Schottische Ballade
Fuß - dunkle rote Haare, das schalkhafte Lächeln und die gleiche Nase. „Er ist mein Sohn.“
„Was wirst du tun?“
„Ich werde Anspruch erheben. Warum?“ fragte Lion überrascht.
Bryce runzelte die Stirn. „Deinem Blick, als du den Knaben sahst, war deutlich zu entnehmen, dass die Lady dir nichts von ihm erzählt hatte.“
„Nein“, sagte Lion langsam. „Vielleicht fürchtete sie, dass ich nicht glaubte, er wäre von mir. Auch hat sie Padruig Gunn versprochen, Paddy würde der nächste Anführer der Sippe sein. Das wird nun nicht geschehen“, fügte er eilends hinzu. Ein wenig Angst überkam ihn, als er sich daran erinnerte, wie unerbittlich sie darin war, den Schwur, den ihr Padruig abgerungen hatte, zu halten.
„Wirst du dich mit ihr vermählen?“
„Ja.“ Seine Rechte als Paddys Vater sollten gewiss Rowenas Gelöbnis für null und nichtig erklären. Die Kirche konnte an solch einem unnatürlichen Gelübde, das ein tyrannischer alter Mann von ihr verlangt hatte, als sie allein, verängstigt und verletzbar gewesen war, nicht festhalten. „Ich stelle mir vor, wie erfreut Mutter und Vater sein werden, wenn sie erfahren, dass bereits ein weiterer Sutherland nach mir kommt.“ Er runzelte die Stirn. „Der Bursche muss für legitim erklärt werden. Father Simon auf Kinduin wird wissen, was zu tun ist.“ Und was getan werden muss, um sie von dem verfluchten Eid zu lösen. „Ich werde ihm morgen schreiben.“
„Trotzdem finde ich es noch immer seltsam, dass sie dir nichts sagte, besonders nicht, nachdem du sie überzeugtest, dass du sie nicht verlassen hast.“
„Nun, so sonderbar ist das nicht, wenn man Rowena kennt. Sie ist immer schon eine geheimnisvolle Frau gewesen. Sie hat Angst, zu viel von sich zu offenbaren und verletzt zu werden. Alles hatte sich so rasch entwickelt und war so ungeordnet, da wir Alexanders Pläne durchkreuzen wollten. Sie hat zweifellos auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.“
„So könnte es sein.“
„Sollte sie den Knaben nun nicht bereits zu Bett gebracht haben?“
„Man sagt, es nehme Zeit in Anspruch, ein Kind an einem fremden Ort zu Bett zu bringen“, sagte Bryce. „Und sie waren einige Zeit voneinander getrennt.“
Lion verstand das, denn auch er hatte die Trennung von Rowena unerträglich gefunden. „Ich hoffe nicht, dass sie sich mit Absicht fern hält, da sie befürchtet, ich könnte den Jungen verleugnen.“ Das Bedürfnis, bei ihr zu sein, trieb ihn zur Tür. „Ich werde besser gehen und meine Unterstützung anbieten.“ Er lächelte. „Und ich habe noch viel zu lernen, um ein guter Vater zu sein.“ Lion lief beschwingt die Treppe zum unteren Stockwerk hinab. Selbst der Anblick von Kier, der Wache vor der Tür stand, konnte seine gute Laune nicht verderben. Er nickte dem düster blickenden Burschen zu und stieß die Tür auf.
Paddy trug keine Tunika mehr, saß auf dem Bett und war nur noch mit seiner Hose bekleidet. Seine Mutter kniete vor ihm und zog an den schmutzigen Stiefeln. „Du hast mir gefehlt, Mama“, sagte er.
„Nicht halb sosehr, wie ich dich vermisste.“ Rowena griff nach ihm und zog ihn in ihre Arme.
Das rührende Bild trieb Lion Tränen in die Augen. Sein Weib. Sein Sohn.
„Hallo“, sagte Paddy und sah ihn über ihre Schulter hinweg an.
Rowena erschrak und wandte sich um. „L...Lion. Ich dachte dich später aufzusuchen.“
„Ich wollte nicht warten.“ Schmerzlich drängte es ihn, sich der Familie hinzuzugesellen. Lion durchquerte das Gemach und kniete sich neben sie. „Du hast ein gutes Pfund Schlamm auf dir, Junge.“ Er wollte die schmutzige Wange berühren, die so zart, so warm war. „Und du hast ihn überall herumgetragen.“
Paddy blickte auf den Fußboden und die Bettdecke. „I...ich habe das nicht gewollt.“ Er sah betroffen aus.
„Das macht nichts“, sagte Lion. Verdammt, war der Junge verängstigt? Wovor fürchtete er sich?
„Vater sagte, ein Anführer muss immer ein gutes Beispiel geben. Ich hätte mir im Stall den Schmutz abwaschen sollen, wie es sich gehört. Nur ... nur war ich so müde, und ich habe Mama so sehr vermisst.“
Viel zu ernst für einen Jungen seines Alters, dachte Lion. „Das ist wahr, doch der Schmutz vom Ritt bleibt an Laird und Soldaten gleichermaßen haften. Es ist ja nichts geschehen.“ Er lächelte und strich dem Jungen übers Haar. „Und ich kann gut verstehen, dass du begierig warst, diese schöne Lady zu sehen. Sie ist auch meine Liebste.“ Er blickte Rowena
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