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Schossgebete

Schossgebete

Titel: Schossgebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Roche
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und ihm nicht mein Verständnis von Beziehung aufdrängen, wo man sich ständig gegenseitig Pickel ausdrückt, die Würmer im Stuhl des anderen begutachtet oder sich die Analwunden reinziehen muss. Auch nicht, wenn man sie sich gegenseitig zugefügt hat, wie mein Mann mir. Die Drescher, ts!
    Als wir gerade frisch zusammen waren, ist uns dann leider ein schlimmer Unfall passiert, was mein Poloch angeht. Ich erinnere mich wegen Drogen und Alkohol nicht mehr, warum wir überhaupt im Badezimmer gelandet sind. Mein Bild im Kopf, kurz bevor es sehr wehtat, zeigt uns beide nackt. Ich stehend ans Waschbecken gelehnt, er von hinten kommend. Ich hatte eigentlich die Augen verbunden, die Augenbinde war aber etwas verrutscht, sodass ich uns im Spiegel sehen konnte. Hab ein bisschen gelauert. Und weil er voll drauf war, rammte er mir vor lauter Geilheit seinen Schwanz ins Poloch. Ich zog ihn sofort wieder raus. Dabei ist einiges kaputtgegangen. Lernt man doch schon in der Schule, dass man sich beim Analverkehr besonders schnell mit allem Möglichen anstecken kann. Weil eben viel Blut fließt. Das war bei mir auch so. Da stehen nun zwei nackte notgeile Kokssüchtige im Badezimmer und wissen nicht, wohin mit der Latte.
    Wir hatten beide ein sehr unangenehmes Runterkommen. Und ein Bild im Kopf, was nie wieder weggeht. Da muss ich jedes Mal dran denken, wenn wir es wieder versuchen. Das ist eine große Überwindung. Und macht unlockerer. Mein Poloch, ein Teufelskreis.
    Seit dieser Verletzung ist der Analverkehr eine Riesensache bei uns geworden. Wie Käsefondue in der Familie. Selten, aber dann richtig abgefeiert! Er entschuldigt sich hundertmal im Jahr dafür. Dass er nicht weiß, was ihn damals geritten habe. Na, ich! Und dass es ihm so wahnsinnig leidtue, dass er mir damals so wehgetan hat. Ja, ja, kein Problem. Nur vergessen kann man das schwer, wenn die Eichelspitze wieder anklopft. Ich rede dann innerlich mit meinem Poloch. Ganz ruhig, das wird schon gut gehen, mach dich locker, weite dich, das ist besser für uns beide, das passiert nie wieder wie damals, geh auseinander, nicht verkrampfen, dann tut es uns beiden nicht so weh! Und innerhalb von ein paar Minuten passt er mit seinen fetten Zentimetern Durchmesser da rein.
    Er ist fertig mit seinen beiden Stücken Kuchen.
    »Darf ich den Tisch verlassen?«
    »Klar.«
    So ist das bei uns. Wir fragen das immer, eigentlich nur als Vorbild für die Kinder, jetzt ist es aber so drin, dass wir das machen, auch wenn die nicht da sind.
    Er steht hinter seinem Stuhl, und ihm fällt noch was ein: »Ich habe was im Internet bestellt, eine Überraschung, eine DVD . Ein Zusammenschnitt cooler Sexfilme aus den Siebzigern, haben zwei Frauen gemacht in der Schweiz, die heißen ›Glory Hazel‹. Eine Art Kunstprojekt. Sollen wir das mal gucken?«
    »Klar.«
    Unersättlich, mein Mann. Aber es ist auch besonders stark, wenn das Kind weg ist, sonst ist alles sehr unsexuell, wenn es da ist.
    Ich bleibe alleine mit meinem Reststück Kuchen am Tisch sitzen und denke weiter über unsere anale Vergangenheit nach. Er geht mit Sicherheit wieder was aufräumen. Lustig. Wie kann man nur so viel aufräumen? Er würde sagen: Wie kann man nur so viel Unordnung machen?
    Nach dem Polochunfall hat er auch mal vorgeschlagen, dass wir seinen Schwanzdurchmesser ausrechnen und er ein gleich großes Teil bei sich reinsteckt, nur um nachvollziehen zu können, wie das für mich ist. Aber bestimmt auch, weil er gerne Sachen hinten drin hat. Ist eben ein Katholik. Ich bin klein, also ist mein Poloch auch verhältnismäßig klein. Er ist groß, und sein Schwanz ist sogar im Verhältnis zu seiner Größe groß. Also unverhältnismäßig groß. Wenn Georg groß ist und sein Poloch damit auch viel größer, muss das, was da rein soll, damit er das gleiche Erlebnis und die Spannung am Schließmuskel spürt wie ich, um einiges größer und breiter sein als sein eigener Schwanz. Jaha!
    Wir haben in einem Sexshop einen riesigen, fetten Gummidildo gekauft. Das war mir an der Kasse sehr unangenehm. Ich bin mir sicher, der Verkäufer hat ein bisschen gegrinst. Am liebsten hätte ich ihm erklärt, dass das nicht für mich kleine Person ist, sondern für ein Gleichberechtigungsexperiment. Aber man muss wohl locker sein und drüberstehen, was der Sexshopverkäufer denkt. Wo kommen wir denn da hin. Der kennt mich schon ganz gut, habe dort fast alles gekauft, was wir in unserer verbotenen Tasche horten. Schön versteckt vor den Kindern.

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