Schottische Ballade
fürchtete, der Übermacht nicht standhalten zu können, so flohen wir in die Hügel und kamen hierher.“
„Paddy?“ schrie Rowena. „Wo ist...“
„Mama“, ertönte eine Stimme, die sie wohl kannte.
Sie wirbelte herum und sah einen Sutherland-Krieger, der ihren Sohn vergnügt hochhielt.
„Mama, ich bin zu dir wie der Wind geritten.“
„O Paddy.“ Sie war sofort bei ihm, ihre Angst ließ nicht eher nach, als bis sie ihn in den Armen hielt. „O Paddy, ich hatte solche Sorge.“ Sie umarmte ihn, so fest sie konnte, und drückte ihr Gesicht an ihn.
„Mama.“ Er wand sich. „Du erdrückst mich.“
Sie lockerte die Umarmung, doch hielt sie ihn sicher in den Armen. „Ich habe dich vermisst, Lämmchen.“
„Ich bin kein Lämmchen“, sagte er entrüstet. „Ich bin ein Krieger.“
„Oh.“ War es eine Sinnestäuschung, oder war er in den wenigen Wochen gewachsen? „Nun, ich ..."
„So, du hast ihn also bei dir“, sagte Lion hinter ihr.
Rowena spürte, wie das Blut aus ihren Adern wich. Sie wünschte, dass sich die Erde öffnete und sie verschlang. Doch nichts geschah. Langsam ließ sie Paddy auf den Boden hinab und wandte sich um. Sie versuchte, den Knaben hinter sich zu verbergen. Würde man die Ähnlichkeit zwischen Mann und Kind erkennen? „Ja“, sagte sie bebend und wich Lions Blick aus. „Er ist erschöpft und schmutzig. Ich werde ihn am besten hineinbringen.“
Sie beugte sich hinab, um Paddy vor sich herzutreiben.
Er schlüpfte unter ihrem Arm hindurch und lächelte Lion an. „Hallo. Ihr seid nicht mit uns geritten. Wer seid Ihr?“ fragte er herzlich.
Es schien, als würde das Treiben rundum plötzlich verstummen. Rowena fühlte sich wie betäubt durch den Schlag ihres Herzens, während sie auf Lions Antwort wartete. Als er nichts sagte und die Stille unerträglich wurde, wusste sie ...
Heilige Maria, gib mir Kraft.
Rowena blickte auf, sah Lions entsetzten Ausdruck, und jede Hoffnung davonzukommen wich. Bitte, bitte tu ihm nichts.
Lion biss die Zähne zusammen. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Er fand keine Worte, denn er wandte sich von ihr ab und Paddy zu.
„Das ... das ist Lion Sutherland“, sagte Rowena.
„Oh.“ Paddys Lächeln verblasste. „Sir Wes hat mir von Euch erzählt. Er sagt, Ihr seid Lord of Glenshee. Ich ... ich wollte heute Morgen die Pferde nicht ängstigen und dadurch Zeit verlieren“, sagte er schwach.
„Ich bin sicher, dass du es nicht wolltest.“ Lions Stimme klang belegt. „Solche Dinge passieren.“
„Nicht mehr, wenn ich größer bin und mein eigenes Pony habe. Dann kennt es mich, versteht Ihr, und es wird nicht mehr scheuen, wenn ich herunterfalle.“
„Tatsächlich.“ Lion kniete sich nieder. Sein Blick war auf Paddys Gesicht gerichtet, so als ob er kaum glauben könnte, was er sah. „Fällst du oft herunter, wenn du reitest?“
„Leider ja. Vater schlug mich dafür mehr als einmal.“ Paddy machte einen Schritt vorwärts. „Habt Ihr hier auch Ponys?“
„Ein oder zwei.“
„Kann ich sie sehen?“
Rowena ertrug es nicht länger. „Komm, Paddy. Ich muss dich waschen, und du bist sicher müde und auch hungrig.“ Sie nahm seine Hand, und es tat ihr weh, als er sie zurückzog.
„Sir Wesley sagte, Ihr habt das größte Schwert in den Highlands“, sagte Paddy strahlend. „Kann ich es sehen?“
„Du kannst Avenger später sehen“, erwiderte Lion. Sein Blick wandte sich von Paddy zu Rowena. „Wenn du deinen Sohn versorgt hast, möchte ich dich in meinem Gemach sehen.“
„Ich werde einige Zeit brauchen“, sagte sie schwach.
„Ist es dir jetzt lieber?“ Er war nicht mehr der zärtliche Liebhaber, der Mann, der sie dazu brachte, an ihn und seine Liebe zu glauben. An seine Stelle trat der Krieger, kalt und zornig.
Sie schüttelte den Kopf. „I...ich komme, sobald ich kann.“
16. KAPITEL
„Finlay ist fort? Wohin?“ brüllte Eneas und warf dem Verwalter zornige Blicke zu.
Wat schluckte schwer. „Einige Männer kamen vor zwei Tagen mit einer Nachricht ...“
„Von wem?“
„Auch das kann ich nicht sagen, denn sie sprachen mit Lord Finlay allein.“
Eneas fluchte. Sein Zorn wuchs. „Glenshee. Er muss es gewesen sein.“ Der aufdringliche Bastard musste erfahren haben, dass er hierher kommen wollte, um Finlay zu zwingen, dem Aufruf des Earls zu folgen. Ja, Eneas hatte Gefallen an dem Gedanken gefunden, mit den Gunns unter seinem Banner zu marschieren. Zweihundert Mann hatte er versprochen, doch
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