nicht sofort kapierte, was sie damit meinte, verdrehte sie die Augen. »Der Gegenstand, den man finden muss, um das Haus wieder zu verlassen. Es waren Zahlen. Sie mussten eine Zahlenkombination zusammensuchen, um die Tür zu öffnen«, flüsterte sie fast ehrfürchtig.
»Und das ist jedes Mal so?«
Mona verzog ihr hübsches, herzförmiges Gesicht.
»Nein, leider nicht.«
»Und wie soll uns das dann weiterhelfen?«
»Wenigstens wissen wir jetzt, in welche Richtung die Aufgabe gehen könnte«, erklärte Mona und klang sichtlich verletzt. Ich zuckte die Achseln und verkniff mir eine Antwort. Da ich sowieso nicht mitkommen würde, konnte es mir ja egal sein.
Während Mona die Bücher beiseiteschob, kramte ich meinen Koffer unter dem Bett hervor. Ich öffnete ihn und nahm eine kleine Schachtel heraus, in der ich die Kette mit dem Pentagramm-Anhänger aufbewahrte, den Mrs Jackson mir bei meinem ersten Besuch überreicht hatte.
Ich hatte ihn lange getragen und erst an dem Tag abgenommen, als ich hier im Internat eingezogen war.
Jetzt nahm ich ihn vorsichtig aus der Schachtel und ließ die Kette durch meine Finger gleiten. Ich betrachtete die filigrane Arbeit, legte mir schließlich das Schmuckstück um den Hals und ließ das Pentagramm unter meinem Oberteil verschwinden.
Kaum hatte das Schmuckstück meine Haut berührt, fühlte ich mich irgendwie sicherer als zuvor. Ich hatte schon völlig vergessen, wie gut sich das anfühlte. Von nun an würde ich es wieder öfter tragen, beschloss ich.
Punkt halb sechs ließ ich zwei vollgepackte Rucksäcke neben Mona auf den Boden fallen. Ich war in der ganzen Schule herumgeirrt, um all das zu finden, was meine Freundin aufgeschrieben hatte.
»Ich hoffe, dass du diesen Mist auch wirklich brauchst. Ich habe mir nämlich Blasen gelaufen, um alles zusammenzusuchen.
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